Will Saudi-Arabien Joe Biden schwächen und Trump zum neuen US-Präsidenten machen?

Zwischen beiden Ländern schwelt ein Konflikt, der nicht leicht auszuräumen sein wird. Was die Saudis an Biden stört und wie sie Einfluss auf die US-Wahl nehmen.

Eine besondere Freundschaft verband über viele Jahre die USA und Saudi-Arabien: 15 Präsidenten und sieben Könige hat sie überdauert, ein arabisches Ölembargo, zwei Kriege am Persischen Golf und die Terroranschläge vom 11. September obendrein. Inzwischen löst sich diese Partnerschaft zusehends auf.

Der faktische Herrscher des Königreichs, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, macht sich im privaten Rahmen über den US-Präsidenten Joe Biden lustig, heißt es im Wall Street Journal. Er zweifelt an Bidens geistigen Fähigkeiten, und mag den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump lieber.

Die Abneigung gegen Biden geht offenbar so weit, dass der saudische Kronprinz aktiv daran arbeitet, Biden aus seinem Amt zu verdrängen. Die jüngste Tagung des Ölkartells OPEC+ war eine gute Gelegenheit dafür: Saudi-Arabien soll darauf gedrängt haben, die Ölproduktion sogar doppelt so stark zu drosseln wie Russland und andere Kartell-Mitglieder, heißt es bei The Intercept. Das Magazin beruft sich auf zwei saudische Quellen.

Russland hatte dem Bericht zufolge nur angestrebt, die Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag zu kürzen. Anfang Oktober hatte dann das Kartell verkündet, sie nominell um zwei Millionen Barrel pro Tag kürzen zu wollen.

Knapp eine Woche später erklärte die US-Regierung, dass mehr als ein Mitglied der OPEC+ mit der Kürzung nicht einverstanden war, aber von den Saudis gezwungen wurde, sich ihr anzuschließen. Das Weiße Haus nannte keine einzelnen Länder – aber das Wall Street Journal berichtete, dass Kuwait, Irak, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu gehören sollen. Die Länder befürchteten demnach, dass eine geringere Ölförderung zu einer Rezession führen könnte, die die Nachfrage nach Öl weiter einbrechen lassen würde.

Während die US-Regierung nach außen den Verdacht äußert, Saudi-Arabien hätten sich im Krieg in der Ukraine mit Russland verbündet, sehen US-Analysten einen anderen Grund für den saudischen Druck innerhalb der OPEC+.

"Die Saudis sind sich sehr wohl bewusst, dass der Benzinpreis an der Zapfsäule seit 1973 ein entscheidendes politisches Thema in den Vereinigten Staaten ist", erklärte ein Analyst des Brookings Institutes gegenüber The Intercept.

Die Saudis wollen eine starke Erhöhung, um den Republikanern zu helfen, sagte demnach dieser Analyst. Wenn sie die Zwischenwahl im November für sich entscheiden könnten, dann sei das der erste Schritt zum Sieg von Donald Trump im Jahr 2024.

Trump hat eine besondere Bedeutung für den saudischen Kronprinzen: Der ehemalige US-Präsident verkaufte Waffen an die Saudis im Wert von 350 Milliarden US-Dollar. Außerdem legte er sein Veto gegen drei verschiedene Gesetzesentwürfe des US-Kongresses ein, die Waffenverkäufe an Riad blockiert hätten.

Im Gegenzug hatte bin Salman auch die Wünsche Trumps erfüllt: einmal im Jahr 2018, indem er die Ölproduktion erhöhte, um die Preise auf dem Markt zu senken; ein weiteres Mal im Jahr 2020, indem er die Ölproduktion senkte, um die Schieferölindustrie in den USA zu schützen, als sie durch die geringe Nachfrage infolge der Coronapandemie angeschlagen war.

Dagegen wurden Biden und der Kronprinz nie warm miteinander. Als der amtierende US-Präsident im Juli nach Dschidda reiste, versuchten beide ein persönliches Verhältnis aufzubauen. Doch Biden verärgerte den Prinzen schließlich mit Vorwürfen ob der Menschenrechte im Land.

Auch der Tod von Jamal Khashoggi, einem Kolumnisten der Washington Post, belastet das Verhältnis der beiden: Biden macht den Kronprinzen dafür verantwortlich, dass der Journalist getötet und zerstückelt wurde. Für bin Salman scheint das Thema dagegen abgeschlossen zu sein – zumindest will er nicht immer wieder damit konfrontiert werden. Ein Grund mehr für ihn, Trump zu unterstützen: Er schien weniger Probleme damit zu haben.

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