Zahnpasta im Test

Sind Fluorid, Zink und Titan­dioxid gefähr­lich?

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Zahnpasta im Test - Gute Zahn­cremes – auch ohne Titan­dioxid

Weiße Zahn­creme. Sie enthält oft Titan­dioxid, doch der kritische Farb­stoff kann auch in anders gefärbten Zahnpasten stecken. © Getty Images

Zahnpasten enthalten oft Fluorid, Zink und Titan­dioxid. Sind diese Stoffe für die Zahn­pflege nötig? Können sie schaden? Wir sagen, was es zu beachten gilt.

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Ist Fluorid giftig?

Nein, nicht in den Mengen, die wir üblicher­weise aufnehmen. Das Risiko, sich durch Zahnpasta mit Fluorid zu vergiften, ist gleich null. Für einen 75 Kilo schweren Erwachsenen liegt die tödliche Dosis bei etwa 3 500 Milligramm. Um die zu erreichen, müsste die Person den Inhalt von ungefähr 23 Tuben Zahnpasta à 100 Milliliter verschlu­cken.

Dass manche Menschen sich wegen Fluorid Sorgen machen, dürfte unter anderem daher rühren, dass es oft mit Fluor verwechselt wird – einem giftigen Gas. Fluoride sind die Salze des Fluors, sie haben andere Eigenschaften und sind in der Natur weit verbreitet. Auch der menschliche Körper enthält Fluorid, vor allem in Knochen und Zähnen.

Fluorid ist der wichtigste Wirk­stoff in Zahnpasta

Mit fluoridhaltiger Zahnpasta lässt sich Karies am besten entgegen­wirken. Diese häufige Zahn­erkrankung entsteht durch bakterielle Zahnbeläge, die Plaque: Plaque-Bakterien bilden Säuren, die Mineralien aus dem Zahn­schmelz lösen und ihn schädigen.

Die Wirk­samkeit von Fluoriden ist klar belegt: Sie helfen, der Zahn­oberfläche Mineralien zurück­zugeben. Und sie machen die Zähne widerstands­fähiger gegen Säuren – so beugen sie Karies vor. Dass andere Substanzen vergleich­bar effektiv vor Karies schützen, ist bisher nicht ausreichend nachgewiesen. Fluoride haben zudem antimikrobielle Eigenschaften, wirken also plaque- und entzündungs­hemmend.

Tipp: Wichtig für gesunde Zähne ist auch die Zahnbürste. In unserem Zahnbürsten-Test finden Sie gute elektrische Zahnbürsten für weniger als 20 Euro.

Auch unsere Nahrung enthält Fluorid

Fluorid wird nur durch Verschlu­cken vom Körper aufgenommen. Sich ohne Fluorid zu ernähren, ist nicht möglich. Es steckt zum Beispiel in schwarzem Tee, grünem Tee und in Fisch, als Spuren­element auch in Mineralwässern und Trinkwasser.

Die tägliche Aufnahme­menge in Deutsch­land ist gering: Erwachsene nehmen über Lebens­mittel geschätzt 0,4 bis 0,6 Milligramm Fluorid am Tag auf. Damit wird der Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Durch­schnitt nicht erreicht. Er liegt bei 3,8 Milligramm pro Tag für Männer und 3,1 Milligramm pro Tag für Frauen.

Keine Gefahr für eine Über­dosierung

Lokal angewandte, fluoridhaltige Produkte wie Zahnpasta werden wieder ausgespuckt. Deshalb spielen sie für die Gesamt­aufnahme von Fluorid so gut wie keine Rolle. Ein Risiko der Über­dosierung durch fluoridierte Zahnpasten besteht bei sachgemäßem Gebrauch nicht – nicht einmal durch versehentliches Verschlu­cken.

Bei kleinen Kindern kann viel Fluorid zu Fluorose führen

Zu einer hohen Fluorid-Aufnahme kann es kommen, wenn Menschen den Stoff über einen längeren Zeitraum aus zu vielen Quellen zu sich nehmen – zum Beispiel wenn Kinder gleich­zeitig Fluoridsalz, Fluorid­tabletten sowie fluoridhaltige Zahnpasta bekommen und Trink­wasser mit erhöhtem Fluorid­gehalt trinken.

Regel­mäßig über­höhte Mengen an Fluorid während der Zahn­entwick­lung können weiße bis gräuliche Flecken am Zahn­schmelz verursachen. Zahn­ärzte sprechen von Fluorose. Die Verfärbungen sind erst ab dem Durch­bruch der bleibenden Zähne sicht­bar und meist nur ein ästhetisches Problem. Sprich: Es sieht nicht schön aus, ist aber in der Regel harmlos.

Tipp: Ob Eltern Babys und kleinen Kindern Fluorid­tabletten geben sollten, beant­worten wir in unserem FAQ Zahnpflege.

Fluorid ist nicht krebs­er­regend

Nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand gibt es keine Hinweise dafür, dass Fluorid Krebs auslösen kann. In den USA gab es in der Vergangenheit Unter­suchungen zu dieser Frage. Man verglich etwa, ob Menschen in Gebieten, die mit fluoridiertem Trink­wasser versorgt werden, häufiger an Krebs sterben als anderswo. Es war kein Zusammen­hang fest­stell­bar.

Auch Schwangere können mit Fluorid putzen

Das US-amerikanische National Health Institute hat gemein­sam mit verschiedenen Gesund­heits- und Umwelt­behörden sowie Universitäten Unter­suchungen an schwangeren Frauen in Mexiko durch­geführt. Die Wissenschaftler wollten unter anderem heraus­finden, welchen Einfluss die Fluorid­aufnahme auf noch ungeborene Kinder hat. Das Ergebnis: Offen­bar kann eine deutlich erhöhte Aufnahme in der Schwangerschaft die Intelligenz des Kindes lang­fristig mindern.

Für Deutsch­land liefert das Studien­ergebnis aber keinen Grund zur Sorge. Die Gegebenheiten in Mexiko unterscheiden sich stark von unseren: Die Menschen dort nehmen deutlich größere Mengen Fluorid aus verschiedenen Quellen auf. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass hier­zulande ein Zusammen­hang zwischen der Fluorid­aufnahme bei Schwangeren und dem Intelligenzquotienten ihrer Kinder besteht.

Lieber ohne Titan­dioxid putzen?

Titan­dioxid galt lange als unbe­denk­lich für Menschen. Es kam etwa in Back­waren, Brot­aufstrichen oder Kaugummis vor. Im Mai 2021 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) den Zusatz­stoff als „nicht mehr sicher“ einge­stuft. Sie konnte den Verdacht einer erbgutschädigenden Wirkung nicht entkräften (Details siehe FAQ Titandioxid).

Das könnte auch für Zahn­creme mit Titan­dioxid relevant sein, denn geschätzt werden etwa zehn Prozent beim Putzen verschluckt. Für die Zahn­pflege ist Titan­dioxid unnötig, es färbt nur die Zahn­creme weiß. Die Stiftung Warentest rät aus Gründen des vorbeugenden Verbraucher­schutzes zu Pasten ohne das Pigment.

Zahnpasta enthält nur wenig Titan­dioxid

Zahn­cremes enthalten üblicher­weise bis zu ein Prozent Titan­dioxid. Damit tragen sie zur Gesamt­aufnahme­menge nur wenig bei: Erwachsene, die täglich rund zwei Gramm Zahnpasta verwenden, könnten im Jahr etwa 0,73 Gramm Titan­dioxid aufnehmen. Durch abge­leckten Lippenstift sind es bis zu 3,5 Mal mehr.

Über Lebens­mittel nehmen wir übrigens noch deutlich mehr Titan­dioxid auf: Bei Personen mit einem Gewicht von 60 Kilo sind es im Mittel jähr­lich 44 Gramm.

Anbieter stellen Rezepturen um

Anders als in Lebens­mitteln ist Titan­dioxid in Kosmetika weiterhin erlaubt. Das könnte sich allerdings ändern. Die EU-Kommis­sion beauftragte im Juni 2022 ihren Ausschuss für Verbrauchersicherheit (Scientific Committee on Consumer Safety, kurz SCCS), die Sicherheit von Titan­dioxid in Kosmetika, neu zu bewerten – also beispiels­weise in Zahn­cremes, Lippen­stiften und Haar­sprays. Wann mit einer Stellung­nahme des SCCS zu rechnen ist, ist derzeit allerdings unklar. Sie wurde ursprüng­lich im März 2023 erwartet, verzögert sich allerdings. Der Grund dafür: Der Ausschuss hat für die komplexe Prüfung zusätzliche Daten von der Industrie ange­fordert.
Es bleibt abzu­warten, zu welcher Einschät­zung der SCCS gelangt und welche Konsequenzen die EU-Kommis­sion daraus zieht. Ein Teil der Branche handelt bereits und entfernt Titan­dioxid aus ihren Rezepturen. Von den aktuell von uns getesteten Weiß­macher-Zahnpasten enthält keine den Farb­stoff, und auch in früheren Tests von Universal-Zahnpasten kamen viele ohne Titan­dioxid aus. Welche davon noch erhältlich sind, zeigt ebenfalls unsere Zahnpasta-Datenbank.

Wann ist Zink in Zahnpasta sinn­voll?

In Pasten für Erwachsene hält die Stiftung Warentest Zink in handels­üblicher Konzentration für sinn­voll. Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass das Spuren­element gegen Bakterien wirkt und damit vor Plaque, Zahn­stein, Zahn­fleisch­entzündungen und Mund­geruch schützt.

Zink in Zahnpasta – was für Kinder und Jugend­liche gilt

Bei Kindern und Jugend­lichen ist die Gefahr für ein Zuviel an Zink höher als bei Erwachsenen, denn ihr Bedarf wird in der Regel bereits über die Nahrung gedeckt. Ein Über­maß an Zink könnte lang­fristig negative Effekte haben, etwa das Immun­system schwächen und zu Blut­armut sowie nervenbe­dingten Bewegungs­störungen führen. Deshalb vertrat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in der Vergangenheit die Auffassung, dass Minderjäh­rige zinkhaltige Zahnpasten nicht verwenden sollten.

Neue Erkennt­nisse. Laut einer vorläufigen Einschät­zung, die der Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU, kurz SCCS, im Juli 2023 veröffent­licht hat, ist diese Einschät­zung über­holt. Nach aktuellen Erkennt­nissen des SCCS gilt: Ab dem ersten Geburts­tag können auch Heran­wachsende Zahnpasten mit einer Zink­konzentration von maximal 1 Prozent nutzen. Für Kinder im ersten Lebens­jahr gelten 0,72 Prozent Zink in Zahnpasta als sicher.

Nied­rige Gehalte. Aus unseren Tests wissen wir, dass handels­übliche Zahnpasten für Erwachsene in der Regel deutlich unter 1 Prozent Zink enthalten. In Kinder­zahnpasten verzichteten die Anbieter auf Zink zuletzt voll­ständig. Wir prüfen Zahnpasten auch auf ihren Zink­gehalt und die entsprechende Kenn­zeichnung der Tuben.

Tipp: Die Ergeb­nisse im Zahnpasta-Test der Stiftung Warentest lassen sich gezielt nach zinkfreien und zinkhaltigen Pasten filtern. Kinder und Jugend­liche, die zinkhaltige Zahnpasten benutzen, sollten diese nicht schlu­cken, sondern stets gründlich ausspucken. Grund­sätzlich können Kinder etwa ab dem Schul­alter Erwachsenen-Zahn­cremes nutzen. Sie kosten oft weniger als Junior-Zahn­cremes, die aber oft milder schme­cken. Welche Zahn­cremes für Kinder bis zu sechs Jahren infrage kommen, lesen Sie im Kinderzahnpasta-Test der Stiftung Warentest.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 14.05.2024 um 13:32 Uhr
    Menge Zahnpasta Erwachsene?

    @bennihut123: Da bei der Anwendung von Fluorid nicht nur die Konzentration, sondern auch die Menge des in den Mund genommenen Fluorids eine Rolle spielt, empfehlen wir für Erwachsene, den Bürstenkopf einer Zahnbürste komplett mit einem Strang von ca. 1 bis 1,5 cm Länge zu belegen. Das entspricht dann ca. 1 bis 1,5 Gramm.
    Bei Kindern ist es allerdings wichtig, die von Ihnen genannte Mengenbegrenzung einzuhalten.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 14.05.2024 um 09:28 Uhr
    Bevola Whitening

    @svencb: Wir haben unseren Produktfindern nunmehr wieder auf den neuesten Stand gebracht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 13.05.2024 um 11:12 Uhr
    Natriumlaurylsulfat

    @testuser254jkl: Der Schwerpunkt unseres Zahnpasta-Tests liegt auf der kariesprophylaktischen Wirkung durch Fluorid und der Entfernung von Verfärbungen. Auf Natriumlaurylsulfat haben wir die Zahnpasten nicht untersucht. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ist der Ansicht, dass Laurylsulfat in den eingesetzten Konzentrationen zwischen 0,5 und 2 % sinnvoll und unschädlich ist, so dass wir den Einsatz in Zahnpasta nicht negativ bewerten.

  • svencb am 11.05.2024 um 18:47 Uhr
    "Testsieger" Kaufland Bevola Zahncreme Whitening?

    Guten Tag, der (lt. PDF-Heftartikel) Testsieger Kaufland Bevola Zahncreme Whitening wird in der Testergebnis-Datenbank nicht dargestellt. Ist das Produkt nicht mehr (oder nicht mehr unverändert) im Handel?
    Danke!

  • testuser254jkl am 26.04.2024 um 09:23 Uhr
    Natriumlaurylsulfat

    Welche der mit sehr gut oder gut gestesteten Zahcremes sind frei von Natriumlaurylsulfat (SLS)?
    Vielen Dank.