Die Binnenschifffahrt soll in den Benelux-Häfen künftig einfach und zuverlässig Landstrom beziehen können, Foto: Hafen Antwerpen

Benelux-Häfen starten eine Strom-Offensive

Die Spannung steigt – nicht nur im übertragenen Sinn: Mit einer beispielgebenden Initiative wollen führende Akteure der Seehafenverkehrswirtschaft aus den beiden Benlux-Staaten Holland und Belgien die Nutzung von Landstrom zunächst in der Binnenschifffahrt kräftig vorantreiben.

Das gaben jetzt die Verwaltungen der führenden europäischen Seehäfen Rotterdam und Antwerpen bekannt. Sie bilden dabei die Speerspitze einer Zukunftsbewegung, der sich auch weitere Hafen-Partner aus diesem bedeutenden Wirtschaftsraum angeschlossen haben, darunter die Hafengruppe Amsterdam. Gemeinsam wollen sie die Weichen für den Aufbau eines standardisierten Systems zur Landstrom-Versorgung für Binnen-, Flusskreuzfahrt- und Fahrgastschiffe stellen.

Gerade erst hatte der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) verkündet, dass er bis 2030 ein flächendeckendes Landstrom-Versorgungssystem aufbauen will. Seeschiffe stehen für einen besonders hohen Energiebedarf während der Hafenliegezeiten. Weil auf Großcontainerschiffen auch immer mehr Anschlüsse für Reefer-Container installiert sind – der Anteil temperaturgeführter Ladung vor allem in den wichtigen Fahrtgebieten kontinuierlich steigt – entsteht kontinuierlicher Stromverbrauch an Bord.

Der Energiebedarf bei größeren Cruise-Linern liegt inzwischen bei dem einer Kleinstadt. Der HbR hofft auf Gelder, die Brüssel sowieso für EU-Klimaschutzmaßnahmen bereitstellt.

Mit der jetzt angekündigten hafenübergreifenden Benelux-Initiative soll zugleich eine europaweite Ausschreibung beginnen. Das Ziel: Es sollen die geeigneten Anbieter für die Versorgungstechnik ermittelt werden, zugleich passende Serviceprovider für „die letzte Meile“, also die Stromübergabestationen bis hin zum Binnenschiff, gefunden werden. Es geht dabei um Leistungen wie Störungshilfe, die eigentliche Stromlieferung oder die Fakturierung.

Den Benelux-Häfenpartnern ist wichtig, das künftige System so einfach wie möglich zu machen – und zwar für die Binnenschifffahrtsunternehmen aus ganz Europa. Internationalität ist das große Stichwort, „denn die Binnenschifffahrt ist heute international unterwegs“, stellen die beiden großen Benelux-Häfen fest. Sie sind davon überzeugt, dass nur über eine Standardisierung der technischen Systeme bestehende Vorbehalte zur Nutzung von Landstrom in der Zielgruppe Binnenschifffahrt/Flusskreuzfahrt schnell abgebaut werden. Auf diese Weise könne dieser Verkehrsträger dann ebenfalls einen wirksamen Beitrag zur Erfüllung der EU-Klimaschutzziele leisten, sind die Häfenpartner überzeugt. Daher wollen sie auch für dieses Zukunftsprojekt entsprechende EU-Zuschüsse beantragen, wenn aus der Ausschreibung die entsprechenden Systempartner ermittelt worden sind. EHA

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