Visualisierung: Ritter Island und der Meeresboden samt Hangrutschungen, Grafik: Jens Karstens/GEOMAR

Risiken von Tsunamis besser abschätzen

Wenn Hänge von Vulkaninseln ins Meer stürzen, kann das katastrophale Folgen haben – Tsunamis drohen Inseln zu überschwemmen und Häfen zu zerstören. Forscher des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel haben es jetzt erstmals geschafft, eine Basis für Risikoabschätzungen bei Erdbewegungen auf Vulkaninseln zu schaffen.

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) sowie aus Großbritannien und Malta haben sich die Kieler Geophysiker die Vorfälle auf der kleinen Vulkaninsel Ritter Island in Neuguinea im Jahr 1888 genauer angeschaut. Damals löste der Kollaps des größten Teils der Vulkaninsel einen Tsunami aus, der mehrere Tausend Menschen auf Neuguinea und dem Bismarck-Archipel tötete. Die Wissenschafter fanden heraus, dass bereits sporadische, langsame Rutschbewegungen dem großen Kollaps vorangingen. „Diese neuen Erkenntnisse helfen uns, das Gefahrenpotenzial anderer Vulkaninseln besser einzuschätzen“, erklärte Dr. Jens Kastens vom Geomar. Bislang war unklar, ob langsame Rutschungen an Vulkanflanken auf einen kommenden Kollaps hindeuten oder ob langsame Rutschungen Spannungen aus dem Vulkansystem nehmen könnte.

Die Erkenntnisse der Untersuchung des Vulkans auf Ritter Island lassen jetzt den Schluss zu, dass Hangabrutschungen als Vorboten größerer Erdbewegungen anzusehen sind. Da der Aufbau und die Struktur des Vulkans auf Ritter Island mit anderen Vulkaninseln vergleichbar sind, lassen sich so künftig Vorhersagen treffen und das Risiko von Tsunamis besser abschätzen. „Um das Risiko abschätzen zu können, muss man das System verstehen“, sagte ein Geomar-Sprecher. Die Erkenntnisse der Kieler Forscher müssen noch durch weitere Forschungen gefestigt werden. acw

Maritime Sicherheit
Artikel von acw
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