Kaum was hinter der großen Klappe: Die Sylt-Fähre, die nach Dänemark pendelt, ist jetzt oft ziemlich leer, Foto: Timo Jann

Einschnitte für Fährschiff-Reedereien

Ausgesperrte Touristen, abgesagte Fahrten, verzögerte Warenströme: Das Corona-Virus sorgt für immer neue Schwierigkeiten. Die norddeutschen Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben ihre Inseln in Nord- und Ostsee abgeschottet. Wer nach Sylt, Borkum oder Rügen in den Urlaub will, kommt nicht mehr auf die Inseln.

„Wir unterstützen die Gesundheitsbehörden bei der erlassenen Beschränkung des Zugangs zu den Inseln, Halligen und Warften an Nord- und Ostsee zum Schutz der Bevölkerung vor der Verbreitung des Coronavirus. Dazu werden an den Zuwegungen beziehungsweise an den Fähranlegern bereits polizeiliche Kontrollen zur Überprüfung der Berechtigung durchgeführt“, erklärte Torge Stelck vom Kieler Landespolizeiamt. Dies treffe vorrangig den Zuständigkeitsbereich der Polizei in Flensburg und Lübeck, hieß es.

Auch in den Fährhäfen zu den ostfriesischen Inseln werden Passagiere abgewiesen, die nicht mit erstem Wohnsitz auf den Inseln leben. So soll verhindert werden, dass Touristen das Virus auf die Inseln bringen und dort Kapazitäten der medizinischen Notfallversorgung blockieren. Als Reaktion auf die ausbleibenden Touristen hat die Sylter Adler-Schifffahrt ihren Saisonstart der Fahrgastschiffe vorerst bis 20. April verschoben. Unklar ist, wie auf dem Festland in den Touristenhochburgen verfahren wird. Noch ist das aufgrund fehlender Vorgaben vollkommen ungeregelt.

Aber auch geschlossene Grenzen nach Dänemark oder Polen sorgen für Schwierigkeiten bei den Reedereien.

Die großen Fährreedereien versuchen derweil, den Warenverkehr aufrechtzuerhalten. Denn Lastwagen sind von dem Beförderungsverbot explizit ausgenommen. „Der Frachtverkehr ist von den ganzen Einschränkungen nicht betroffen und läuft weiter ohne Behinderungen“, so Carl Mårtensson, Sprecher der Stena Line in Göteborg. Auch die Color Line befördert zwischen Kiel und Oslo nur noch Lastwagen. Die Frachtfähre „Color Carrier“ läuft unverändert.

Weil Stena Line gemäß einer Prognose vor dem Sommer keine Verbesserung der Lage erwartet, zog der Konzern am Montag die Notbremse: 950 Mitarbeiter sollen entlassen werden. 750 auf neun Passagierfähren und 200 in der Verwaltung in Schweden. „Aufgrund der aktuellen Situation haben wir keine andere Wahl, als unseren Betrieb und unsere Kosten anzupassen, um den Nachfragerückgang zu begrenzen und die Kontinuität unseres Frachtbetriebs zu gewährleisten“, sagte Niclas Mårtensson, Vorstandschef der Stena Line. Die Reederei geht inzwischen davon aus, dass sich die Krise vor dem so wichtigen Sommergeschäft von und nach Skandinavien nicht schlagartig beruhigen wird und die Passagierzahlen anhaltend wegbrechen werden.

Das Unternehmen Stena Line will sich deshalb jetzt auf ihren fahrenden Ostseerouten voll auf die Aufrechterhaltung des Frachtgeschäfts konzentrieren. Die Frachtfähren fahren unverändert, die großen Passagierfähren fahren zum Teil nur mit Lastwagen. Fernfahrer müssen an den Grenzen – auf dem Seeweg in den Häfen wie auf den Autobahnen an Land – teilweise mit langen Wartezeiten für die Abfertigung rechnen. Zollbeamte sind im Einsatz, um die Einhaltung der krisenbedingten Vorgaben konsequent zu überprüfen. tja/FB

Maritime Wirtschaft
Artikel von jki
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