Europas größte ­Fischtreppe am Elbe-Stauwehr bei Geesthacht (oben) gehört jetzt dem Bund. Das WSA Elbe ist für das Bauwerk und die fünf provisorischen Heberleitungen zuständig. 2019 musste ein abgerutschter Damm (links) tagelang aufwendig gesichert werden, die Schifffahrt im Hamburger Hinterland stand still, Fotos: Timo Jann

Bund übernimmt Fischtreppe von Vattenfall

Nachdem ein schwerer Schaden zum Abrutschen des Dammes am Elbe-Stauwehr und zu einem tagelangen Zwangsstopp für die Schifffahrt im Hinterland des Hamburger Hafens geführt hatte, gibt es jetzt eine überraschende Entwicklung am Geesthachter Stauwehr: Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes hat mit dem 1. Januar 2022 die Verantwortung für die Fischaufstiegsanlage vom Energiekonzern Vattenfall übernommen. Die Schweden haben somit nicht nur eine Millionen-Abfindung des Bundes für die Stilllegung ihres Kohlekraftwerkes Moorburg kassiert, sondern sich auch noch der Probleme mit der Fischaufstiegsanlage entledigt. Das Bauwerk steht unter Verdacht, die Schäden am Damm verursacht zu haben.

Die WSV wird sich künftig um den weiteren Betrieb der von Vattenfall als Kompensation für die Nutzung von Elbwasser in Moorburg errichteten Anlage kümmern. Darauf haben sich der schwedische Konzern mit seiner Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg GmbH und die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) des Bundes verständigt. Damit gilt die Zukunft der Fischtreppe als gesichert.

Die Fischaufstiegshilfe zu bauen, dank der Lachs, Stör, Stint oder Zander und andere Fische das Stauwehr unterhalb der Elbbrücke auf dem Weg in ihre Laichgebiete überwinden können, war eine der Bedingungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens für das umstrittene Kohlekraftwerk. Nach der Millionenzahlung des Bundes hatte Vattenfall 2021 das Kohlekraftwerk aus Umweltschutzgründen vom Netz genommen. Damit entfiel nach Einschätzung von Experten auch die Zuständigkeit von Vattenfall für den Betrieb der Fischtreppe, die bei Baukosten von 20 Millionen Euro 2010 als größte Fischaufstiegshilfe Europas in Betrieb gegangen war.

Im September 2019 hatte ein Dammbruch am Stauwehr schwere Schäden verursacht. Um den abgerutschten Damm zu sichern, wurden fünf Wasserrinnen verfüllt, die den Fischen eine Lockströmung geboten hatten. Diese Rinnen waren Teil des Konzepts zum Betrieb der Fischtreppe. Nach Protesten von Umweltschützern, die fürchteten, die wandernden Fische könnten den Zugang zur Aufstiegshilfe nicht mehr finden, wurde durch die WSV bereits 2020 eine provisorische Heberleitung installiert. Durch zehn dicke Rohre läuft Wasser über den Damm, plätschert dann unterhalb des Wehres in die Elbe und lockt so die Fische in die richtige Richtung. Am Südufer gibt es eine deutlich kleinere Aufstiegshilfe, die jedoch auch wegen eines Schadens unpassierbar ist.

„Das Stauwehr Geesthacht einschließlich der Fischtreppen liegt jetzt in einer Hand. Das ist eine gute Lösung für alle Wanderfische. Denn die Passierbarkeit der Wehranlage Geesthacht ist von großer Bedeutung für die Fischökologie im gesamten Elbeinzugsgebiet“, erklärt Ralf Ponath, Dezernatsleiter in der GDWS. Robert Wacker, Geschäftsführer des Heizkraftwerks Moorburg, sagt: „Wir freuen uns, dass wir nun mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes eine neue Eigentümerin für die Fischtreppe gefunden haben. Die Fischtreppe ist ein Erfolgsmodell. Im Rahmen eines sechs Jahre dauernden Monitorings konnten bisher 50 Arten nachgewiesen werden, ein großer Beitrag für den Artenschutz in der Elbe.“

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe ist jetzt seit Jahresbeginn für den Betrieb und die Unterhaltung der Fischaufstiegsanlage zuständig. Sie ist 550 Meter lang und schlängelt sich am Geesthachter Ufer entlang. Seit ihrer Inbetriebnahme passierten das Bauwerk bereits mehr als zwei Millionen Fische. Damit hat sich die Durchlässigkeit der Elbe für laichende Fische erheblich erhöht. Der schwerste und längste bisher registrierte Fisch war ein 31,5 Kilo schwerer Wels mit einer Länge von 1,70 Meter.

Auch für die kurz nach dem Dammbruch zugeschüttete kleinere Fischtreppe am südlichen Elbufer zeichnet sich eine Lösung ab. „Die Vorbereitungen zur Wiederinbetriebnahme der Fischaufstiegsanlage Süd laufen planmäßig“, berichtet Claudia Thoma, die Sprecherin der GDWS. tja

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