Kirchgemeinde
Ein Pfarrer bleibt für katholisch Frauenfeld weiterhin ein frommer Wunsch, das Tagesgeschäft läuft gleichwohl bestens

Ein besserer Rechnungsabschluss als erwartet, aktiver Umweltschutz und eine Behördenersatzwahl: Aber zur wichtigsten Personalie konnte Marcel Berger als Präsident der Vorsteherschaft von katholisch FrauenfeldPlus an der Rechnungsgemeinde von Dienstag keine Neuigkeiten verkünden.

Mathias Frei
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Blick vom Taufbecken durch die katholische Stadtkirche St.Nikolaus.

Blick vom Taufbecken durch die katholische Stadtkirche St.Nikolaus.

Bild: Donato Caspari

Als Kirchbürgerin oder Kirchbürger merkt man das zwar kaum. Aber seit Benedikt Wey im Mai 2017 Frauenfeld als Pfarrer verlassen hat, fehlt den Katholiken etwas. Seit Sommer 2020 gibt es aktive Anstrengungen, das zu ändern. So sagte Marcel Berger als Präsident der Kirchenvorsteherschaft von katholisch FrauenfeldPlus am Dienstagabend:

«Der Wunsch des Bischofsvikariats und der Kirchenvorsteherschaft nach einer Vollzeitgemeindeleitung per 1. August 2021 ist kommuniziert.»
Benedikt Wey, letzter katholischer Pfarrer Frauenfelds.

Benedikt Wey, letzter katholischer Pfarrer Frauenfelds.

Bild: Andrea Stalder

Der Prozess sei in Gang gesetzt und am Laufen, erklärte Berger den 66 Kirchbürgern, die sich zur Rechnungsgemeinde in der Stadtkirche St.Nikolaus eingefunden hatten. Aber: «Bis heute haben wir keine formelle Bewerbung erhalten.» Das Ziel – eben 1. August 2021 – könne nicht erreicht werden.

Trennung zwischen Operativem und Strategischem

Abgesehen von der bislang erfolglosen Suche nach einem Pfarrer läuft es in der Kirchgemeinde, die nebst Frauenfeld auch die politischen Gemeinden Felben-Wellhausen, Gachnang, Herdern, Hüttwilen, Neunforn, Thundorf, Uesslingen-Buch, Warth-Weiningen und Teile von Wiesendangen/ZH umfasst, wie geschmiert. Und wo die Kirchenvorsteherschaft Verbesserungspotenzial sieht, setzt sie an. Etwa bei einem neuen Organigramm ab diesem Juni. Wie Berger erklärte, soll die Trennung zwischen strategischer Verantwortung der Vorsteherschaft und operativer Tätigkeit der Verwaltung noch konsequenter umgesetzt werden. Neu ist auch der Immobilienbereich Teil der Verwaltung, wie das bereits mit den Finanzen, dem Archiv und der Administration gehandhabt wird.

Umweltschutz zentrales Thema in Kirchgemeinde

Vorsteherschaftsmitglied Markus Beerli, der neu das Vizepräsidium übernimmt, berichtete von den Anstrengungen im Rahmen des Projekts «Grüner Güggel». Das sei die aktive Umsetzung von Umweltschutz in der Kirchgemeinde und ein zentrales Thema. So produziert eine Fotovoltaikanlage auf dem Pfarreizentrum in Frauenfeld jährlich 30'000 Kilowattstunden Strom, womit unter anderem das Elektroauto der Kirchgemeinde gespeist wird. In diversen Liegenschaften stehen effiziente Heizsteuerungen. Auf den Friedhöfen und im Klösterlipark gibt es einen Wiesenschnitt, es wird auf den Einsatz von chemischen Mitteln verzichtet. Ebenfalls im Klösterlipark stehen Blätterhaufen für Igel, Steinhaufen für Eidechsen und Bienenhotels. Am Klösterlidach hängen Nistkästen für Mauersegler. Im Pfrundwald Oberkirch werden Habitatbäume ausgeschieden. Und in der Verwaltung setzt man gemäss Beerli konsequent auf Recyclingpapier. (ma)

Weiter soll eine Entwicklung von kleinen zu grösseren, attraktiveren Arbeitspensen stattfinden. Zudem schafft die Kirchgemeinde eine Personalkommission. Wie Berger sagte, sei ein entsprechendes Reglement derzeit in Arbeit. Das Gremium soll diesen Sommer besetzt werden.

Mosimann tritt nach fast zehnjähriger Behördentätigkeit zurück

Präsident Marcel Berger verabschiedet Irma Mosimann nach fast zehn Jahren in der Vorsteherschaft.

Präsident Marcel Berger verabschiedet Irma Mosimann nach fast zehn Jahren in der Vorsteherschaft.

Bild: Mathias Frei

Eine andere Personalie betraf die Kirchenvorsteherschaft. Irma Mosimann, Ressort Liegenschaften und zuletzt auch Vizepräsidentin, hatte ihren Rücktritt eigentlich bereits auf vergangenes Jahr angekündigt. Präsident Berger zeigte sich denn auch erleichtert, dass sie nun noch ein Jahr angehängt hatte. Er verdankte sie:

«Von dir sind nicht die lautesten Voten gekommen, aber dafür scharfsinnige.»
Präsident Marcel Berger mit dem neuen Vorsteherschaftsmitglied Jeannette Fischer und der abtretenden Irma Mosimann.

Präsident Marcel Berger mit dem neuen Vorsteherschaftsmitglied Jeannette Fischer und der abtretenden Irma Mosimann.

Bild: Mathias Frei

Mosimann schaffte im Mai 2011 die Wahl in die erste Behörde der neuen Kirchgemeinde FrauenfeldPlus. Auf Anfang 2012 trat sie ihr Amt an. Auf Mosimann folgt in der Vorsteherschaft Jeannette Fischer. Die studierte Psychologin, verheiratet und Mutter von fünf Kindern, lebt seit 2004 in Frauenfeld und arbeitet heute Teilzeit in einer Berufsschule. Sie schaffte die Wahl mit 64 Stimmen bei einer Enthaltung.

Kirchenpflegerin Saskia Guler präsentierte den Kirchbürgern eine Jahresrechnung 2020 mit einem «knapp roten Schlusssaldo». Bei einem Aufwand von 5,976 Millionen Franken resultierte ein Minus von 20'000 Franken. Budgetiert gewesen war ein 52'000 Franken höheres Defizit. Auf der Ertragsseite fallen vor allem die Steuereinnahmen ins Auge, die 208'000 Franken unter Budget liegen. Guler führte diese Mindereinnahmen einerseits auf die Auswirkungen der Pandemie zurück, andererseits auf die in Kraft getretene Unternehmenssteuerreform. Die Investitionsrechnung schliesst bei Netto-Null ab. Das Eigenkapital beträgt per Ende Rechnungsjahr 10,755 Millionen. Die Kirchbürger genehmigten die Anträge der Vorsteherschaft einstimmig.

Karin Keiser Mazenauer an der Violine und Emanuel Helg an der Truhenorgel sorgten für musikalische Intermezzi.

Karin Keiser Mazenauer an der Violine und Emanuel Helg an der Truhenorgel sorgten für musikalische Intermezzi.

Bild: Mathias Frei