Parkanlage
Das Baden kommt zu kurz: Der Kreuzlinger Seeburgpark im Zielkonflikt zwischen Freizeit und Naturschutz

An einem Podium wurde in der Diskussion schnell deutlich, dass der Seeburgpark in den heutigen Nutzungen belassen und publikumsintensivere Anlagen im Gebiet Klein Venedig umgesetzt werden sollen. Der geltende Richtplan bedarf aber kleinerer Anpassungen.

Kurt Peter
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Der Seeburgpark: Eine naturnahe Perle, die immer häufiger für Freizeitaktivitäten genutzt wird.

Der Seeburgpark: Eine naturnahe Perle, die immer häufiger für Freizeitaktivitäten genutzt wird.

Bild: Mareycke Frehner (14.9.2017)

Die SP lud zum Stadtgespräch ins Seemuseum zum Thema «Seeburgpark – wie nutzen und schützen?». Unter der Leitung von Walo Abegglen diskutierten Bauverwalter Michael Schmidt, Gemeinderätin Elina Müller und Gemeinderat Guido Leutenegger. «Der geltende Richtplan Seeburgpark aus dem Jahr 2003 regelt Nutzung, Schutz und Verkehr», erklärte zunächst Michael Schmidt. Es sei genau definiert, wo die verschiedenen Zonen lägen, offene Landschaft, Baumbestand, Erholungs- und Freizeitanlagen, Gebiete für Landwirtschaft und Wohnen sowie Naturschutzgebiete seien festgehalten.

Bauverwalter Michael Schmidt, SP-Gemeinderätin Elina Müller, Grünen-Gemeinderat Guido Leutenegger und Ex-SP-Gemeinderat Walo Abeggelen.

Bauverwalter Michael Schmidt, SP-Gemeinderätin Elina Müller, Grünen-Gemeinderat Guido Leutenegger und Ex-SP-Gemeinderat Walo Abeggelen.

Bild: Kurt Peter

Nutzungen festgelegt

Der Richtplan geht auf eine Motion des damaligen Gemeinderates und späteren Stadtrates Guido Leutenegger zurück. «Als die Realisierung eines Beachvolleyballplatzes zur Diskussion stand, musste der Standort definiert werden. Zudem galt es festzulegen, welche Nutzungen im Park überhaupt erwünscht sind und dass nicht alle trendigen Wünsche erfüllt werden können», blickte er zurück. In die Erarbeitung des Richtplanes seien alle damals im Gemeinderat vertretenen Parteien sowie Fachplaner beigezogen worden. Einer dieser Planer habe in Bezug auf den Park von einer «unschweizerischen Grosszügigkeit» gesprochen.

«Es ist jedenfalls kein Richtplan, der weiterentwickelt werden muss.»

«Seit Inkraftreten des Richtplans sind mehr als 20 Jahre vergangen, die Stadt und die Gesellschaft haben sich verändert», meinte Gemeinderätin Elina Müller. Für sie seien sanfte Anpassungen und eine Weiterentwicklung schon ein Thema. Die SP habe eine Umfrage zum Seeburgpark lanciert und es zeichne sich ab, dass Ruhe und Naturschutz einen hohen Wert hätten. Die Nutzung der Wiesen und Anlagen werde positiv beurteilt. Allerdings werde ein guter Badezugang vermisst.

Die SP schlug bislang vergebens vor, im Seeburgpark einen Sandstrand zu verwirklichen, um das Baden zu erleichtern.

Die SP schlug bislang vergebens vor, im Seeburgpark einen Sandstrand zu verwirklichen, um das Baden zu erleichtern.

Bild: Reto Martin

Badegelegenheit lieber auf Klein Venedig

«Der Seeburgpark hat eine überregionale Strahlkraft, ist ein Ausgleichsort für die Stadt.»

Das sagte Michael Schmidt. Der Auftrag der Bauverwaltung und der Politik liege im Bewahren der Anlage. «Der Richtplan ist kein Zufalls-, sondern ein gutes Regelwerk.» Interne Diskussion jedenfalls hätte ergeben, dass das Gebiet eine Oase bleiben solle. «Eine Badegelegenheit schaffen heisst auch, Infrastruktur zu realisieren», meinte Guido Leutenegger. Ausserdem werde niemand gebüsst, wenn er im Seeburgpark bade. «Der Richtplan lässt das zu, die Mischung zwischen Naturschutz und Nutzung habe sich bewährt, der Park hat nationale Bedeutung, die Pflege der Naturschutzgebiete wird von Bund und Kanton bezahlt.»

«Wenn wir eine publikumsintensivere Nutzung mit einem Seezugang wollen, dann ist dieser im Gebiet Klein Venedig angedacht», erklärte Bauverwalter Schmidt die Gedanken des Stadtrates. Die Nutzungsintensivierung sei vom Schifffahrthafen bis Konstanz wünschenswert. Der bessere Seezugang könne auch grenzüberschreitend realisiert werden.

«Eine spannende Planung, die wir uns gemeinsam mit Konstanz überlegen.»

Im Seeburgpark selbst seien die Erweiterung des Tierparks, die Auflösung des Tennisplatzes sowie ein Permakultur-Park auf dem Tisch. Nach Genehmigung der Ortsplanrevision werde die Stadt Anpassungen im Richtplan prüfen.

Den Tennisplatz bezeichnete Gudio Leuteneger ohnehin als «Fremdkörper», einen Permakultur-Park hingegen lasse der Richtplan zu. «Wenn ich mir auch eine kleinere Fläche als die zur Diskussion stehenden drei Hektaren wünschen würde.» Er wehre sich nicht gegen Anpassungen des Richtplans, hätte aber in der Diskussion nichts gehört, was eine Anpassung nötig mache. Man dürfe den Seeburgpark nicht mit einem Naturschutzgebiet verwechseln, auch wenn das Gebiet von nationaler Bedeutung sei. «Im Seeburgpark hat vieles Platz, das macht ihn ja auch so einzigartig.»

Im vergangenen Sommer trafen sich Hunderte Jugendliche zum nächtlichen Feiern im Park.

Im vergangenen Sommer trafen sich Hunderte Jugendliche zum nächtlichen Feiern im Park.

Bild: Reto Martin (20.6.2021)

Handlungsbedarf bei Partys

Eine grossen Handlungsbedarf sah Michael Schmidt in Bezug auf das Partygeschehen der letzten beiden Sommer. «Kulturelle Veranstaltungen werden geschätzt und sollen weiterhin möglich sein.» Er erwähnte dabei das See-Burgtheater, das Seemuseum oder städtische Events. Guido Leutenegger blickt zurück:

«Als der Richtplan erarbeitet wurde, war es der Wunsch, dass die meisten Veranstaltungen auf dem Hafenplatz stattfinden sollten und so der Druck auf den Park gering bleibt.»

«Das wird leider nicht gelebt, der Hafenplatz damit nicht zusätzlich belebt und das sollte der Stadtrat bei Bewilligungen mehr berücksichtigen.»

Die SP Kreuzlingen hat eine Umfrage zur Nutzung des Seeburgparks lanciert: Link unter www.sp-kreuzlingen.ch