Alltags-Deutschkurse sollen aus der Sozialhilfe herausbringen
OÖ. Das Land Oberösterreich hat als erstes Bundesland Deutschpflicht in der Sozialhilfe eingeführt. Im nächsten Schritt starten nun ab September niederschwellige Alltags-Deutschkurse, kündigt Sozial- und Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Dienstag an. Vorbild sind die 2022 für Ukraine-Geflüchtete eingeführten „Hallo in OÖ“-Kurse.
Seit Jahresbeginn gilt in Oberösterreich eine Deutschpflicht in der Sozialhilfe, das Angebot an Deutschkursen wird dafür ausgebaut. Nicht nur Niveau-Kurse inklusive Prüfung brauche es aber, sondern vermehrt auch niederschwellige, alltagstaugliche Kursformate, wie die Studie „Deutschlernstrukturen in Oberösterreich“ von Soziologen Kenan Güngör zeigt.
Ein Grund sei das laut Studie schlechter werdende Bildungsniveau unter Migranten, speziell Asylberechtigten. Rund 50 Prozent der Sozialhilfebezieher sind Nicht-Österreicher, haben also in der Regel nicht Deutsch als Muttersprache.
„Hallo in OÖ“-Kurse als Vorbild
Um dem entgegenzuwirken, schafft die Integrationsstelle Alltags-Deutschkurse speziell für Sozialhilfebeziehende nichtdeutscher Muttersprache sowie Asylwerber mit hoher Bleibeperspektive – aus Syrien, dem Iran und Somalia. Vorbild für die Kurse sind die 2022 konzipierten „Hallo in OÖ“-Kurse für Ukraine-Geflüchtete.
„Die rasche und einfache Vermittlung von Deutschkenntnissen bei Ukrainern hat uns gezeigt, wie wichtig dieser niederschwellige Spracherwerb ist. Oberösterreich hat mittlerweile doppelt so viele Ukrainer in den Arbeitsmarkt vermittelt als die restlichen Bundesländer. Dieser Erfolg gibt uns recht und darum werden wir dieses Kursformat auf weitere Migranten-Gruppen ausrollen“, so Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
Auch für Orientierung in der Arbeitswelt
Ziel der Kurse ist ein erstes Kennenlernen der deutschen Sprache in Form einfacher Alltagskommunikation, um Alltagssituationen besser bewältigen und sich im Themenkreis der Arbeitswelt orientieren zu können. Darüber hinaus sei das neue Angebot ideale Vorbereitung für zertifizierte Folgekurse.
Die ersten Kurse starten im September, werden vom Land OÖ finanziert, 464 Plätze gibt es zu Beginn, geplant möglichst dezentral in ganz Oberösterreich.
FPÖ: „Asyl ist Schutz auf Zeit“
FPÖ-Landesparteisekretär Michael Gruber zur angekündigten Ausweitung der Deutschkurse: „Die Sozialhilfe soll ein Auffangnetz für Österreicher sein, die sich vorübergehend in einer Notlage befinden. Dass fast die Hälfte der Bezieher Nicht-Österreicher sind, zeigt offen auf, dass die angeblich qualifizierte Zuwanderung ein Märchen war und bleibt. Wir erkennen an, wenn sich Asylberechtigte um den von Oberösterreich verlangten Spracherwerb bemühen, halten allerdings fest: Asyl heißt Schutz auf Zeit. Und Zuwanderer für den Arbeitsmarkt wollen wir uns selbst aussuchen, nicht die Schlepper.“
Grüne: „Sanktionierung ist armutsfördernd“
Mehr Deutschkurse seien überfällig und zu begrüßen, reagieren die Grünen auf die Ankündigung. Aber die Sozialhilfe sei Existenzsicherung und letztes Netz für viele Menschen. „Hier darf es weder Sanktionierung aufgrund fehlender Deutschkenntnisse geben, noch taugt sie für populistische Side-Kicks“, so Integrationssprecherin Ines Vukajlović. Zudem seien viele in der Sozialhilfe Kinder, die man mit restriktiver Sanktionspolitik weiter in die Armut dränge. „Also Sozialhilfe und Deutschkenntnisse zusammenzuklammern und fehlende Kenntnisse zu sanktionieren, hilft der Integration nicht, im Gegenteil: Es erhöht das Armutsrisiko und grenzt aus“, ist Vukajlović überzeugt.
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