Leben im Überfluss: "Es wird noch immer viel zu viel weggeschmissen"

„Wir leben in einer Überflussgesellschaft“, bringt es Ursula Salomon auf den Punkt. Im Vergleich zum städtischen Raum sei der Bezirk Rohrbach zwar ein Musterbeispiel, aber auch hier landen viel zu viele Lebensmittel im Müll – zum Teil in Originalverpackung und nicht mal abgelaufen. Laut einer Studie sind es 40 Kilo an genießbaren Lebensmitteln, die jedes Jahr pro Haushalt weggeschmissen werden. „Das sind 300 Euro pro Haushalt – da würde sich ein schöner Wochenendausflug ausgehen“, rechnet die Beraterin des Bezirksabfallverbandes vor.

Sie appelliert an die Konsumenten, bewusster einzukaufen, am besten mit einem Einkaufszettel, um auf Lockangebote gar nicht erst reinzufallen. „Im Geschäft ist man so vielen psychologischen Tricks ausgesetzt, gegen die man fast nicht ankommt“, weiß Salomon. Deshalb werde auch die landesweite Bewusstseinskampagne „Augen auf beim Einkauf“ weitergeführt.

Bioabfälle sinnvoll verwerten

Salomon ergänzt: „Wenn schon Lebensmittel weggeschmissen werden müssen, dann zumindest über die Kompostschiene. In den Kompostieranlagen werden die Abfälle zu wundervollem Humus verarbeitet – das ist eines der besten Kreislaufsysteme, die es gibt.“ Allerdings haben dort rohes Fleisch, Trankabfälle tierischer Herkunft, Knochen, Staubsaugerbeutel oder Speiseöl nichts verloren.

Grundsätzlich wissen die Leute aber, was in den Bioabfallsack gehört und was nicht, betont einer der bäuerlichen Kompostierer im Bezirk, Walter Pröll aus Ulrichsberg. „Zwar werden manchmal Lebensmittel in der Verpackung weggeschmissen oder zum Beispiel Gurken, die noch in der Folie verschweißt sind, aber der Großteil macht es ordentlich.“ Für ihn ist das ein Zeichen unserer Wohlstandsgesellschaft und auch der ständig steigenden Auflagen in der Gastronomie und in Geschäften. Aber die Kompostierung ist auf jeden Fall die „sinnvollste Art der Verwertung von Bioabfällen.“

Die bäuerlichen Kompostierer sind zertifiziert und werden laufend überprüft. Unter anderem auch vom Amtstierarzt. Denn etwa in Ulrichsberg treiben sich bei der Anlage einige Wildkatzen rum. Diese finden hier nicht nur ein (manchmal etwas unbekömmliches) Schlaraffenland vor, sondern erfüllen einen wertvollen Zweck: „Dank der Katzen gibt es keine Mäuse oder Ratten auf der Anlage“, sagt Pröll.