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Coronavirus: Zahl der Hospitalisierungen in Tirol steigt stark an

LH Platter: „Nächste Wochen sind für unser Gesundheitssystem entscheidend“

Mit Stand heute, Montagmittag, werden 226 Covid-PatientInnen in Tirols Krankenanstalten behandelt, davon 36 intensivmedizinisch. Im Vergleich: Mitte Oktober waren 59 Erkrankte auf Normalstationen sowie acht auf der Intensivstation in Behandlung – damit haben sich die Zahlen innerhalb von zwei Wochen vervierfacht. Die Erfahrungen aus dem Frühjahr haben gezeigt: „Die Zahl der in Krankenanstalten behandelten Personen steigt zeitverzögert zu den Infektionszahlen. Vergangene Woche verzeichneten wir pro Tag durchschnittlich über rund 530 Neuinfektionen. Die Zahlen werden auch in den kommenden 14 Tagen noch steigen, bis die neuen Maßnahmen greifen werden. Die Situation ist ernst und es ist die Aufgabe der Politik, sich mit Expertinnen und Experten zu beraten, Maßnahmen zu setzen und Entscheidungen zu treffen, damit unsere Ärzteschaft in einigen Wochen aufgrund von mangelnden Intensivbettenkapazitäten nicht zwischen Leben und Tod entscheiden muss“, sagt LH Günther Platter im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. Gemeinsam mit LHStvinIngrid Felipe, Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Innsbruck, und Ewald Wöll, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Zams, blickte Tirols Landeshauptmann auf die aktuelle Situation an Tirols Spitälern.

Vonseiten der Tiroler Landesregierung und den anwesenden ExpertInnen werden die neuen bundesweiten Maßnahmen begrüßt, auch wenn sie „nun notwendig wurden, da das Infektionsgeschehen zu größten Teilen nicht mehr nachvollziehbar ist. ‚Flatten the curve‘, also die Infektionskurve abflachen, ist das Gebot der Stunde, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig erkranken. Das wäre eine Gefahr für unser hervorragendes Gesundheitssystem“, sagt LHStvin Felipe.

Beschränkte Ressourcen: Betten, Beatmungsgeräte, Personal

Insgesamt sei Tirol in Sachen Bettenkapazitäten gut aufgestellt und es gibt noch ausreichend Reserven, wie Alexandra Kofler betonte: „Die Zahlen steigen jedoch rasant in die Höhe – die bundesweiten Maßnahmen sind daher gut und notwendig. Noch müssen wir routinemäßige Operationen nicht zurückstellen, doch das kann bereits morgen oder in den nächsten Tagen soweit sein – wir haben dies im Auge.“ Die Herausforderung sei vor allem auf begrenzte Ressourcen zurückzuführen, wie Ewald Wöll sagt: „Die zur Verfügung stehenden Ressourcen Betten, Beatmungsgeräte und Personal sind irgendwann beschränkt. Auch wenn Beatmungsgeräte angekauft werden können – vor allem braucht es für die Behandlung von Covid-Patientinnen und Patienten höchst qualifiziertes Personal, die Betreuung ist schwerer und belastender; einerseits aufgrund der Situationsdynamik, andererseits aufgrund der langwierigen Behandlungsdauer.“ 33 Tage haben PatientInnen während der ersten Coronawelle durchschnittlich auf der Intensivstation in Zams verbracht – bei zehn Beatmungsplätzen ist damit eine reguläre Fluktuation nicht mehr gewährleistet, wodurch es zu Engpässen kommt: „Durch die enge Kooperation mit anderen Häusern bzw. Innsbruck, konnten wir hier Transfers vornehmen – doch auch diese sind eine große Herausforderung für die schwer kranken Patientinnen und Patienten.“ In enger Abstimmung zwischen den Krankenanstalten werden im Vergleich zur ersten Welle Betten nicht explizit für Covid-Erkrankte freigehalten, sondern entsprechend dem Bedarf bereitgestellt. „Die Bevölkerung soll möglichst lange breitestmöglich versorgt werden. Das gelingt auch. Insgesamt ist die Situation jedoch für das gesamte Personal eine große Herausforderung und eine zusätzliche Belastung“, so Kofler.  

Der Appell der ExpertInnen: Man solle nicht in Panik geraten, doch dem Virus sowie den MitbürgerInnen mit größtem Respekt begegnen und sich an die Maßnahmen halten – es gäbe dazu keinen anderen Weg. Das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes dient dabei vor allem dem Schutz anderer Personen und fungiert als Erinnerung, Abstand zu halten.

Öffentliche Verkehrsmittel: Frühverkehr bleibt im Fokus 

„Die Services bleiben untertags entsprechend dem Fahrplan Ende Oktober erhalten. Vor allem in der Früh setzen wir weiterhin auf Taktverdichtungen. Aufgrund der eingeschränkten Mobilität im Zuge der Ausgangsbeschränkungen werden die Nightliner im Großraum Innsbruck eingestellt und auch in weiteren Bereichen versuchen wir bestmöglich Ressourcen zu schonen bzw. diese im Frühverkehr für Berufstätige und Schülerinnen und Schüler zu optimieren“, erklärt LHStvin Felipe, die auch betonte: „Wir alle werden weiterhin Menschen treffen, doch müssen wir achtsam sein: Abstand halten und in Erinnerungen behalten, welche Personen man getroffen hat, um der Behörde das Contact Tracing zu erleichtern und dadurch Infektionsketten zu stoppen.“ Es gilt weiterhin eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in allen öffentlichen Verkehrsmitteln, Bahnhöfen und Haltestellen. Unterschreitungen der 1-Meter-Abstandsregel in öffentlichen Verkehrsmitteln sind weiterhin erlaubt, sofern diese nicht vermeidbar sind.

Hilfe bei Corona-Frust

„Eine Verordnung des Bundes alleine nützt aber nichts, wenn die Bevölkerung nicht zusammenhilft und sich an die Maßnahmen hält“, sagt LH Platter. Gleichzeitig sind viele Menschen von den Maßnahmen ermüdet, genervt und frustriert. Dahingehend verweist LHStvin Felipe einmal mehr auf die Hotline des psychosozialen Krisendienstes. Dieser ist unter der Nummer 0800 400 120 jeweils von Montag bis Donnerstag 8 bis 20 Uhr, Freitag von 8 bis 16.30 Uhr und danach durchgehend bis Montag 8 Uhr zu erreichen.