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Unter den Festgästen waren (von links) Heiner Friedrichs Schwester Heike Friedrich, Stiftungsvorsitzender Dr. Peter Lämmerhirdt, Traunreuts Bürgermeister Klaus Ritter, Heiner Friedrich, Dr. Corinna Thierolf von der Pinakothek der Moderne in München, Landtagspräsident a. D. Alois Glück und Alzmetall-Vorsitzender Roland Ilg sowie in der hinteren Reihe Bundestagsabgeordneter Peter Ramsauer.

Brückenbauer zwischen den Kulturen

Danke, danke, danke: Mit diesen drei kurzen Worten kommentierte Heiner Friedrich im Goldenen Buch die Verleihung einer der höchsten Auszeichnungen, die die Stadt Traunreut zu vergeben hat: Den Kulturpreis. Bisher wurde er erst ein einziges Mal verliehen: 1989 an den Sänger, Lyriker und Schriftsteller Georg Ihmann.


Passend zu seinem 80. Geburtstag am vergangenen Samstag wurde der Stifter des 2011 in Traunreut eröffneten Museums DASMAXIMUM KunstGegenwart mit einem Festakt im Beisein hochranginger internationaler Gäste und lokaler Prominenz geehrt. Als »Kunstrefugium« abseits der Großstadthektik spielt das 4300 Quadratmeter Ausstellungsfläche umfassende Tageslichtmuseum mit seiner exquisiten Sammlung von Schlüsselwerken deutsch-amerikanischer Gegenwartskunst in der Liga international renommierter Einrichtungen.

Dass DASMAXIMUM aber auch in der Region als einzigartiges Kulturzentrum bestens verankert ist und Großartiges leistet, machten die Festredner deutlich. Alois Glück, Landtagspräsident und Ehrenbürger der Stadt, stellte in seiner Laudatio die Bedeutung von Menschen heraus, die als Vermittler zwischen Werten, Kulturen und Traditionen in einer immer stärker polarisierenden Welt wirken. »So ein Brückenbauer ist Heiner Friedrich.«

Traunreuts Bürgermeister Klaus Ritter hob die enge Zusammenarbeit des Museums mit den Schulen, sozialen Einrichtungen und Bürgern hervor. Er verwies auf das Kunstprojekt »Wort:Bilder« und die Eichensetzungen in der Stadt nach dem Vorbild einer Kunstaktion von Joseph Beuys. Mit seinem Museum DASMAXIMUM habe Heiner Friedrich viel zum positiven Image der Stadt beigetragen. Landrat Siegfried Walch stellte den Wert der Persönlichkeit von Heiner Friedrich als »Mensch mit Vorbildcha-rakter« heraus.

Als weltweit anerkannter und gefragter Galerist, Kunstsammler und Museumsgründer hat der in Stettin geborene Heiner Friedrich Kunst-Geschichte geschrieben. Er lernte Größen der Kunstszene, deren Werke heute für Millionen Euro gehandelt werden, zu einer Zeit kennen, als deren Stern noch unbekannt oder im Aufstieg begriffen war, und förderte sie. Mit vielen ist oder war er persönlich befreundet. Friedrich ist seit seiner ersten Galerieeröffnung zusammen mit Kompagnon Franz Dahlem 1963 in München leidenschaftlicher Anwalt der Kunst und ihrer Anliegen. »Meine Hauptaufgabe im Leben ist es, Diener der Kunstwerke zu sein«, sagt er. In ihnen sieht er mehr als bemalte Leinwände und Skulpturen. Für ihn sind sie »lebendige Wesen«.

Geboren in Stettin und aufgewachsen im Chaos des Zweiten Weltkriegs in Berlin verlebte Friedrich seine Jugend zusammen mit Zwillingsschwester Heike und dem älteren Bruder Holger im Chiemgau. Sein Vater Harald gründete 1945 in Altenmarkt die Werkzeugmaschinenfabrik Alzmetall – heute ein international tätiges Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern. In den 50er Jahren erweiterte das Unternehmen seine Kapazitäten und verlagerte einen Teil der Produktion nach Traunreut: in die Gebäude einer ehemaligen Heeresmunitionsanstalt.

Die räumlichen Zeugen einer todbringenden Vergangenheit und der frühere Produktionsort des Wirtschaftswunde-Cabrios »Spatz« sind seit 2011 Inspirationsquelle für Gegenwart und Zukunft. Dafür steht neben der wachsenden Zahl an Besuchern im Museum DASMAXIMUM der Erfolg des Kunstprojekts »Wort:Bilder« seit über fünf Jahren: Es zeigt, wie sich Bilder und Skulpturen der Gegenwartskunst unter Anleitung von zwei Bühnendichterinnen in bildkräftige Worte und Erfahrungen von bleibendem Wert verwandeln können. Hunderte von Schülern, Senioren und Menschen mit Handicaps haben in dem Leuchtturmprojekt eine höchst lebendige Art der Kunstvermittlung erfahren.

Damit schließt sich auch für Heiner Friedrich ein Kreis, wenn er sagt: »Kunst hat die Kraft, in uns Gegenwart zu inspirieren«. Mit der Stiftung des Museums DASMAXIMUM hat er die Brücke geschlagen zwischen Deutschland, in dem er bis 1971 als unermüdlicher Galerist in München und Köln unterwegs war, und Amerika. Seit den 70er Jahren und der Hochzeit mit der ebenfalls kunstbegeisterten Öl-Dynastin Philippa de Menhil demonstrierte Friedrich über die 1974 gegründete Dia Art Foundation in New York immer wieder, wie sich Kunstprojekte realisieren lassen, die wegen ihres Charakters oder ihrer Größenordnung als unrealisierbar galten. Beispiele dafür sind unter anderem der Museumskomplex der Chinati Foundation in Marfa/Texas oder das 7000-Eichen-Projekt von Joseph Beuys. Mit Dia:Bacon schuf die Stiftung 2003 ihr eigenes Museum am Hudson-Ufer im Bundesstaat New York.

Mit solchen »Kunstsetzungen«, wie er es formuliert, sorgte Friedrich dafür, dass hochrangige Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Vieldeutig und mit einem verschmitzten Lächeln antwortete der studierte Philosoph und Anwalt der Kunst beim Festakt auf die Interviewfrage, wo für ihn Heimat sei: »Hier, jetzt, in diesem Augenblick«, so Friedrich. Axel Effner

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