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Krankheiten, Fischerboote, Diktaturen

Warum viele Häuser in Griechenland weiß-blau sind

Die typisch weiß-blaue Architektur auf der Insel Santorini
Die typisch weiß-blaue Architektur auf der Insel Santorini Foto: Getty Images
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

26.04.2024, 16:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wer an Inseln wie Santorin, Paros oder Mykonos denkt, hat nicht nur traumhafte Buchten und glasklares Meer vor Augen, sondern zwangsläufig auch die typische Architektur mit weiß getünchten Häusern und blauen Türen und Fensterrahmen. Aber wie kommt es eigentlich, dass so viele Gebäude in Griechenland in den Farben Weiß und Blau gestrichen sind? TRAVELBOOK kennt die Antwort.

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Man könnte meinen, die typische Bemalung der Häuser in Griechenland habe mit den Farben der griechischen Nationalflagge zu tun, die ebenfalls in Blau und Weiß gehalten ist. Tatsächlich jedoch gibt es mehrere andere Gründe, weshalb ausgerechnet diese Farben an vielen Orten in Griechenland vorherrschend sind.

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Wie das auf Griechenland spezialisierte Portal „Greekreporter“ berichtet, ging es anfangs darum, die Häuser mit der weißen Farbe zu kühlen. Denn die meisten Gebäude hat man aus Stein gebaut, da Holz auf den felsigen Inseln der Ägäis kaum verfügbar war. Das felsige Terrain dort hat jedoch eine relativ dunkle Farbe. Dies stellte in den griechischen Sommern ein Problem dar. Denn das Sonnenlicht, das auf die Häuser fiel, wurde von den dunklen Steinen absorbiert. Dadurch wurde es im Inneren unerträglich heiß. Mit der weißen Farbe konnte man diesen Effekt abmildern.

Blau weiße Häuser sind in Griechenland üblich.
Blau weiße Häuser sind in Griechenland üblich. Foto: Getty Images

Welche Rolle die Cholera bei den Farben der Häuser in Griechenland spielt

Laut „Greekreporter“ brach kurz vor dem Zweiten Weltkrieg während der Diktatur von Ioannis Metaxas in Griechenland die Cholera aus. Um die Krankheit einzudämmen, habe er den Bürgern ab 1938 befohlen, ihre Häuser weiß zu streichen. Der Grund: Die weiße Tünche, mit der man die Häuser gestrichen hat, enthielt Kalk. Kalk gilt als starkes Desinfektionsmittel, weshalb man die Häuser im Mittelmeerraum bis heute damit streicht. Wie der Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. berichtet, setzen mit Branntkalk gestrichene Gebäude kaum Bakterien oder Schimmel an. Ab Ende der 1930er-Jahre kalkten die griechischen Bürger also ihre Häuser, um sie zu desinfizieren und die Ausbreitung der Cholera einzudämmen.

Bleibt noch die Frage, warum Fenster und Türen so oft blau gestrichen sind. Wie „Greekreporter“ weiß, ist es vor allem ein Kostenfaktor. Demnach strichen die Fischer und andere Seeleute in Griechenland ihre Fenster und Fensterläden oft mit den Resten, die beim Streichen ihres Bootes übrig geblieben waren. Aufgrund seiner Bestandteile war Blau in der Regel die billigste verfügbare Farbe.

Das Blau, das für die Häuser auf den Inseln von Griechenland verwendet wurde, bestand aus einer Mischung aus Kalkstein und einem bestimmten Reinigungsmittel, das die meisten Inselbewohner ohnehin zu Hause vorrätig hatten. Daher war es für sie besonders einfach, blaue Farbe selbst herzustellen.

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Nach und nach wurden die Farben Weiß und Blau zum Markenzeichen vor allem der Kykladen-Inseln, aber auch in anderen Teilen Griechenlands. Zudem entsprach die Farbgebung auch der griechischen Flagge, die ebenfalls blau-weiß ist. Während der Militärdiktatur, die 1967 die Macht in Griechenland übernahm, wurde der typische Anstrich zur Pflicht, wie „Greekreporter“ weiter berichtet. Demnach glaubte das Regime, die Farben würden den Patriotismus anregen und den griechischen Nationalismus widerspiegeln. 1974 sei dann ein Gesetz erlassen worden, das den Anstrich der Häuser auf den griechischen Inseln in Blau und Weiß vorschrieb.

Obwohl diese Vorschriften inzwischen gelockert wurden, streichen viele Griechen ihre Häuser weiterhin in den typischen Farben. Schließlich sind sie mit ein Grund, warum viele Reisende so gerne nach Griechenland kommen und Inseln wie Santorin oder Mykonos heute absolute Instagram-Hotspots sind.

Themen #amex Europa Griechenland
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