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Signa Holding kein Einzelfall: Jedes achte Unternehmen bei Bilanzlegung säumig

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Die Bilanzversäumnisse der Signa Holding sind kein Einzelfall. Laut KSV1870 legt jedes achte österreichische Unternehmen seine Bilanz mit großer Verspätung vor.

©Elke Mayr
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Bilanzen verspätet oder teilweise mit groben Mängeln vorzulegen ist in Österreich weiter verbreitet als angenommen. Eine Analyse des KSV1870 zeigt, dass selbst für das Jahr 2022 noch viele Bilanzen ausständig sind. Jedes achte Unternehmen ist bei der Bilanzpflicht säumig. Obendrein sind viele der eingereichten Jahresabschlüsse mangelhaft.

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Die vergangenen Wochen haben gezeigt, das die fristgerechte Veröffentlichung von Jahresabschlüssen in Österreich sehr zu wünschen übrig lässt. Und damit auch die Transparenz und die Möglichkeit, die Bonität der Unternehmen anhand der aktuellen Geschäftszahlen beurteilen zu können. Der Fall Signa ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Der nun durchgeführten Analyse des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) haben 12,2 Prozent jener Unternehmen, die dazu verpflichtet wären, für das Geschäftsjahr 2022 noch keine Bilanz vorgelegt.

"Es besteht akuter Aufholbedarf", mahnt KSV1870 CEO Ricardo-José Vybiral. "Das ist nicht nur gesetzeswidrig, sondern zugleich auch im Sinne eines professionellen Risikomanagements und Gläubigerschutzes unverantwortlich."

Unternehmen müssen ihre Bilanzen innerhalb von neun Monaten nach dem Bilanzstichtag einreichen. "In diesem Zeitrahmen sollte das für jedes ordentlich wirtschaftende Unternehmen möglich sein", betont Vybiral, der auch von einer Verlängerung der Frist auf 12 Monate - wie während der Covid-19-Pandemie aufgrund der damals geltenden Sonderbestimmungen - nichts hält.

Mangelhafte Jahresabschlüsse

Zahlreiche der vom KSV1870 untersuchten Jahresabschlüsse haben sich zudem als fehlerhaft erwiesen. Dazu gehören offensichtliche Fehler wie negative Kassenbestände. Oder Aktiva und Passiva seien nicht ident, kritisierte der KSV1870. Weiters komme es vor, dass Unternehmen über Jahre hinweg exakt dieselben Bilanzwerte einreichen, wobei nur das jeweilige Bilanzjahr aktualisiert werde, führten die Gläubigerschützer als Negativ-Beispiele an. Aber auch handschriftlich eingereichte Bilanzen würden die Lesbarkeit massiv einschränken.

"Nicht erfüllte Mindeststandards und eine nicht erfolgte Qualitätskontrolle vor Einreichung kommen leider häufiger vor, als man glauben mag", sagte Günther Fasching, Prokurist der KSV1870 Information GmbH, laut der Aussendung. Dies sei eine Folge dessen, dass die Anforderungen in den vergangenen Jahren sukzessive reduziert wurden. "Als KSV1870 sehen wir diese Entwicklung kritisch und plädieren für eine Rückkehr zu früheren Veröffentlichungsbestimmungen", ergänzte Fasching.

Daher erteilt der KSV1870 auch der immer wieder diskutierten Verlängerung der Einreichfrist eine Absage. "Je länger der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Geschäftsergebnisses vom eigentlichen Geschäftsjahr entfernt liegt, umso weniger sagt die Bilanz auch über den derzeitigen wirtschaftlichen Status quo des jeweiligen Unternehmens aus", ergänzte Fasching. "Das macht eine profunde Risikoeinschätzung nicht unbedingt einfacher". Im Gegenteil, die Bedingungen sollten maßgeblich verschärft werden, so die Forderung des KSV1870. Demnach sollte nicht nur über das Strafausmaß nachgedacht, sondern auch das Thema Haftung in Erwägung gezogen werden. "Es muss dort Druck aufgebaut werden, wo es besonders schmerzt", sagte Fasching.

Aber nicht nur der KSV1870 spricht sich für ein rigoroseres Vorgehen gegen Unternehmen aus, die ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nachkommen. Vergangenen Freitag gab es im Justizministerium einen runden Tisch zum Thema Bilanz-Verschleierung: Justizministerin Alma Zadic (Grüne) besprach das Thema mit Expertinnen und Experten der Finanzprokuratur, der Gläubigerschutzverbände KSV1870, Creditreform und AKV, der Arbeiter- und der Wirtschaftskammer, der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, der ÖGB, von Transparency International und diversen Universitäten. Diskutiert wurden spürbar strengere Bestimmungen.

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