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„Wenn Sie schon lügen“: Kneipenwirt zerlegt Gastbeschwerde – und wird gefeiert

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Kneipe
Ein Geburtstag in einer britischen Bar ist völlig aus dem Ruder gelaufen. © dpa/picture alliance/Carsten Koall

Beschwert sich ein Gast auf einer Bewertungsplattform, antwortet der Wirt meist mit einer Erklärung. Bei diesem Vorfall gehen die Eindrücke extrem weit auseinander.

Bewertungsplattformen sind sehr praktisch. Will man ein neues Restaurant, eine Bar oder ein anderes Lokal ausprobieren, kann man hier als Gast schnell und einfach herausfinden, was einen erwartet. Naturgemäß gehen die Meinungen von Gast und Wirt bei negativen Kritiken häufig weit auseinander. Ein Fall aus Großbritannien setzt hier aber neue Maßstäbe, wie die britische Sun berichtet.

Anlass ist die erboste Facebook-Bewertung einer Frau, nachdem sie den 50. Geburtstag ihrer Schwägerin in einem Pub namens „Cowshed at Hucknall“ in Nottinghamshire gefeiert hatte. Die Dame war alles andere als zufrieden mit der Erfahrung und schreibt: „Habe hier gestern den 50. Geburtstag meiner Schwägerin gefeiert. Niedliche kleine Bar. Haben hier etwa 700 Pfund (über 780 Euro, Anm. d. Red.) für Getränke und Pizza ausgegeben.“ Soweit so gut, aber die Frau beschwert sich im Anschluss, dass

Die Dame gibt zu, dass einem Familienmitglied schlecht geworden sei, aber man habe alles selbst gereinigt – und man dürfe eine bessere Behandlung erwarten bei dem Betrag, den man in dem Lokal ausgegeben habe.

Wirt will sich negative Kritik nicht gefallen lassen

Natürlich sieht der Wirt der Bar die ganze Situation anders, aber wie anders, ist dann doch überraschend und schmerzhaft deutlich in mehreren Screenshots zu lesen, die die Sun veröffentlicht hat. Aber von vorn: Zunächst bedankt sich der Wirt für das Feedback, schließlich gäbe es so die Möglichkeit einmal zu berichten, mit welchen Kunden man sich in der Bar manchmal herumschlagen müsse.

„Zunächst möchte ich auf die 700 Pfund eingehen, die Ihre Gesellschaft angeblich bei uns ausgegeben hat.“ Die teuerste Pizza auf der Karte läge bei 9 Pfund, der teuerste Drink bei 6,10 Pfund. Man hätte also 77 Pizzen, 115 Drinks oder etwa 39 Pizzen und 57 Drinks verzehren müssen. Um ganz sicherzugehen, habe er sich aber noch einmal die Kassenabrechnung und die Aufnahmen der Sicherheitskameras angesehen. Tatsächlich habe die Gesellschaft 280 Pfund (etwa 312 Euro, Anm. d. Red.) für acht Pizzen und fünf Runden Getränke gezahlt. Das ist immer noch eine stolze Summe, aber eben doch nicht ganz die behaupteten 780 Euro. Der Kommentar dazu: „Wenn Sie schon lügen, beschönigen oder eine erfundene Geschichte zum Besten geben wollen, dann versuchen Sie es mit einer glaubwürdigeren Story.“

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Partygesellschaft benimmt sich völlig daneben

Nach dieser kleinen Rechenübung widmet sich die Antwort dem Verhalten der fraglichen Gesellschaft: „Während ausgerechnet die jungen Erwachsenen eine Ausnahme darstellten, verhielten sich die anderen Gäste vom ersten Moment an wie aufmüpfige Kleinkinder." Es haben schon damit begonnen, dass man drei Tische reservieren wollte. Da dies nicht möglich gewesen sei, empfahl man der Runde, direkt zur Öffnung der Bar da zu sein. Man erschien allerdings eine halbe Stunde zu spät, die gewünschten Tische waren besetzt. Dennoch habe man ein paar Gäste umgesetzt und so der Runde dann doch zusammenhängende Plätze ermöglicht.

In der Folge sei die Deko des Ladens kurzerhand auseinandergenommen worden, um eigene Geburtstagsdekoration aufzuhängen. Man habe der Gruppe erlaubt, fremdes Essen mitzunehmen, da es wohl Lebensmittelallergien bei einigen Gästen gab. Man habe klaglos die zerschlagenen Gläser aufgefegt, die verschmierten Kuchenreste auf Boden, Tisch und Bänken aufgewischt und die lautstarken Gespräche und Streitigkeiten der Gruppe toleriert. Klingt eigentlich nicht nach „unmöglichem Verhalten“ des Personals.

Personal wie Diener behandelt, bis ein Bedienung in Tränen ausbrach

Zum „Dank“ sei das Servicepersonal wie Diener behandelt worden, mit lauten Zwischenrufen, Beleidigungen und anderem unhöflichem Benehmen. Es sei sogar so weit gegangen, dass eine Bedienung in Tränen ausgebrochen sei. Außerdem mussten die einzelnen Gäste immer wieder darauf hingewiesen werden, sitzen zu bleiben und die geltenden Abstandsregeln einzuhalten, leider ohne Erfolg.

Andere Gäste beschwerten sich schließlich über die laute, unausstehliche Gruppe, aber damit noch nicht genug. Zum „großen Finale" wurde einem Mann in einem blauen T-Shirt auch noch übel und er erbrach sich überall in der Bar, nur nicht auf der Toilette. Statt sich beim Aufräumen helfen zu lassen, bestand die Gruppe wohl tatsächlich darauf, sich selbst zu kümmern, verschmierte den Schmutz aber nur auf einer noch größeren Fläche und war dabei auch noch weiterhin laut und unhöflich. Schließlich habe die Bedienung, die kurz zuvor zum Weinen gebracht worden war, die Misere behoben.

Wirt bekommt reichlich Zuspruch auf Facebook

Nach dieser Beschreibung verwundert es wenig, dass die Gruppe Hausverbot erhalten hat und der Wirt erhält breite Zustimmung auf Facebook. Nachdem die Antwort gepostet wurde, fanden sich darunter schnell über 20.000 Like und 6.000 Kommentare mit Beileidsbekundungen und aufmunternden Worten. Das Team bedankte sich daraufhin, verbat sich aber, dass die Dame angegangen oder beschimpft werde. Man habe sich ausreichend dazu geäußert und der Post wurde daraufhin gelöscht. Gut, dass britische Medien ihn mit Screenshots für die Nachwelt festgehalten haben. (ante) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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