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Box-Rüpel Haye in München angeklagt

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Mit einer Flasche schlug David Haye (l.) seinem Widersacher Derek Chisora ins Gesicht.
Mit einer Flasche schlug David Haye (l.) seinem Widersacher Derek Chisora ins Gesicht. © picture alliance / dpa

München - Dem britischen Box-Profi David Haye (33) droht am Montag ein K.o. – nicht im Ring, sondern vor dem Amtsgericht. Es geht um eine Auseinandersetzung mit Derek Chisora.

Ihm wirft die Staatsanwaltschaft München I unter anderem vorsätzliche Körperverletzung vor. Der Schwergewichts-Rüpel hatte sich während der Pressekonferenz nach dem Kampf zwischen Derek Chisora (30) und Vitali Klitschko (42) in der Nacht zum 19. Februar 2012 in der Olympiahalle extrem unsportlich verhalten.

Chisora musste in jener Nacht schon viel einstecken. Vitali Klitschko hatte ihn klar nach Punkten besiegt. Während er kurz nach 1 Uhr mit verschwollenen Lidern seine Niederlage vor dem Journalisten zu erklären versuchte, meldete sich eine Zwischenrufer von hinten: „Loser!“ Es war David Haye, der den Kampf zuvor für den britischen Sender Box Nation kommentiert hatte.

Chisora stand vom Podium auf und stürmte wütend zu seinem ärgsten Widersacher, schrie ihn an: „You wanna figtht me?“ Haye knallte ihm vor laufenden Kameras die rechte Faust, in der er eine Glasflasche hielt, ins Gesicht!

Zunächst gelang es, die Streithähne zu trennen. Anstelle von Chisora, versuchte nun sein Trainer Don Charles (bürgerlicher Neme Charles Onyenke), Haye mit Faustschlägen das Mundwerk zu stopfen. Don Charles, der an diesem Montag neben Haye auf der Anklagebank im Sitzungssaal A 210 Platz nehmen muss, zog dabei den Kürzeren. Haye verpasste ihm einen Faustschlag ins Gesicht, Die Folge war eine blutende Platzwunde.

Das reichte Haye aber noch nicht: Er schnappte sich ein Kamerastativ und wollte damit auf den Kopf von Don Charles einschlagen. Dieser duckte sich blitzschnell. Das Stativ traf seinen eigenen Trainer Adam Booth am Kopf, der verzweifelt zu schlichten versuchte. Booth erlitt einen stark blutenden Cut.

Am 15. Juli 2012 durfte David Haye seinen Widersacher Derek Chisora in London legal verdreschen: Haye schlug ihn k.o.

Vor Gericht schaut es nicht so gut aus für den Skandalboxer, dem theoretisch bis zu fünf Jahre Haft drohen. Doch so hoch hängt die Münchner Justiz den Fall nicht: Da Melanie Lenz als Einzelrichterin entscheidet, sind nicht mehr als zwei Jahre Haft zu erwarten. Das Urteil verkündet sie voraussichtlich am Dienstag, exakt zwei Jahre nach der wüsten Schlägerei in der Olympiahalle.

E. Unfried

19.2.2012 – Das Protokoll

1.16 Uhr:  Nach Vitali Klitschkos Punktsieg erscheinen die beiden Kämpfer zur Pressekonferenz. Plötzlich steht Derek Chisora auf und stürmt auf David Haye zu, der ihn als „Loser“ provoziert hat. Es kommt zur Schlägerei.

2.30 Uhr: Die Polizei bringt Chisora aus der Olympiahalle.

3.02 Uhr: Die Polizei fährt vor Hayes Hotel, dem Hilton im Tucherpark, vor. Von ihm fehlt jede Spur.

3.36 Uhr: Acht Beamte durchsuchen Hayes Zimmer. Es ist leer, er hat seine Sachen bereits gepackt.

4.43 Uhr: Die Polizei verlässt das Hilton, nachdem die Beamten in anderen Zimmern vergeblich nach dem Boxer gesucht haben.

Gegen 6 Uhr: Haye besteigt den ersten Flieger nach England, ohne dass er aufgehalten wird.

Gegen 8 Uhr: Die Staatsanwaltschaft lässt Chisora festnehmen.

17.45 Uhr: Nach einer stundenlangen Vernehmung und Sichtung des Filmmaterials darf Chisora gehen.

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