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Det is Berlin: So war der neue ARD-„Tatort“ mit Rubin und Karow

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Nina Rubin (Meret Becker, re.) und Robert Karow (Mark Waschke) verhören im neuen „Tatort: Die Kalten und die Toten“ eine Zeugin
Zäh: Rubin (Meret Becker, re.) und Karow (Mark Waschke) versuchen beim Verhör einer Zeugin vergeblich, den Verlauf der Mord-Nacht herauszubekommen. © rbb

Eltern, die nicht wahrhaben wollen, dass ihre Tochter bi ist; Eltern, die nicht wahrhaben wollen, dass ihr Sohn ein Vergewaltiger und Mörder ist. Harter Tobak im neuen „Tatort“ aus Berlin mit Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke). Unsere Kritik.

Det is dat Hauptstadtleben, wa? Da wird jebumst, bis die Mordkommission kommt. Beim Berliner „Tatort“ mit Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) galt im Fall „Die Kalten und die Toten“: Der Wille war da. Bei den zwei Hauptdarstellern sowieso, die mit Herz und Engagement selbst die holzschnittartigsten Szenen zu retten suchten. Und auch das Thema, das Autor Markus Busch ins Zentrum stellte, war durchaus faszinierend. Im Kern ging es in diesem Mix aus Krimi, Berliner Milieustudie und Psychospiel um die Frage, was passiert, wenn Eltern sich etwas vormachen in Bezug auf ihre Brut.

„Tatort: Die Kalten und die Toten“: zwischen Krimi und Berliner Milieustudie

So wie die Mutter und der Vater der Verstorbenen, die nicht wahrhaben wollen, dass ihre Tochter tot ist und ein ausschweifendes Sexleben geführt haben soll. Die biederen Eltern wurden von Andreja Schneider und Rainer Reiners so überzeichnet gespielt, dass man keinen Herzschlag hinter der karikaturesken Fassade spürte. Oder der beste Freund der Toten. Hölzern sagte er seine Sätze auf, um dann plötzlich Selbstjustiz zu üben. Wo hatte der denn zuvor all seine Wut auf die Täter versteckt? Auch hier fehlte es an schauspielerischer Kraft.

Umso größer die Rage der Ermittler. Besonders Meret Becker gab in Sachen emotionaler Kontrollverlust am Arbeitsplatz in ihrem vorletzten Auftritt als „Tatort“-Kommissarin alles - im Frühjahr wird der letzte Fall mit ihr gezeigt, danach folgt ihr Corinna Harfouch im TV-Team nach. Erfrischend auch ihr neuer Assistent, gespielt von Tan Caglar. Der sitzt im Rollstuhl – und witzelte darüber im Krimi selbst am politisch unkorrektesten.

Wie negativ sich Gluckenliebe auswirken kann, zeigt dieser „Tatort“ eindringlich

„Ich will endlich mal wieder was Schönes, was Warmes, was Lustiges!“, stöhnte Rubin gegen Ende. Und Karow fand wie immer eine Lösung auf seine Art: gemeinsames Karaokesingen zu „Love don’t come easy“. Liebe kannste nicht erzwingen – das war auch ein musikalischer Kommentar auf den Fall. Von dem vor allem eines im Gedächtnis bleibt: die Kaltschnäuzigkeit des Burschen (stark: Vito Sack), der Frauen vergewaltigt – gedeckt von seinen Eltern. Wie negativ sich Gluckenliebe auswirken kann, das hätte man gern mit insgesamt stärkerem Ensemble und weniger klischeehaften Dialogen gesehen.

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