von ak 05.01.2023 12:06 Uhr

Heinrich Oberleiter ist endgültig heimgekehrt

Gestern Abend, am 4. Jänner 2023, ist Heinrich Oberleiter, geboren am 13. Jänner 1941, seinen schweren Verletzungen infolge eines Autounfalls erlegen. Heinrich Oberleiter war am 9. Dezember 2021 vom Staatspräsidenten Sergio Mattarella begnadigt worden und konnte Anfang Juli 2022 nach Italien einreisen, also nach Südtirol zurückkehren.

Foto: Privat

„Es war ein langer Weg, es war ein beschwerlicher und aufopferungsvoller Weg, den Heinrich Oberleiter sein Leben lang gegangen ist, aber „es gibt immer einen Weg“, wie auch der Buchtitel seiner Lebensbeschreibung lautet, die er zusammen mit Margareth Lun verfasst hat“, teilt Oberleiters Familie in einer Aussendung mit. Der Devise entsprechend, dass es immer einen Weg gibt, habe er gelebt. Er habe sich den verschiedenen Herausforderungen seines Lebens gestellt und sich den Situationen, die sich daraus ergaben, angepasst.

Oberleiter hatte nach vielen Schwierigkeiten und Opfern auch großes Glück: er fand eine mutige Frau, die seine besondere Situation akzeptierte und immer an seiner Seite stand. Großes Glück hatte er auch mit seinen drei Kindern, die durch ihn geprägt und von ihm in einem starken Gottvertrauen erzogen wurden. Die Arbeit auf einem Hof in Bayern mit biologischer Landwirtschaft und schließlich in einem SOS-Kinderdorf ermöglichte ihm nicht nur, seine Fähigkeiten umzusetzen, sondern forderte ihn auch als Pädagogen. Gerade die Arbeit auch mit behinderten Kindern zeigten sein Einfühlungsvermögen, in welchem er gerade auch für seine Tochter Sonja zum großen Vorbild wurde. Die uneingeschränkte Bewunderung seiner Familie erwarb er sich dann ganz besonders in der jahrelangen aufopfernden Pflege seiner demenzkranken Frau. „Das war seine wahre Großtat“, so seine Tochter Sonja.

Heinrich Oberleiter war jener der vier Pusterer Buibn, der während der Anschläge in den 60-er Jahren am längsten im Lande verblieben war. Erst im Dezember 1963 wurde auch er zu einem Heimatlosen, nachdem er zusammen mit Rosa Ebner auf der Flucht Richtung Klammljoch in Rein in Taufers gefangen genommen und verhört worden war. Es gelang ihm dann aber eine spektakuläre Flucht.

Schwierigkeiten im eigenen Land

Die Anschläge, welche die vier Pusterer Buibn, Josef Forer, Heinrich Oberlechner, Heinrich Oberleiter und Siegfried Steger in den 60er Jahren im Pustertal verübten, waren Ausdruck von Ohnmacht und der Rechtlosigkeit, die der italienische Staat die Südtiroler Tag für Tag spüren ließ, so Heinrich Oberleiter bei der Pressekonferenz am 29. Juli 2022 in Sand in Taufers (UT24 berichtete). Besonderen Eindruck hinterließen bei ihm die Willkür und Ungerechtigkeit beim Pfunderer Prozess. Auch die Schwierigkeit im eigenen Land eine Arbeit und eine Wohnung zu finden, während für die Italiener alles selbstverständlich gegeben war, machte ihm klar, dass etwas getan werden musste, sollten die jungen Südtiroler eine Zukunft in der eigenen Heimat haben.

Die zweimalig lebenslängliche Verurteilung in Abwesenheit haben Heinrich Oberleiter und seine Familie lange Zeit einfach hingenommen. 2017 brachte die Familie in Erfahrung, dass ein Gnadengesuch an den Staatspräsidenten auch von Familienangehörigen eingereicht werden kann. Die Tochter Sonja und ihre Brüder haben ein solches mit fachkompetenter Begleitung und unter maßgeblichem Einsatz von Senator Karl Zeller im Jahr 2018 eingereicht. Nach über 3 Jahren war es dann so weit, das Gnadengesuch wurde am 9.12.2021 von Staatspräsident Sergio Mattarella angenommen (UT24 berichtete). Dieser Akt wurde damit begründet, dass Heinrich Oberleiters Taten keine Todesfälle zur Folge gehabt haben, außerdem habe Oberleiter ausdrücklich auch sein Bedauern für das Leid der Opfer der Attentatsserie und deren Angehörigen bedauert. Ausschlaggebend war auch sein vorbildliches, durch starke Religiosität geprägtes späteres Leben.

Die langersehnte Begnadigung war dann der Moment, wo Heinrich Oberleiter endlich konkret seine Rückkehr in die Heimat planen konnte. Heinrich Oberleiter besuchte Südtirol zunächst Ende Juli/Anfang August 2022. Zum zweiten Mal kehrte Heinrich Oberleiter dann um Allerheiligen/Allerseelen 2022 zurück, der Besuch am Grab der Eltern und Geschwister an diesen Gedenktagen war ihm ein Herzenswunsch. Nun ist auch er heimgekehrt und er lässt uns alle zurück mit einem „Segn’s Gott“, den Wunsch, den er immer für alles und für jeden mitgab.

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