„Skurriller Wissenschaftler“ – Kassenärzte poltern gegen Lauterbach

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Nun ist die KV Hessen nicht die Einzige, die Lauterbach aktuell einen fehlenden Realitätsbezug vorwirft – ähnlich äußert sich zum Beispiel auch FDP-Politiker Wolfgang Kubicki. Fehlende Weitsicht aber könnte man auch dem Brandbrief der hessischen Funktionäre vor einem Jahr vorwerfen. Störten sich die Vorstände Dastych und Starke doch damals an einer Tatsache besonders: am Betreiben von Impfzentren durch das hessische Innenministerium.

Der Spiegel zitiert beide Funktionäre wie folgt: Es sei „an Absurdität kaum zu überbieten [...], wenn sich ehrenwerte Impfzentren und damit auch in erster Linie das hessische Innenministerium bei Vaxzevria erst einen schlanken Fuß und dann vom Acker machen“. Hingegen würden die Praxen bei der Vergabe der Biontech-Impfdosen vernachlässigt, so dass bei niedergelassenen Ärzten zwar der unbeliebte Impfstoff AstraZeneca zur Verfügung stünde, nicht aber der weit beliebtere Impfstoff.

Impfzentren würden "überflüssigerweise" betrieben

Zu den Impfzentren des Landes aber hatten die KV-Funktionäre damals eine überraschend eindeutige Meinung: diese würden schlicht „überflüssigerweise“ betrieben! Zwar mag man zur Verteidigung des Brandbriefes einwenden: Der Andrang war im Mai 2021 sicher weniger groß als einige Monate später in der herbstlichen Omikron-Welle. Schon im Mai aber berichteten Öffentlich-rechtliche Medien, dass Impfzentren und Praxen mit sogenannten „Impfdränglern“ überfordert seien.

Spätestens aber im Herbst 2021 war dann der Vorwurf der KV Hessen völlig hinfällig und erwies sich als Fehlprognose: Ab da nämlich drangen kontinuierlich Hilferufe überforderter Arztpraxen aus den Medien. So vermeldete die Hessenschau zum Beispiel im November 2021: Hausärzte und Impfstellen wären dem Booster-Andrang nicht gewachsen.

Ab November 2021 mussten viele Kassenärzte die Patienten an die Impfzentren verweisen

Den Berichten nach bildeten sich vor den Impfstellen lange Schlangen, manche Praxen stellten die Impftätigkeit ganz ein. Und die Kassenärztliche Vereinigung Hessen vermeldete im November dann auch selber: Ein Drittel der 5.000 Arztpraxen in Hessen würde überhaupt keine Impfung anbieten – und deswegen die Patienten sofort an die Impfzentren verweisen. Welche Ressourcen für eine Pandemie vorzuhalten sind, läßt sich demnach auch für die KV Hessen nicht zuverlässig vorhersagen, da zu viele Unsicherheiten ein Pandemie-Geschehen bestimmen. Das Mitgliedermagazin der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen ist online verfügbar.