Götzner Ortsteil Sonderberg fühlt sich abgesondert

Vorarlberg / 02.09.2020 • 18:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bewohnerin Öznur Zeyrek und der Sprecher der Initiative, Alp Sanlialp, machen auf die Probleme in der Wohnanlage aufmerksam. <span class="copyright">EGLE</span>
Bewohnerin Öznur Zeyrek und der Sprecher der Initiative, Alp Sanlialp, machen auf die Probleme in der Wohnanlage aufmerksam. EGLE

Anrainerinitiative beklagt Missstände in gemeinnütziger Wohnanlage.

Götzis Mehrere Hundert Menschen wohnen in insgesamt 110 Einheiten der von der Alpenländischen Wohnbaugesellschaft betriebenen Anlage am Götzner Sonderberg. Diese feiert im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum, zum Feiern ist den Bewohnern derzeit aber nicht zumute. Zu groß sind aus Sicht der Anwohner die aktuellen Probleme. Weil diese vor allem auch in den letzten Monaten überhandgenommen haben, hat sich nun eine Initiative gebildet, die sich aktiv über die Missstände beklagt. Sprecher Alp Sanlialp sieht die Probleme vielschichtig gelagert, allen voran sei die Anlage in letzter Zeit ein Treffpunkt von Drogen- und Alkoholkonsumenten geworden. Diese seien keine Bewohner, sondern fremde Personen, die in den versteckten Winkeln ihre Drogen nehmen und dann auch gebrauchte Spritzen und Müll zurücklassen. Da hier auch viele Kinder spielen, sei dieser Zustand untragbar. Weitere Probleme sieht er in illegalen Sperrmüllablagerungen bei der Anlage, Lärmbelästigungen, mangelnder Pflege der Gemeinschaftsbereiche, gewalttätigen und rassistischen Auseinandersetzungen sowie letztlich auch immer weiter steigenden Mieten und Betriebskosten, die nicht mehr tragbar seien. Sanlialp sieht diesbezüglich die Marktgemeinde, die Alpenländische und auch die Exekutive gefordert, stärker einzugreifen und wirft ihnen völlige Untätigkeit in den vergangenen Jahren vor. Immer wieder habe man versucht, sich Gehör zu verschaffen, sei aber stets vertröstet worden. „Der Bürgermeister darf die Probleme nicht weiter ignorieren, er vernachlässigt systematisch einen ganzen Ortsteil.“

Die Bewohner machten ihren Ärger mit Plakaten sichtbar.
Die Bewohner machten ihren Ärger mit Plakaten sichtbar.

Öznur Zeyrek wohnt bereits seit 18 Jahren am Sonderberg in einer Mietwohnung, sie sieht noch ein weiteres Problem. So seien in letzter Zeit einige Wohnungen von bisherigen Mietern gekauft worden. Seitdem habe es immer wieder Konflikte zwischen der Gruppe der Eigentümer und der Gruppe der Mieter gegeben, weil deren Interessen stark variieren.

Loacker widerspricht und kontert

Der angesprochene Bürgermeister Christian Loacker sieht die Sachlage von Grund auf völlig anders. Vorhandene Probleme will er grundsätzlich gar nicht abstreiten, diese seien aber in einer großen Wohnanlage mit vielen Menschen auch aus unterschiedlichen Kulturen auf engem Raum nicht völlig zu beseitigen und auch in vergleichbaren Wohnanlagen vorhanden. Nicht gefallen lassen will sich Loacker aber die vorgeworfene Untätigkeit: „In keinem Ortsteil waren wir in den letzten Jahren so aktiv wie am Sonderberg.“ So habe es in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit dem IFS einige Projekte zur besseren Kommunikation und Integration gegeben, auch seien Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit oft vor Ort und würden vermittelnd eingreifen. In Verhandlungen mit der Alpenländischen habe man auch eine Reduzierung der Mieten erreichen können. Diverse Maßnahmen würden auch stets mit dem Wohnausschuss der Gemeinde parteiübergreifend geregelt. Gerade auch in der letzten Woche habe man mit einigen Mietern, zwischen denen es Probleme gegeben habe, im Rathaus gesprochen. Was Loacker nicht gelten lassen will, ist, dass von der Initiative ein ganzer Ortsteil diskreditiert werde. Man werde sich auch künftig um die Situation kümmern, dazu sei gerade kürzlich ein neuer Mitarbeiter eingestellt worden, der sich um das Gemeinwesen im Allgemeinen und um solche Konflikte im Speziellen kümmern soll. Gleichzeitig fordert Loacker aber auch ein Mehr an Kommunikation der Anrainer untereinander und deren verstärkte Eigenverantwortung ein. Das letzte Wort rund um den Sonderberg scheint noch nicht gesprochen zu sein. CEG