Episode 54: Die Angst, was zu verpassen

Zitat Rita Molzberger: "Man muss sich ja klarmachen, wie viel man tatsächlich verpasst. Das ist ja myriarden mal mehr als das, was man mitkriegt. Und zwar Notwendig!"

In unserer Episode zur Digitalisierung fiel der Begriff FOMSI, bei einem Vortrag von Katrin Rönicke hat Nora den Begriff FOMO gehört. Beide Begriffe haben mit der Angst zu tun, etwas zu verpassen. Dabei ist FOMO etwas allgemeiner gefasst: Fear of missing out. FOMSI ist mit Fear of missing something important etwas spezifischer.

Für Rita ist es aber erst mal wichtig, überhaupt Furcht von Angst zu unterscheiden. Und da machen es uns die Philosophen nicht so ganz einfach. Denn Angst und Furcht werden etwas anders definiert als in der Gebrauchssprache. Aber das lasst euch doch einfach von Rita erklären.

Die Frage, die sich aber auch stellt ist: Wo kommt diese Angst her, etwas zu verpassen? Denn eigentlich müsste uns ja klar sein, dass wir grundsätzlich mehr verpassen als wir mitbekommen können. Zeit ist begrenzt und auch wenn erst mal alles möglich erscheint – an irgendeiner Stelle müssen wir Prioritäten setzen. Und das heißt, das eine machen und das andere lassen.

Die Angst, was zu verpassen, sorgt aber auch für große Unsicherheit. Es gibt so viele Informationen, die theoretisch verfügbar sind. Was, wenn wir das wichtigste verpassen? Wenn wir einen bestimmten Fakt nicht mitbekommen? Oder uns jemand eine Geschichte aus einer Perspektive erzählt, die so nicht im uns bekannten Narrativ vorkommt? Und an dieser Stelle kommen Verunsicherung und Glaubwürdigkeitsverlust ins Spiel. Aber bevor das hier zu kompliziert wird – hört doch einfach rein!

Ritas Literaturliste:

  • Fink, Eugen: Der Mensch als Fragment. In: Zur Krisenlage des modernen Menschen. Würzburg 1989
  • Gelhard, Andreas: Kritik der Kompetenz. Berlin 2011
  • Heidegger, Martin: Sein und Zeit. 11. Auflage. Tübingen 1967 [Orig. 1927]
  • Harris, Michael: The End of Absence: Reclaiming What We’ve Lost in a World of Constant Connection. Current 2014
  • Kant, Immanuel: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können. Hamburg 1976 [Orig. 1783]
  • Kierkegaard, Sören: Der Begriff Angst. Stuttgart 1992 [Orig. 1844]
  • Schlegel, Friedrich: 116. Athenäumsfragment. Kritische Neuausgabe, Erste Abteilung, Band 2. München, Paderborn, Wien, Zürich 1967, S. 182–183 [Orig. 1798]

Die Lemming-Lüge (Bayern 2 vom 12.08.2015)

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4 COMMENTS

  1. Kevin | 23rd Mrz 20

    Ich bin heute das erst mal auf euren Podcast gestoßen (durch Die Liebe ohne Selfies) und möchte ein Kompliment für eure lockere und lustige Art darlassen. Mir gefällt sehr gut wie diese mit wirklich sachlichen Informationen verknüpft wird. Mach weiter so und behaltet euren Humor! 🙂

    • nora@wddd | 23rd Mrz 20

      Oh, „Die Liebe ohne Selfies“ – tolle Podcast! Wie schön, dass du her gefunden hast. Und Danke, für deine Rückmeldung. Das freut uns sehr ❤️

  2. Ulrike | 6th Jul 21

    Bin jetzt vom Anfang eures podcasts bis Folge 54 „Die Angst was zu verpassen“ gekommen und bei den Überlegungen zu den Begriffen und Definitionen Furcht und Angst und der englischen Entsprechung fiel mir ein, dass es im Englischen ja tatsächlich den Begriff German Angst gibt 😉
    Danke für Eure Arbeit!

    • nora@wddd | 16th Jul 21

      Liebe Ulrike, vielen Dank für deine Rückmeldung! Ja, das stimmt. Die German Angst ist im englischsprachigen Raum berühmt und berüchtigt.
      Ganz herzliche Grüße Nora und Rita

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