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Kriegsmaterial-Exporte: An diese Länder lieferte die Schweiz Waffen

Die Schweiz hat im laufenden Jahr deutlich mehr Kriegsmaterial exportiert
Wer auch immer der ausländische Abnehmer von GP11 ist...
Die Schweiz lieferte 2023 vor allem Munition aus.Bild: comments://847398264/2173450

In diese Länder lieferte die Schweiz 2023 am meisten Kriegsmaterial – 5 Grafiken

58 Länder hat die Schweiz 2023 mit Kriegsmaterial beliefert. In einem Krieg dürfen sich diese nicht befinden – darum fehlen die Ukraine und Russland in der Liste. Allerdings kann das Material über Umwege illegal dorthin gelangen.
05.03.2024, 09:4405.03.2024, 13:44
Reto Fehr
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Schweizer Unternehmen haben 2023 gestützt auf Bewilligungen des SECO für 696,8 Millionen Franken Kriegsmaterial in 58 Länder exportiert. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Abnahme um rund 27 Prozent. Damals wurde Kriegsmaterial für 955 Millionen Franken exportiert.

Die gesamte Warenausfuhr aus der Schweiz ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund 1,2 Prozent tiefer ausgefallen. Der Kriegswaffen-Anteil macht damit 0,18 Prozent an der gesamten Warenausfuhr der Schweizer Wirtschaft aus.

Deutschland als grösster Abnehmer

Die fünf Hauptabnehmerländer waren erneut Deutschland mit Lieferungen im Wert von 168,5 Millionen Franken, gefolgt von Dänemark mit 73,6 Millionen, den USA mit 54,3 Millionen, Saudi-Arabien mit 53,3 Millionen und Rumänien mit 39,7 Millionen Franken.

In die Ukraine oder nach Russland darf die Schweiz wegen des Kriegsmaterialgesetzes KMG keine Kriegsmaterialien liefern. Im November 2023 gab es allerdings Meldungen, dass Munition über Polen trotzdem in der Ukraine landete. Die Schweiz macht hinsichtlich Waffenlieferungen keinen Unterschied zwischen dem russischen Aggressor und der sich verteidigenden Ukraine. Staatliche ausländische Gesuche um Wiederausfuhr wurden denn auch vom Bundesrat konsequent abgelehnt: Weder durfte Deutschland Gepard-Munition weitergeben, noch Dänemark Piranha-Radschützenpanzer liefern.

Spezialfall Israel

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sagte gegenüber der NZZ, dass es am Fall dran sei. Das Ganze erinnert an die illegale Wiederausfuhr von elf Eagle-Aufklärungsfahrzeugen von Deutschland in die Ukraine. Den betroffenen Lieferanten hat das SECO inzwischen gesperrt. Noch ist nicht bekannt, ob polnische Behörden im aktuellen Fall die Wiederausfuhr in die Ukraine genehmigten und somit die schweizerische Gesetzgebung missachteten.

Ein Spezialfall ist Israel, das für Waffenlieferungen aus der Schweiz gesperrt ist. 2023 taucht das Land aber doch in der Liste der 58 Länder mit Kriegsmaterial im Wert von rund 88'000 Franken auf. Es handelte sich dabei um Material der Kategorie KM 6 (Panzer- und andere Landfahrzeuge). Wie das SECO schreibt, sind die «genannten Ausfuhren temporär und kommen immer zurück in die Schweiz». Israel begann im Herbst den Krieg im Gazastreifen.

Meiste Lieferungen nach Europa

Grössere Geschäfte in der Berichtsperiode waren die Ausfuhren von diversen Munitionsarten und Munitionskomponenten nach Deutschland (98,1 Millionen Franken), gepanzerten Radfahrzeugen und deren Ersatzteilen nach Dänemark (54,6 Millionen), spezifischer Munition für Flugabwehrsysteme nach Saudi-Arabien (40 Millionen), gepanzerten Radfahrzeugen und deren Ersatzteilen nach Rumänien (39,6 Millionen) sowie von diversen Munitionsarten und Munitionskomponenten in die Niederlande (26,2 Millionen).

Aufgeteilt nach Kontinenten machten die Exporte 2023 nach Europa 76,1 Prozent (2022: 50,4 Prozent) aller Ausfuhren aus, nach Asien 12,9 Prozent (36,1 Prozent), nach Amerika 9,6 Prozent (7,1 Prozent), nach Australien 1,2 Prozent (2,4 Prozent) und nach Afrika 0,2 Prozent (4,0 Prozent).

Munition macht grössten Anteil aus

Betrachtet man die Kategorien von Kriegsmaterial, dann entfielen im Jahr 2023 41,9 Prozent auf Munition sowie Munitionsbestandteile (Pos. KM 3) und 20,2 Prozent auf Panzerfahrzeuge sowie dazugehörige Bestandteile (KM 6). 9,2 Prozent entfielen auf Feuerleiteinrichtungen sowie dazugehörige Bestandteile (KM 5), 7,5 Prozent auf Waffen jeglichen Kalibers sowie dazugehörige Bestandteile (KM 2), 6,7 Prozent auf Bestandteile zu Kampfflugzeugen (KM 10) und 6,4 Prozent auf Kleinwaffen sowie Waffenbestandteile (KM 1).

Kriegsmaterialexporte vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ukraine
Die Schweiz wendet im Verhältnis Russland–Ukraine seit der russischen Annexion der Krim 2014 das Neutralitätsrecht an. Dieses bleibt auch während der aktuellen militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine anwendbar.

Aufgrund des neutralitätsrechtlichen Gleichbehandlungsgebots kann die Schweiz Anfragen um Weitergabe von Kriegsmaterial mit Schweizer Ursprung an die Ukraine nicht zustimmen, solange diese in einen internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt ist. Zudem schliessen auch die Bewilligungskriterien des Schweizer Kriegsmaterialgesetzes die Lieferung von Kriegsmaterial an Länder aus, die in einen internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt sind.

Ob und wie viel erlaubtes Zubehör für Waffensysteme über Drittländer in die Ukraine gelangt ist, ist laut SECO-Sprecher Fabian Maienfisch nicht bezifferbar. Das SECO habe keinen Überblick darüber, was mit diesen Teilen geschehe, sagte er zur Begründung im letzten Sommer.
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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eraganos
05.03.2024 10:14registriert September 2019
Saudi Arabien ;)
Aber wir weigern uns Waffen von anderen Ländern an die Ukraine liefern zu lassen.

Geld steht klar über der Moral
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P.Rediger
05.03.2024 10:24registriert März 2018
Soso, diese Länder dürfen sich nicht im Krieg befinden? Wie ist das jetzt mit Saudi Arabien? Oder ist das auch nur eine militärische Spezialoperation?
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dink daaroor
05.03.2024 10:51registriert September 2023
Die Schweiz produziert und exportiert Kriegsmaterial. Daran schein sich niemand zu stören, aber sobald dieses Kriegsmaterial für den Bestimmungszweck eingesetzt wird, dann geht ein riesen Geschrei los. WARUM? Entweder wird Kriegsmaterial produziert (und irgendwann verwendet) oder dann muss der Export grundsätzlich verboten werden.
Diese Doppelmoral geht mir auf den Sender.
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