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Männer sind häufiger krank als Frauen: Fünf Aussagen im Faktencheck

Männer sind häufiger krank als Frauen: Fünf Aussagen zum Kranksein im Faktencheck

Wie das Hormon Testosteron, Urlaub und Kälte das Kranksein beeinflussen. Wir klären auf.
24.04.2023, 07:4724.04.2023, 11:13
Stephanie Schnydrig / ch media
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Ein kranker Mann leidet still vor sich hin.
Das Klischee Männerschnupfen hält sich hartnäckig.Bild: Shutterstock

Männer sind kränklicher als Frauen

Das Klischee «Männergrippe» hält sich hartnäckig: Männer soll es häufiger und heftiger erwischen. Dass da zumindest ein bisschen was dran ist, liegt unter anderem an den Hormonen: Während das weibliche Hormon Östrogen die Vermehrung von spezifischen Immunzellen anregt, wirkt sich das männliche Hormon, das Testosteron, genau gegenteilig aus. Das weibliche Immunsystem reagiert deshalb schneller und aggressiver gegen Eindringlinge als das von Männern, wie eine Studie von österreichischen Forschern zeigte.

Dieselbe Studie dementierte aber gleichzeitig auch, dass Männer unter heftigeren Symptomen leiden. Ob sie dennoch mehr jammern, wurde nicht untersucht.

Die Krankheit schlägt immer ausgerechnet in den Ferien zu

Haben Sie sich auch schon auf die Ferien gefreut, nur um sie dann krank im Bett zu verbringen? So geht es vielen. Wissenschaftlich damit auseinandergesetzt hat sich der niederländische Psychologe Ad Vingerhoets. In einer Studie fand er heraus, dass die «Freizeitkrankheit», wie er das Phänomen nennt, eine relativ häufige Erkrankung sei. Die am häufigsten genannten Symptome unter den über 2000 Studienteilnehmenden waren Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Übelkeit sowie Erkältungen und die Grippe.

Vingerhoets und sein Team kamen zum Schluss, dass der Übergang von Arbeit zu Freizeit die Menschen am ehesten krank macht, die von hoher Arbeitsbelastung berichten, ein hohes Leistungsbedürfnis und ein hohes Verantwortungsbewusstsein in Bezug auf die Arbeit haben.

Die zugrunde liegenden Mechanismen konnten die Forschenden nicht klar aufdecken. Eine Hypothese ist, dass sich die Personen schon während der Arbeit einen Erreger eingefangen hatten. Bei akutem Stress (nicht chronischem!) wird aber ein Teil des Immunsystems gestärkt, womit die Widerstandsfähigkeit des Körpers zunimmt. Fällt der Stress weg, bricht die Krankheit aus.

Kinder sind häufiger krank

Das ist so: Erwachsene fangen sich im Schnitt zwei bis vier Erkältungen pro Jahr ein, Kinder mehr, nämlich zwischen sieben und acht Infektionen pro Jahr. Auch halten die Symptome bei Kindern meist länger an, Husten etwa bis zu sechs Wochen. Das deutet allerdings nicht per se auf ein schlechtes Immunsystem hin. Zu den Warnsignalen zählt erst, wenn das Kind etwa acht oder mehr Ohrinfektionen innerhalb eines Jahres hat, zwei oder mehr Lungenentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Dies kann auf eine Immunschwäche hindeuten.

Dass Kinder häufiger krank werden, liegt daran, dass sie ein noch unreifes Immunsystem besitzen, das sich erst noch mit all den Krankheitserregern vertraut machen muss. Eine Rolle spielt auch, dass die oberen Atemwege von Kleinkindern bis zum Schulalter noch nicht voll entwickelt sind, was sie einem höheren Risiko für virale und bakterielle Infektionen aussetzt. Jüngere Kinder neigen ausserdem dazu, sich die Hände in den Mund zu stecken, sodass sie die Keime, die sie auf Oberflächen berühren, schliesslich verschlucken.

Frieren macht krank

Das stimmt nur bedingt. Denn krank macht nicht die Kälte, sondern der Erreger. Ausgelöst werden Erkältungen am häufigsten durch Rhinoviren, und die zirkulieren unabhängig von der Temperatur zu jeder Jahreszeit. Allerdings: Kalte Witterung erhöht das Risiko, sich anzustecken. Zum einen überleben und vermehren sich Viren bei kälteren Temperaturen besser. Zum anderen schwächt Kälte das Immunsystem und macht es ihm schwieriger, Krankheitserreger abzuwehren.

Eine Krankheit kann ausgeschwitzt werden

Verschiedene Studien legen tatsächlich nahe, dass regelmässige Saunagänge das Immunsystem stärken. So berichteten finnische Forscher in einer Langzeitstudie mit fast 2000 Männern, dass diejenigen, die mehrmals die Woche in die Schwitzbude gingen, seltener an Atemwegserkrankungen litten. Dasselbe Forschungsteam beobachtete auch, dass häufiges Saunieren das Risiko einer Lungenentzündung senkt.

Allerdings: Viren und Co. lassen sich nicht ausschwitzen. Und wenn eine Erkältung bereits ausgebrochen ist, ist ein Saunabesuch kontraproduktiv. Denn durch eine Krankheit ist der Körper geschwächt, weshalb die Energie für die Regeneration benötigt werden sollte. Dasselbe gilt für Sport, der das Immunsystem im Erkrankungsfall zusätzlich schwächt. Am besten kuriert man sich daher im Bett aus. (aargauerzeitung.ch)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lafayet johnson
24.04.2023 10:54registriert Juli 2020
Dieselbe Studie dementierte aber gleichzeitig auch, dass Männer unter heftigeren Symptomen leiden.


Die Studie wurde sicher von Frauen gemacht. Natürlich leiden Männer mehr .. Frauen würden sterben, müssten sie die gleichen Schmerzen ertragen wie Männer!
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BG1984
24.04.2023 10:52registriert August 2021
Frauen sind auf jeden Fall häufiger krankgeschrieben und leiden häufiger an Migräne.
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