54. Des Nachts im Dunklen Wald

2.1K 103 77
                                    

*ein neues Cover kurz vor dem großen Finale...
Was haltet ihr davon? Welches gefällt euch besser?
Zudem nochmal vielen Dank -falls ihr es noch nicht mitbekommen habt- ich habe beim diesjährigen Award von MagischerMuggelAward mitgemacht und mit Oblivion den 2. Und Hurricane den 1. Platz in verschiedenen Kategorien erlangt!! Ein Danke geht raus an alle meine Leser, die mich immer so toll unterstützen! Thank youuu <33
_____________________

Die ganze Nacht war ein purer Alptraum gewesen, wortwörtlich, während sich meine Cousinen den ganzen Abend das Maul zerrissen haben über James Freundin Amelia, musste ich ständig an Eddys Worte denken. Hatte er vielleicht recht? Nein, es war bloß albernes Geschwätz, nur weil ich nicht sofort mit einem Jungen schlief, würde das ja wohl nicht gleich bedeuten, dass ich ihn früher oder später verlieren müsste. Nun, James hatte schon öfters Anstalten gemacht weiter zu gehen, als bloß das unschuldige Herumgeknutsche auf den Gängen oder im Gemeinschaftsraum, doch ich hatte ihn immer damit abgespeist, noch etwas in der Bibliothek nachschlagen zu müssen oder dass der nächste Test bevorstand. Wollte er mehr und ich konnte ihm das nicht geben? Würde er es sich woanders holen, wenn ich nicht tat, was laut Eddy meine... Pflicht war?
Schließlich schlief ich ein, doch das verbesserte meine Lage nicht gerade. Statt in das wundersame Land der Träume zu gleiten, stand ich im Wohnzimmer der Schulsprecherräume, James lag auf dem karmesinroten Samtsofa und schlief, seine Brille war ihm von der Nase gerutscht und lag nun auf dem hölzernen Boden, von wo ich sie auffischte und auf den Tisch legte. Das leise Kling, das dabei ertönte, reichte offenbar, um meinen Freund zu wecken, denn seine Hand griff sanft nach meinem Handgelenk, ehe er mich zu sich auf die Couch zog. Ich quiekte vor lachen und strampelte wild mit den Beinen, als er begann mich am Hals zu kitzeln. Er ersetzte die krabbelnden Finger auf meiner Haut schnell durch zarte Küsse, die er auf und ab verteilte, doch dabei blieb es nicht.
Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und er zog mich auf seinen Schoß, die Arme um meine Hüfte gelegt, um mich näher an ihn zu pressen. Die Küsse raubten mir den Atem, doch nicht auf diese Schmetterlingsart wie sonst, viel leidenschaftlicher und ernster, als ginge es um sein Leben. Er schien diese Art von Liebe zu brauchen, zu wollen. James warf mich aufs Sofa und keine Sekunde später tauchte sein Kopf über mir auf, die ganze Angelegenheit wurde immer hitziger und ich merkte erst, was er wirklich vorhatte, da machte er sich schon an dem Reißverschluss meiner Jeans zu schaffen.
"James...", murmelte ich.
Das war nicht richtig, es war falsch, völlig falsch.
Er hörte nicht auf.
"James...", sagte ich nun etwas bestimmter, doch das Gesicht, das meinem nun so nahe war, gehörte nicht James Potter, es war Edward Keppner, Eddy.
Ich wollte ihn von mir stoßen, doch da packte er meine Handgelenke und drückte sie in die roten Polster.
"Wieso ziehrst du dich so, du kleine Schlampe?", knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Mein Gesicht fing Feuer, meine Augen brannten und heiße Tränen liefen mir die Wangen hinab, doch ich konnte ihn nicht von mir schütteln, er war viel zu stark.
"Potter liebt dich nicht, das könnte er gar nicht, wenn er wüsste, dass du mich geküsst hast." Wieder lehnte er sich vor, um seine brennenden Lippen auf meine zu pressen, doch genau in dem Moment schreckte ich hoch.

Draußen vor den Fenstern des Schuppens herrschte noch tiefste Nacht. Ich schälte mich aus meiner dünnen Decke, ehe ich auf Zehenspitzen zu der schweren Eisentür schlich und sie versuchte so leise wie möglich zu öffnen. Dummerweise gab sie ein furchtbar lautes Knarzen von sich, dass ich dachte, ich würde das ganze Haus wecken, doch meine Cousinen gaben nur ein einstimmiges Schnarchen von sich, drehten sich auf die andere Seite und schliefen weiter. Was würde ich für so einen tiefen Schlaf bloß geben...
Ich huschte hinaus in den Garten, der kühle Nachtwind peitschte mir um die Ohren, das Gras kitzelte meine nackten Zehen und der Geruch der Nacht beruhigte mich etwas.
In etwa 32 Stunden würde meine Schwester heiraten, Petunia würde ausziehen in dieses große Haus in dem kleinen Ort, der so normal war wie möglich, um ja nicht mit ihrer Freak-Schwester verglichen werden zu können. Tuni wäre dann fort, vermutlich für immer. Wenn sie Vernon heiraten würde - und das wusste ich genau - würden wir unsere Beziehung nie mehr richten können, es wäre zu spät.
Petunia, meine Schwester, ich liebte sie so sehr, dass es mich schon beinahe zerriss, nur daran zu denken, wir könnten womöglich nie mehr ein Wort miteinander reden, auch wenn das kaum einen Unterschied zu unserer jetzigen Situation darstellen würde. Außer den Beleidigungen, die sie mir so gerne an den Kopf warf, sprach sie ja kaum mit mir.

Wenn die Sonne aufging, müssten wir alles für die morgige Hochzeitsfeier vorbereiten, dann bliebe keine Zeit mehr, um an irgendwelche Lächerlichen Hirngespinste zu denken und genau das brauchte ich. Ich musste mich von meiner irrationalen Angst ablenken, James -mein James- war definitiv der liebste Kerl auf Erden, doch dieses mulmige Gefühl, dass ich nun bei jedem Atemzug verspürte, wollte einfach nicht verschwinden. Vielleicht war ich, nur ich allein, einfach nicht gut genug.
James, der in diesem Augenblick wohl auf unserem Wohnzimmersofa schlief, sollte meine geringste Sorge sein, wo ich mir doch eher um Eddy Sorgen machen sollte, der Kerl, der für all diese wirren Gedanken verantwortlich war. Noch immer spürte ich seine schwitzigen Hände auf meiner Hüfte, den warmen Atem auf meiner Haut. Er war zu Silvester so nett gewesen, etwas nervig, doch nie hätte ich mir einfallen lassen, dass er... Es war als drückte mir sein Gewicht gegen meine Brust, hinderte mich am atmen. Ich fühlte mich schwach und das wollte ich auf keinen Fall sein, ich war Lily Evans, eine begabte Hexe und Eddy war bloß ein widerlicher Mensch, ein Muggel.
"Lily?", fragte eine helle Stimme in die Dunkelheit hinein.
"Hier."
Vor mir tauchte Rosalie auf, auch wenn ich sie mehr leiden konnte als ihre Schwester, so wollte ich meine Cousine gerade definitiv nicht sehen, nicht nach dem ganzen Mist, den sie gestern angestellt hatte, nur um James zu gefallen.
Rosalie wickelte sich gerade noch aus ihrem Schlafsack heraus, ein Küken, das sich aus dem Ei pellt. Sie ließ das große Stück Stoff einfach im weichen Gras liegen und ging hinüber zu der Hollywoodschaukel in unserem Garten. Ganz langsam setzte auch ich mich in Bewegung und folgte ihr.
"Warum bist du um diese Uhrzeit wach?", fragte Rosalie und zog die Knie an die Brust.
"Das könnte ich dich genauso fragen", gab ich zurück.
"Vy schnarcht. Laut. Viel zu laut." Rosalie lächelte, sie wirkte irgendwie ganz anders als gestern Abend, viel erwachsener und reifer, was natürlich totaler Quatsch war, niemand veränderte seine ganze Persönlichkeit in nur sechs Stunden.
Ich nickte und zog ebenfalls meine Beine auf die Schaukel, wo ich mir einbildete, sie vor der Kälte zu schützen.
"Sag mal", murmelte Rosalie aus heiterem Himmel, "stehst du auf James?"
Hätte ich gerade etwas getrunken, wäre wohl der ganze Inhalt in ihrem Gesicht gelandet, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
"Wie kommst du denn auf die Idee?" Entsetzt versuchte ich meine immer stärker glühenden Wangen zu verbergen, da ich wohl vergessen hatte wie dunkel es war - Rosalie konnte es gar nicht sehen.
"Allein wie sich deine Stimmlage eben verändert hat, bestätigt meine Theorie", grinste meine Cousine und stupste mich in die Seite.
"Nein, er hat doch eine Freundin", versuchte ich mich herauszureden, doch Rosalie schnaubte bloß.
"Amelia? Bitte, als er von seiner "Freundin" gesprochen hat, haben seine Augen die ganze Zeit zu dir rübergeschielt. James steht auf dich."

"Auf wen stehe ich?", fragte nun ein verschlafener James, der aus der Hintertür, die zum Wohnzimmer führte, herausgetreten war. Seine Haare standen noch unordentlicher zu allen Seiten ab, er trug bloß seine Gryffindor-Pyjamahose und ein Grinsen im Gesicht. Ohne zu überlegen, kam er auf mich zu, hob mein Kinn an und gab mir einen Guten-morgen-Kuss. Entsetzt sah ich zwischen ihm und Rosalie hin und her.
"James...", zischte ich bedrohlich und nun schien es ihm zu dämmern. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und biss sich auf die Unterlippe.
"Ja gut... ups?"
Ups? Das sollte seine intelligente Antwort auf das sein? Gerade eben hatte er mein Todesurteil unterschrieben und das war seine Reaktion?!
Rosalie sah zwischen uns hin und her.
"Oh, das glaub' ich jetzt nicht!"

✓|𝐎𝐛𝐥𝐢𝐯𝐢𝐨𝐧 - JilyΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα