Altena.

Riesenglück hatte am Dienstag eine Autofahrerin auf der B 236: Sie konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, als vor ihr Dutzende von Ziegelsteinen auf die Straße fielen – vom Haus Werdohler Straße 60, das offensichtlich zumindest in Teilen bereits eingestürzt ist.

Die Polizei reagierte angesichts des Bauschutts, der sich über die gesamte Fahrbahnbreite verteilt hatte, schnell und radikal: Die Bundesstraße wurde sofort komplett gesperrt, vor allem aus Richtung Werdohl bildete sich schnell ein langer Stau.

Auch Ordnungsamt und Bauaufsicht waren schnell zur Stelle und fanden im Gespräch mit Anliegern heraus, dass Teile des Dachstuhls im seit Jahren völlig maroden Gebäudes in sich zusammengefallen waren. Dabei dürften sich die Ziegelsteine am Gesims gelockert haben.

Mit Sand gefüllte Container

Um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen, wurde die Drehleiter der Feuerwehr angefordert. Stefanie Sand, Mitarbeiterin der Bauaufsicht, kletterte in den Korb, um so den Schaden aus der Nähe zu betrachten. Ein Gerüst, dass seit Jahren an dem Haus steht und Fußgänger vor herabfallenden Steinen schützen soll, erwies sich bei diesen Kontrollen als nicht mehr standfest, es wurde daraufhin von der Feuerwehr abgerissen. Zudem räumte die Wehr noch lose Steinen ab, so dass die schlimmste Gefahr nach einer Stunde beseitigt war und der Verkehr wieder einspurig fließen konnte.

Der Nachrodter Abbruchunternehmer Siegfried Müller wurde ebenfalls zum Schwarzenstein gerufen. Von ihm erhoffte sich die Stadt Hinweise darauf, wie weitere Schäden verhindert werden können. Seinem Rat folgend wurden große, mit Sand gefüllte Container vor die Bauruine gestellt. Sie sollen verhindern, dass weitere Gebäudeteile auf die Straße stürzen.

Alteigentümer für Gefahrenabwehr verantwortlich

Das sei nur eine Sofortmaßnahme, der weitere folgen müssten, sagte der Bürgermeister. Hollstein hatte den Schwarzenstein schon nach seinem Amtsantritt 1999 zur Chefsache erklärt, sich aber immer wieder an Chafik Itani die Zähne ausgebissen. Um das Haus Werdohler Straße 60 gab es vor Jahren einen Rechtsstreit. Einst war es Bestandteil des VDM-Komplexes und gilt damit als Gewerbeimmobilie. Itani verlangte, es zum Wohnhaus zu erklären – ein Ansinnen, mit dem er scheiterte.

Das weitere Vorgehen ist kompliziert, weil die Eigentumsverhältnisse verworren sind. Am Schwarzenstein gibt es eine Reihe unterschiedlicher Eigentümer – teils Privatleute, teils handelt es sich um Firmen aus dem Unternehmensgeflecht des 2011 von seinem Sohn umgebrachten Geschäftsmanns Chafik Itani. Dazu gehört auch die sms manufactering GmbH, eine ebenfalls im Schwarzensteinkomplex ansässige Firma.

Sie stand bisher als Eigentümer des Hauses Werdohler Straße 60 im Grundbuch, hat aber nach Informationen unserer Zeitung vor einigen Wochen einen so genannten „Eigentumsverzicht“ erklärt. Nach einem solchen Schritt wird ein Grundstück „herrenlos“, das Land kann es übernehmen, muss das aber nicht tun. Solange es keinen neuen Besitzer gibt, ist der Alteigentümer für die Gefahrenabwehr verantwortlich. Das regelt das Ordnungsbehördengesetz der Landes.