Essen. Ein Bericht der Bundesregierung zeigt Verquickungen mit der NS-Zeit. Auch in den Ministerien hatte die „alte Garde“ etwas zu sagen. So waren 26 Bundesminister einst Mitglied in der NSDAP - darunter auch der spätere Bundespräsident Walter Scheel.

Bundeskabinette, Ministerien und Bundesbehörden im Nachkriegsdeutschland waren mit den Institutionen der NS-Zeit personell weit stärker verwoben als es offizielle Stellen der Bundesrepublik je eingeräumt haben.

26 Bundesminister und ein Bundeskanzler – Kurt Georg Kiesinger (CDU) – hatten bis 1945 das Parteibuch der NSDAP gehabt – darunter auch der spätere Bundespräsident Walter Scheel. Sechs der 13 Minister des ersten sozial- liberalen Kabinetts Brandt im Jahr 1969 zählten dazu. In der Führungsetage des Auswär­tigen Amtes waren 1952 fast 34 Prozent ehemalige Nationalsozialisten tätig. Wegen seiner NS-Vergangenheit wurde kaum ein Beamter aus dem Dienst entfernt. Im Gegenteil: „Minderbelastete“ sind in den 50er-Jahren in großen Zahlen verbeamtet worden.

Umgang mit der NS-Vergangenheit

Das geht aus einem 88-seitigen Bericht des Bundesinnenministeriums zum „Umgang mit der NS-Vergangenheit“ hervor, der jetzt nach einer intensiven einjährigen Recherchearbeit auf eine Anfrage des thüringischen Bundestagsabgeordneten Jan Korte (Linke) veröffentlicht wird. Er liegt der WAZ-Mediengruppe vor. Die Bundesregierung kommt darin mit Blick auf den Behördenapparat der jungen Bundesrepublik zum allgemeinen Schluss, dass „der Anteil der früheren Ange­hörigen der Behörden des ­NS-Staates und die Anzahl der Mitgliedschaften in der NSDAP oder ihren Unter­organisationen hoch waren“.