Bottrop. .

Es war ein reizvoller Kontrast: Der wuchtige Backstein-Turm als Aufführungsort feingliedriger zeitgenössischer Musik. Das zweite Konzert der Reihe „Klangturm Malakoff“ lud zu einem tönenden Spaziergang durch japanische Gärten ein.

Die finnische Komponistin Kaija Saariaho ließ sich bei einem Besuch in Kyoto zu einem sechsteiligen kleinen Zyklus für Schlagzeug und Elektronik inspirieren, dem roten Faden des Programms, der uns zu Tempeln, Steinbrücken und goldenen Pavillons führte und zum Meditieren einlud. Die mystischen Liegetöne mochte man mit Wind und Wellen verbinden, die tranceartige metallische Rhythmik des Perkussionisten (Franz-Josef Staudinger) mit einem ganzen Gamelan-Orchester.

Der Tänzer Keisuke Mihara, als ehemaliges Mitglied des Folkwang-Tanzstudios und Gast beim Tanztheater Pina Bausch ein Experte für modernen Ausdruckstanz, übersetzte dazu die Musik – ob geschmeidig fließend oder kraftvoll-kantig – in choreographische Bewegung.

Insofern weitete sich das Konzert zur multimedialen Performance, bei der sich die Live-Musik des achtköpfigen Bottroper Kammerorchesters, in „Klangturm-Ensemble“ umbenannt, mit der Elektronik vermischte, die die Instrumentalklänge aufgriff und verfremdete.

Da erfüllten Naturklänge und Vogelgezwitscher in der „Improvisation über ein japanisches Lied“ des Alt-Modernen Eugène Bozza den Raum, durch den die Spieler samt Tablet-Techniker wandelten. Beate Schmalbrock lotete auf der Bassflöte ein „Atem-Lied“ von Toshio Hosokawa subtil artikulierend zwischen Luft, Tonformung, Schwebung und Singen aus, ebenso wie Petra Naethbohms gelungener Monolog auf der Altblockflöte in einer Meditation von Ryohei Hirose. Die Klangfülle des Akkordeons demonstrierte Marko Kassl mit dem expressiv vielfältigen „Like a water buffalo“ von Yuki Takahashi.

Auch eine Uraufführung galt es zu würdigen, bei der die Komponistin Kumiko Omura selbst die Live Elektronik übernahm: „Sea clouds V“ sah sie während einer Flugreise vor ihrem inneren Ohr, und so entstand ein Kaleidoskop von gleißenden Farbpunkten und Klangflächen.