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Meinung „Schmonzes“

Von „Negerküssen“ und „schwarzen Juden“

Darf man einen „Negerkuss“ so nennen – oder ist das rassistisch? Darf man einen „Negerkuss“ so nennen – oder ist das rassistisch?
Darf man einen „Negerkuss“ so nennen – oder ist das rassistisch?
Quelle: picture-alliance
Das N-Wort sorgt nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA für Aufregung. Wer sichergehen will, sagt „Schwarzer“. Außer man befindet sich unter Juden. Dort könnte das nach hinten losgehen.

Der eine verdient sein Geld mit handfesten Prügeleien. Der andere verteilt lediglich Verbaldresche. Und während jener Gewichte hebt, stemmt der andere Bierkrüge. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und der Wrestling-Star Hulk Hogan haben entsprechend wenig gemeinsam. Seit der CSU-Landespolitiker jedoch Roberto Blanco einen „wunderbaren Neger“ nannte, steht er auf einer Stufe mit dem amerikanischen Kampfsportler, der hinter verschlossenen Türen den Freund seiner Tochter angeblich als „Nigger“ bezeichnet haben soll und dabei aufgezeichnet wurde.

Bei Herrmann muss man dazusagen, dass er sich das N-Wort nicht zu eigen gemacht hatte, sondern lediglich einen Rassisten zitierte. Die Entschuldigung lautete in beiden Fällen fast gleich: Der Begriff „Neger“ sei nicht Bestandteil ihres üblichen Wortschatzes. Trotzdem wütete der Twitter-Mob.

Vor einigen Jahren erklärte mir der Stardirigent Christian Thielemann auf einer Veranstaltung, wir bräuchten mehr Gelassenheit. Man müsse als aufgeklärter Mensch unbescholten dafür einstehen können, den „Negerkuss“ auch weiterhin „Negerkuss“ zu nennen.

„Negerkuss“ oder „Schokokuss“!

Allein im Klang des Wortes schwinge das unbeschwerte Gefühl der Kindheit: der Biss in die klebrig, schaumig, süße Masse. Das sei durch den „Schokokuss“ nicht zu ersetzen. Und mit Rassismus habe das im 21. Jahrhundert nichts mehr zu tun.

Ob man den „Neger“ nun für die Kindheitserinnerungen braucht oder nicht, sei dahingestellt. Dass jedoch allein der mit deutscher Korrektheit verordnete „Schaumkuss“ aus einem ostdeutschen Rassisten noch lange keinen Demokraten macht, sieht man dieser Tage. Genauso wenig trägt es dazu bei, wenn die „Süddeutsche Zeitung“ Roberto Blanco als Farbigen bezeichnet. „Wir sind nicht bunt wie ein Regenbogen“, lernte ich von schwarzen Freunden in den USA: „We are black!“

Dunkelhäutige als Schwarze zu bezeichnen geht also in Ordnung, solange Sie sich nicht unter Juden aufhalten. Wenn meine Mutter vor Familienfesten stöhnt: „Die Schwarzen kommen!“, dann ist das weder politisch korrekt noch schmeichelhaft, sondern offenbart die alten Vorurteile osteuropäischer, weißer Juden gegenüber den eingeheirateten, dunkelhäutigen Verwandten aus dem Irak, dem Jemen oder Marokko. Das kann man rassistisch nennen. Es ist aber spätestens dann vergessen, wenn alle gemeinsam beisammensitzen und das Essen auf dem Tisch steht.

Bayerns Innenminister erklärt seine Wortwahl im TV

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat Roberto Blanco in einer Talkshow als "wunderbaren Neger" bezeichnet. Das löste einen Shitstorm aus. Nun erklärt der CSU-Politiker seine Wortwahl.

Quelle: N24

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