À la guerre comme à la guerre“ lautet eine französische Redewendung: „Im Krieg wie im Kriege.“ Die Formulierung erfasst die ansteigende Bereitschaft aller Kriegführenden, die eigenen moralischen Ansprüche im Zweifel der strategischen Gesamtsituation anzupassen. Je unbefriedigender die militärische Lage ist, desto ungehemmter werden zuvor vertretene zivilisatorische Standards nach unten korrigiert.
Wenn die Berichte zutreffen, dass die Führung der ukrainischen Streitkräfte beschlossen hat, ihren Soldaten Erfolgsprämien für die Zerstörung gegnerischen Kriegsgerätes auszuzahlen, mag man darin einen solchen Verrohungszuwachs erkennen. Mit 6000 Euro pro Flugzeug, 2400 Euro pro Panzer und 600 Euro für einen Volltreffer auf Fahrzeuge der Separatisten möchte die ukrainische Armeeführung ihre Soldaten künftig belohnen.
Der Vorschlag klingt nach einer zeitgemäßen Neuinterpretation der Kopfgeldjägerei, die man bislang eher mit dem Wilden Westen assoziierte. Die Vorstellung, dass künftig in den ukrainischen Schützengräben gestritten wird, welcher Grenadier den taschengeldfördernden Volltreffer gelandet hat, ist keine behagliche.
Der Wunsch nach einer Feuerpause
Bislang waren es zwar vor allem die prorussischen Separatisten, die auch ohne Prämienregelung auf Linienbusse und Verkehrsflugzeuge oder wie vergangene Woche in Mariupol auf Marktplätze schossen. Doch es ist gut möglich, dass der Versuch der ukrainischen Armee die Vaterlandsliebe ihrer Rekruten durch ein marktwirtschaftliches Incentive-Modell zu fördern, die Kollateralschäden eher vergrößert als die Treffsicherheit zu erhöhen.
Ein konstruktiver Beitrag bei der Suche nach einem Ausweg in der Ukraine-Krise, ist diese Wodka-Idee jedenfalls nicht. Unmittelbar vor dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Minsk spielt sie der Propagandaabteilung des Kreml in die Hände. Als Anreiz für Wladimir Putin, auf Poroschenkos Wunsch nach einer Feuerpause und dem Abzug schwerer Waffen einzugehen, wird sie nicht funktionieren.