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Meinung Stolz und Identität

Als deutscher Patriot brauche ich die AfD nicht

Ist bei Frauke Petry frühkindlich etwas schiefgelaufen? Ist bei Frauke Petry frühkindlich etwas schiefgelaufen?
Ist bei Frauke Petry frühkindlich etwas schiefgelaufen?
Quelle: dpa
AfD-Parteichefin Frauke Petry will „den Menschen Stolz und Identität“ zurückgeben. Unser Kolumnist lehnt das jedoch dankend ab. Aus Stolz verzichtet er auf diese geistige Transferleistung.

Diese Woche habe ich mich gefragt, ob die AfD-Vorsitzende Frauke Petry etwas an den Augen hat. In ihrer Rede zum Tag der Deutschen Einheit verwahrte sie sich gegen „die ganzen Deutschland-ist-bunt-Kampagnen“ und stellte fest: „Auch ein Komposthaufen ist bunt.“

Ich glaube, Frau Petry guckt mit der Nase. Deshalb denkt sie bei Vielfalt an Zersetzung. Es kann sein, dass da frühkindlich bei ihr etwas schiefgelaufen ist. Ich bin kein Psychoanalytiker.

Aber ich möchte hier klarstellen, dass ich das von Frau Petry unterbreitete Angebot, „den Menschen Stolz und Identität“ zurückzugeben, für meine Person dankend ablehne. Aus Stolz verzichte ich auf diese geistige Transferleistung.

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Und was die petrysche Ankündigung angeht, Deutschland zurückzuerobern und den Zeitgeist zurückzudrehen, so kann ich nur feststellen, dass das mit meiner Identität als Deutscher nicht zu machen ist, zu der übrigens auch die Erkenntnis gehört, dass es ohne Komposthaufen keine Zukunft gibt.

Kann man sich Deutschland, dieses wunderschöne Land in der Mitte Europas, überhaupt vorstellen ohne das Gären und Brodeln, das seine Geschichte, seine Gegenwart und seine Zukunft ausmacht?

Kulturfeindliches Banausentum

Und da wollen die Damen und Herren von der AfD rückwärts am Rad drehen und das Land von allen Migrationsschlacken befreit besenrein dem Volkswillen übergeben? Als deutscher Patriot möchte ich mit diesem undeutschen Putzzwang, mit diesem kulturfeindlichen Banausentum nichts zu tun haben.

Man soll sich mit dem wutbürgerlichen Gezeter auch nicht über Gebühr beschäftigen. Die Kraniche ziehen jetzt. Auf ihrer langen Reise von Skandinavien und Sibirien in den Süden rasten sie bei uns.

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Quelle: Die Welt

Wenn die abends zu Zehntausenden auf die Teiche in Linum am Rhinluch einfallen, dann übertönt ihr Trompeten ohnehin jedes Politgeräusch, und die Menschen, die das beobachten, die denken nicht an Stolz und Identität, sondern sind ergriffen von den Vögeln des Glücks, die in schwarzen Schwärmen fast das Abendrot verdunkeln, sich langsam aus der Höhe herabschrauben, über ihrem Schlafgewässer kreisen und sich mit elegantem Schwung niederlassen.

Das Publikum des Kranich-Schauspiels ist so bunt wie Deutschland nun einmal ist und flüstert in vielen Dialekten und Sprachen. Vielleicht sind Unzufriedenheit und Wut und die Verrohung des Denkens und Sprechens in unserem Land auch auf einen Mangel an frischer Luft und an Naturerfahrung zurückzuführen.

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