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Das ist die neue Weltwährung

IWF nimmt chinesischen Yuan auf

Der IWF hat entschieden, den Yuan in seinen Währungskorb aufzunehmen. Was dies für die Weltwirtschaft bedeutet, erläutert Wirtschaftsredakteur Holger Zschäpitz im Gespräch mit Dietmar Deffner.

Quelle: Die Welt

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Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den chinesischen Renminbi offiziell zu einer Reservewährung erhoben.
  • Chinas Währung, auch Yuan genannt, steht nun neben US-Dollar, Euro, Yen und Pfund als fünfte weltweite Leitwährung.
  • Zum ersten Mal seit Einführung des Euro vor 16 Jahren änderte der IWF seinen Währungkorb.
Warum das wichtig ist:
Ewen Cameron Watt, Chefstratege bei der weltgrößten Anlagefirma Blackrock: „Ein weiterer Schritt auf dem Weg Chinas zur Supermacht, die Amerika herausfordert."

Große Mächte haben eine große Währung. Das wusste schon der Ökonom Robert Mundell, der für seine Arbeit auf dem Gebiet im Jahr 1999 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Insofern ist für China heute ein ganz besonderer Tag auf dem Weg zur Großmacht. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat beschlossen, die chinesische Devise Renminbi, auch Yuan genannt, in seinen Währungskorb aufzunehmen. Damit wird Chinas „Volksgeld“, so die Übersetzung für Renminbi, neben US-Dollar, Euro, Yen und Pfund offiziell zu einer Reservewährung erhoben.

Der Renminbi wird sofort 10,9 Prozent im neuen Währungskorb einnehmen und hält damit das drittgrößte Gewicht. Größter Verlierer der neuen Hackordnung ist der Euro, dessen Anteil von 37,4 Prozent auf gut 30 Prozent fallen wird.

„Die Aufnahme in den IWF-Währungskorb ist bei Weitem nicht nur ein symbolischer Akt“, sagt Ewen Cameron Watt, Chefstratege bei der weltgrößten Anlagefirma Blackrock. „Sie ist ein weiterer Schritt auf dem Weg Chinas zur Supermacht, die Amerika herausfordert.“

Tatsächlich hat der IWF mit dem Schritt Währungsgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal seit 16 Jahren wird die Devisen-Weltordnung verändert. Eigentlich müsste man sogar noch weiter zurückgehen: Denn die Änderung aus dem Jahr 1999 war lediglich der Einführung des Euro in der Währungsunion geschuldet. Damals wurden der französische Franc und die D-Mark im Währungskorb durch den Euro ersetzt.

Aufnahme könnte Kapitalflucht stoppen

Für Peking kommt die Anerkennung des Renminbis als fünfte Leitwährung gerade zum rechten Zeitpunkt. Die Parteiführung muss sich gegen eine rapide Verlangsamung des Wachstums stemmen. Mit einer Rate von unter sieben Prozent ist es nur noch halb so hoch wie zu den guten Zeiten. Gleichzeitig stürzen die Kurse an den Börsen Shanghai und Shenzhen ab und viele globale Investoren ziehen ihr Geld ab.

Quelle: Infografik Die Welt

Die Kapitalflucht hat solche Ausmaße angenommen, dass die Kommunistische Partei einen Teil der Devisenreserven versilbern musste. Die Aufnahme in den elitären Währungsclub des IWF könnte diesen Exodus stoppen und auch der heimischen Bevölkerung wieder mehr Zuversicht signalisieren.

„Die Aufnahme des Renminbis in den IWF-Korb ist für uns Chinesen sehr wichtig – für die Politiker, aber auch für Unternehmer und für Angestellte wie mich“, sagt Claire Wu aus Shanghai. „Auch wenn sich für mich nicht direkt etwas ändert, so ist es doch ein Signal, das mich stolz macht.“ China sei eine große, wichtige Wirtschaft, die Projekte in der ganzen Welt finanziert. Die chinesische Währung „sollte international stärker gebraucht werden“, sagt Wu. Dem könnte mit der Aufnahme in den IWF-Korb der Weg bereitet werden.

Peking will seine Macht ausweiten

Nicht nur in den Finanzkreisen von Shanghai und Shenzhen ist die Renminbi-Adelung seit Wochen das Thema schlechthin. Auch die Mittelschicht spricht darüber, auch wenn die unmittelbaren Auswirkungen für sie eher marginal sein dürften. „Ganz ehrlich, für mich ist die Aufwertung des Renminbis zur internationalen Reservewährung nicht sonderlich wichtig. Zumindest zur Zeit nicht – es hat keine direkten Auswirkungen für mich und meinen Alltag hier in China“, sagt etwa Jewel Wang, Angestellte in Shanghai. „Ich glaube, dass es für den internationalen Handel wichtig ist. Natürlich ist es kein schlechter Schritt – er wird helfen, den Renminbi zu stabilisieren. Langfristig wird der Renminbi eine stärkere Währung werden.“

Quelle: Infografik Die Welt

Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung des Volksgeldes sind nicht unbegründet. Nach Berechnungen der britischen Großbank Standard Chartered könnte der Aufstieg des Renminbis in den kommenden fünf Jahren einen Kapitalzufluss von 1,1 Billionen Dollar nach sich ziehen.

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Schließlich spielt Chinas Geld bei den Währungsreserven der Notenbanken bislang keine Rolle, obwohl das Reich der Mitte für rund 14 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung steht. Das dürfte sich nach Ansicht von Standard Chartered in naher Zukunft ändern. Schon bald könnte der Anteil des Renminbis rund fünf Prozent betragen.

Gleichzeitig ist der Schritt ein Beleg für die große Rolle, die China inzwischen in der Weltwirtschaft spielt
Jameel Ahmad, führender Marktanalyst bei ForexTime

Kein Wunder, dass die Staatsführung in Peking alles daran gesetzt hat, um den Status als Weltwährung zu bekommen. Denn Regierungschef Xi Jinping ist sehr wohl bewusst, dass er die Macht Chinas, der zweitgrößten Volkswirtschaft und der bevölkerungsreichsten Nation der Welt, vor allem über die Finanzmärkte ausweiten kann.

Ab Oktober 2016 wird der Renminbi Teil des IWF-Währungskorbs sein, auf dem die Sonderziehungsrechte (SDR) basieren. Sie sind eine Art globale Kunstwährung, in der der Währungsfonds rechnet und verbucht. Das Geld, das Griechenland beispielsweise dem IWF schuldet, wird in aus dem Währungskorb abgeleiteten Sonderziehungsrechten bilanziert.

Experten halten Renminbi für unreif

Viele Experten sehen den Schritt jedoch kritisch. Eswar Prasad, Professor an der Cornell Universität und früherer Chef des IWF-China-Teams, hält den Renminbi noch nicht reif für die Aufnahme in den Währungskorb. Das Volksgeld sei noch nicht vollständig konvertibel. Würde es sich um eine andere Währung handeln, hätte der IWF sich sicher dagegen entschieden, so Prasad. Der IWF habe die Regeln gebogen, denn er sei auf China angewiesen. Er rechnet nicht damit, dass die Neuordnung der Währungswelt kurzfristig größere Folgen haben wird. „Damit sich der Renminbi in den Portfolios durchsetzt, muss China attraktive Investments wie Bonds oder Aktien haben.“

Quelle: Infografik Die Welt

Zhiwei Zhang, Chefökonom bei der Deutschen Bank in Hongkong, hofft dagegen auf einen Reformschub. „Der Fortschritt der strukturellen Reformen ist immer noch schleppend, von den Reformen des Finanzsystems abgesehen. Die Entwicklung auf den Aktienmärkten in diesem Jahr hat bei Investoren für Zweifel gesorgt, ob die Regierung wirklich an Reformen in Richtung mehr Markt interessiert ist“, sagt Zhang. Die Aufnahme in den IWF-Korb sei ein Sieg für die Reformer in der Regierung und könnte helfen, weitere Änderungen herbeizuführen. „China braucht diese Reformen sehr.“

Die Inklusion werde dabei helfen, die Zuversicht in den Wechselkurs des Renminbis zu steigern. Das lehrt auch die Geschichte. Immer wenn der IWF in seinem Währungskorb eine Währung stärker gewichtet hat, führte das zu Wertgewinnen der entsprechenden Devise. „Die Aufnahme des Renminbis in den SDR-Korb ist wichtig für China, weil Investoren so auf Dauer geneigt sind, einen Teil ihrer Vermögenswerte in Renminbi zu transferieren“, sagt Jameel Ahmad, führender Marktanalyst bei ForexTime, einem internationalen Devisenhändler. „Gleichzeitig ist der Schritt ein Beleg für die große Rolle, die China inzwischen in der Weltwirtschaft spielt.“

Das neue durchgeknallte Propaganda-Video Chinas

Mit diesem bunten und leicht durchgeknallten Video wirbt China für seinen nächsten Fünfjahresplan. Unter anderem mit dabei sind Saurier, Albert Einstein und ein David-Bowie-Verschnitt.

Quelle: Zoomin.TV

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