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iPhone macht Big Mac als Orakel Konkurrenz

Finanz-Redakteur
Apple-Vize-Präsident Phil bei der Vorstellung des iPhone 6s und 6s Plus. Das Unternehmen liefert das Produkt in ähnlicher Form in mehr als 130 Länder Apple-Vize-Präsident Phil bei der Vorstellung des iPhone 6s und 6s Plus. Das Unternehmen liefert das Produkt in ähnlicher Form in mehr als 130 Länder
Apple-Vize-Präsident Phil bei der Vorstellung des iPhone 6s und 6s Plus. Das Unternehmen liefert das Produkt in ähnlicher Form in mehr als 130 Länder
Quelle: Getty Images/Getty Images North America
Zwischen 649 und 1188 Dollar kostet ein iPhone in verschiedenen Ländern. Das interessiert Sparfüchse, aber auch Devisenspekulanten horchen auf. Bisher folgen sie einem anderen Preisindikator.

So gut wie jeder hat eins. Und nicht nur in Europa oder den USA. Fast auf der ganzen Welt besitzen die Menschen inzwischen ein Smartphone. Doch sie zahlen für die mobilen Alleskönner höchst unterschiedliche Preise, je nachdem, in welchem Land sie leben.

Am deutlichsten werden die Unterschiede beim iPhone. Das 6s mit 4,7-Zoll-Display und 16 Gigabyte Speicher kostet in Deutschland derzeit 744,95 Euro. Das entspricht rund 825 Dollar. Die Schweizer dagegen zahlen umgerechnet nur 775 Dollar, die Briten sogar nur 697 Dollar und die US-Amerikaner 649 Dollar. Das sind immerhin über 20 Prozent weniger als die Deutschen ausgeben müssen.

Quelle: Infografik Die Welt

Doch es gibt auch Länder, wo die Apple-Produkte noch wesentlich teurer sind als hierzulande. So müssen Russen 887 Dollar hinlegen, Türken 1110 und Brasilianer sogar 1188 Dollar. Das ist ein Aufschlag von sagenhaften 83 Prozent gegenüber dem Preis in den USA.

Nomura hat den iPhone-Index entwickelt

Das mag den ein oder anderen Konsumenten dazu verleiten, sein Handy in einem anderen Land zu kaufen. Die Unterschiede sind aber auch für Devisenhändler interessant. Denn sie wollen auf diese Weise ermitteln, ob eine Währung über- oder unterbewertet ist – und entsprechend in der Zukunft im Kurs eher sinkt oder steigt.

Quelle: Infografik Die Welt

Traditionell nutzen sie dafür ein ganz anderes Produkt: den Big Mac. Der Hamburger von McDonald’s ist ebenso wie das iPhone weltweit gleich und zudem in fast jedem Land der Welt zu haben. Darauf aufbauend wurde schon vor vielen Jahren der sogenannte Big-Mac-Index entwickelt, der die Preise für das Produkt auf Dollar-Basis vergleicht und somit einen Hinweis gibt, welche Währung zu teuer oder zu billig ist.

„Irgendwie hat man aber das Gefühl, dass der Big Mac aus dem Analog-Zeitalter stammt“, sagt Bilal Hafeez, Währungsexperte bei der Investmentbank Nomura. „Daher bringt es vielleicht mehr, wenn man auf DAS Produkt der digitalen Ära schaut: das iPhone.“ Und folglich hat er als Konkurrenz zum Big-Mac-Index nun den iPhone-Index entwickelt.

Währungen im Licht von iPhone und BigMac

Dieser bringt nun erstaunliche Ergebnisse zutage, die teilweise im krassen Widerspruch zum Big-Mac-Index stehen. So sprechen die preislichen Unterschiede bei dem Hamburger beispielsweise dafür, dass der brasilianische Real derzeit um rund 30 Prozent unterbewertet ist.

Sein Kurs könnte demnach in den kommenden Monaten und Jahren deutlich steigen. Ganz ähnlich sieht es bei der türkischen Lira und dem russischen Rubel aus. Überhaupt sind dem Big-Mac-Index zufolge eigentlich fast alle Währungen gegenüber dem Dollar unterbewertet.

Nur in der Schweiz ist das anders, sowie mit Abstrichen auch noch in Norwegen und Schweden. Deren Währungen könnten dem Hamburger-Index zufolge also künftig eher schwächer werden.

iPhone-Index: Euro zum Dollar klar überbewertet

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Ganz anders dagegen nun beim iPhone-Index. Dieser legt nahe, dass sämtliche Währungen gegenüber dem Dollar massiv überbewertet sind. Am stärksten gilt das für den brasilianischen Real, der 60 Prozent zu teuer ist, aber auch die türkische Lira, der russische Rubel und die schwedische Krone sind mehr als 30 Prozent überbewertet.

Quelle: Infografik Die Welt

Auch für den Euro misst der iPhone-Index noch, dass er rund 25 Prozent mehr wert ist als gerechtfertigt wäre, sogar beim Schweizer Franken sind es noch 18 Prozent.

Doch was stimmt nun? Hafeez sieht einen großen Vorteil seines iPhone-Index darin, dass jemand viel eher in ein anderes Land reist, um sich dort das iPhone günstiger zu besorgen, als dass er dies für einen Big Mac tut. Daher könne bei iPhones die sogenannte Arbitrage viel eher zum Zug kommen als bei Hamburgern.

Lokale Arbeitskosten fehlen im iPhone-Index

Die Arbitrage wiederum, also das Ausnutzen von Preisunterschieden zwischen zwei Orten, ist das zentrale Argument, wenn Einzelhandelspreise herangezogen werden, um die Über- oder Unterbewertung von Währungen zu messen.

Die Theorie: Sobald es irgendwo solche Unterschiede gibt, werden Händler diese ausnutzen und so dafür sorgen, dass sich die Preise mit der Zeit anpassen, indem die Kurse fallen oder steigen.

Der Nachteil des iPhones in dieser Analyse ist jedoch, dass dieses nicht in dem jeweiligen Land produziert wird. In das Produkt fließen somit nicht die lokalen Arbeitskosten ein, wie das beim Big Mac der Fall ist, der jeweils vor Ort hergestellt wird.

Diese Arbeitskosten sind jedoch gerade bei Schwellenländern wesentlich niedriger als in den westlichen Industriestaaten. Dies führt zu den eklatanten Unterschieden zwischen iPhone-Index und Big-Mac-Index gerade bei den Schwellenländern.

iPhone im Ausland besorgen? Lohnt nicht!

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Immerhin deuten beide Indizes jedoch darauf hin, dass die Währungen der Schweiz, Norwegens und Schwedens eher zu teuer sind. Deren Wert könnte also folglich in den kommenden Jahren sinken.

Demgegenüber erscheinen die Devisen von Hongkong und Mexiko in beiden Analysen relativ günstig bewertet, sie haben also eher Aufwärtspotenzial. Mutige Anleger können auf die entsprechenden Bewegungen am Devisenmarkt spekulieren.

Konsumenten dagegen sollten eher vorsichtig sein, wenn sie überlegen, sich ein iPhone im günstigeren Ausland zu besorgen. Denn sie kommen dann leicht in Konflikt mit den Zollvorschriften. In die EU dürfen nur Güter bis zu einem Wert von 430 Euro zollfrei eingeführt werden.

Bei Produkten, die mehr wert sind, wird eine Abgabe von 17,5 Prozent fällig. Ab einem Warenwert von 700 Euro sind es dann sogar 19 Prozent. Da schrumpft der Preisvorteil schon deutlich zusammen.

LTE-Probleme bei Telefonen aus dem Ausland möglich

Außerdem kann es zu technischen Problemen kommen, da beispielsweise US-Modelle andere LTE-Frequenzen unterstützen als deutsche. Und schließlich gilt die Garantie zwar weltweit.

Wer jedoch ein US-Modell hat, das defekt ist, und dieses in Deutschland austauschen lassen will, erhält dann eben kein deutsches, sondern wieder ein US-Modell.

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