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Geldanlage Anlageberatung

Bei Finanzberatung ist Vorsicht geboten

Anlageberatungen sind Vertrauenssache. Wer auf unabhängige Experten setzt, sollte sich vorher genau über den Anbieter informieren Anlageberatungen sind Vertrauenssache. Wer auf unabhängige Experten setzt, sollte sich vorher genau über den Anbieter informieren
Anlageberatungen sind Vertrauenssache. Wer auf unabhängige Experten setzt, sollte sich vorher genau über den Anbieter informieren
Quelle: ullstein bild/ullstein bild
Honorarberater helfen bei der Geldanlage. Sie arbeiten unabhängig von Banken, berechnen aber teils hohe Stundensätze. Doch die Investition kann sich lohnen – wenn ein paar Regeln beachtet werden.

Lebensversicherungen, Investmentfonds, Aktien oder Festgeld – wer nach einer Möglichkeit sucht, sein Geld gewinnbringend anzulegen, hat die Qual der Wahl. Viele Verbraucher wenden sich für eine Beratung in dieser grundsätzlichen Frage an ihre Hausbank.

Die wenigsten setzen dabei auf einen von Geldinstituten unabhängigen Berater. Denn der berechnet für seine Arbeit in der Regel mehrere hundert Euro. Dieses Geld kann allerdings durchaus gut investiert sein – und möglicherweise spart der Kunde gegenüber dem herkömmlichen Bankberater sogar Geld.

Honorarberater erhielten keine Provisionen von einzelnen Finanzinstituten, sondern sie würden statt dessen von ihren Kunden entlohnt, erklärt Karl Matthäus Schmidt den Unterschied zu Bankberatern. Sie würden – wie Anwälte und Steuerberater auch – für ihre Dienste bezahlt, sagt der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Honorarberater (BVDH) und Chef der Berliner Quirin Bank.

Diese Regelung ermögliche es ihnen, wirklich im Sinne des einzelnen Kunden zu entscheiden, betont Schmidt: „Die Anleger erhalten das für sie beste und kostengünstigste Produkt und nicht das, mit dem die meisten Provisionen verdient werden.“

Die Bankberater leben von den Provisionen

„Es gibt ja keine kostenlose Beratung“, sagt auch Thomas Wegner, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Versicherungsberater aus Freiburg. Kunden hätten bei herkömmlichen Beratungen in einer Bank oder bei einer Versicherung lediglich den Eindruck, dass sie kein Geld für die Informationen zahlen müssten, sondern nur für das Produkt, für das sie sich letztlich entscheiden.

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„Der Berater ist hier im Grunde ein Vermittler. Er muss den Anleger, der zu ihm kommt, sehr motivieren, einen Vertrag abzuschließen“, sagt Wegner. Die Berater lebten von den Provisionen, die beim Abschluss fällig werden. Durch diese Regelung seien die Kosten für den Kunden allerdings wenig transparent. Sie versteckten sich vielmehr in Gebühren, die automatisch abgezogen würden.

Doch auch das Berufsbild eines Honorarberaters ist schwammig. Ausführliche gesetzliche Regeln zu seiner Ausbildung gibt es nicht, zudem fehlen auch Vorschriften zu Stundensätzen. „Spezielle Kontrollvorschriften für Honorarberater gibt es derzeit noch nicht“, sagt Karl Matthäus Schmidt.

Experten empfehlen einen Kostenvoranschlag

Arbeite der Experte für eine Bank oder ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen, werde er von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geprüft. „Für die freien Berater sind die Gewerbeaufsichtsämter beziehungsweise die Industrie- und Handelskammern zuständig“, sagt Schmidt. Erst seit diesem Jahr würden hier Mindestanforderungen an Qualifikation und Zuverlässigkeit gelten. Weitergehende Vorschriften werden derzeit im Bundestag beraten.

Experten empfehlen Verbrauchern, dem Berater Fragen zu stellen. Der Kunde solle mit dem Anbieter den individuellen Beratungsbedarf klären und verlangen, dass der Berater einen Kostenvoranschlag abgibt, empfiehlt Ariane Lauenburg von der Stiftung Warentest in Berlin.

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„Lassen Sie den Berater unterschreiben, dass er möglichst keine Vergütungen von Dritten nimmt und alle Provisionen offenlegt, die sich nicht vermeiden lassen.“ Darüber hinaus böten neben Selbstständigen auch Verbraucherzentralen Beratungen an, sagt Ariane Lauenburg.

Die Berufserfahrung zeigt die Kompetenz

Der Kunde sollte einen Berater offen fragen, womit er sein Geld verdiene, rät Quirin-Bank-Chef Schmidt. „Was kostet mich ein bestimmtes Fondsprodukt? Verdienen Sie daran, dass Sie mir bestimmte Produkte verkaufen?“ seien beispielsweise Punkte, die bei einer Anlageberatung selbstverständlich geklärt werden müssten.

„Um sich selbst zu schützen, sollte der Kunde darauf achten, dass der Berater keinen Vertrieben oder Pools angeschlossen ist“, rät auch Versicherungsberater Wegner. In Pools organisieren sich Makler und Vermittler. Die Institutionen hätten meist Verträge mit bestimmten Anbietern geschlossen, so dass die Kunden auch hier nicht unabhängig beraten würden.

Darüber hinaus könne natürlich auch seine Berufserfahrung Aufschluss über die Kompetenz des Beraters geben, sagt Helmut Weigt vom Finanzplaner Deutschland Bundesverband in Mainz. „Je länger jemand in diesem Beruf tätig ist und das auch hauptberuflich“, umso besser, erklärt Weigt.

Beim Honorar gibt es drei Möglichkeiten

Eine Berufsausbildung oder ein Studium im Finanzbereich sowie entsprechende Weiterbildungen seien weitere Belege für die Kompetenz. Wichtig sei auch der Nachweis, dass ein Berater eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung abgeschlossen habe. Denn diese Assekuranz zahle, wenn er falsch beraten habe. „Das ist ein Zeichen, dass der Berater verantwortungsbewusst ist“, sagt Helmut Weigt.

Die Honorare betreffend habe ein Berater im Grunde drei Möglichkeiten, seine Arbeit zu berechnen, erklärt Wegner. Zum einen könne er dem Kunden seinen tatsächlichen Zeitaufwand bei der Beratung in Rechnung stellen. Auch könne er mit dem Klienten ein Pauschalhonorar abmachen, beispielsweise für eine Erstberatung.

Bei der dritten Variante gelte: „Es wird auf das betreute Vermögen ein prozentualer Satz vereinbart“, sagt Wegner. Üblich sei in einem solchen Fall ein Honorarsatz zwischen einem halben Prozent und zwei Prozent des Vermögens.

Der Kunde müsse darüber hinaus allerdings zwischen der Beratungsleistung und der Vermittlungsleistung differenzieren, sagt Helmut Weigt vom Finanzplaner-Bundesverband. Beauftrage der Kunde seinen Berater, ihn nicht nur zu informieren, sondern auch Fonds für ihn zu kaufen, fielen erneut Kosten an.

dpa

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