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Immobilien Wohnungsmarkt

Viele Hausbesitzer erhöhen die Miete nur selten

Ein Großteil der Mietverträge wurde in den vergangenen fünf Jahren abgeschlossen Ein Großteil der Mietverträge wurde in den vergangenen fünf Jahren abgeschlossen
Ein Großteil der Mietverträge wurde in den vergangenen fünf Jahren abgeschlossen
Quelle: Infografik Die Welt
Vielerorts steigen die Mieten rasant. Doch eine neue Umfrage zeigt auch: Private Hausbesitzer halten die Mieten in vielen Fällen recht lange stabil. Oft dauert es zehn Jahre bis zur ersten Erhöhung.

Zwei Drittel der Wohnungen in Deutschland sind in der Hand von privaten Vermietern. Diesen sind langfristige Mietverhältnisse oft wichtiger als hohe Renditen, wie aus einer Befragung des Eigentümerverbandes Haus & Grund Deutschland hervorgeht, die in Berlin vorgestellt wurde.

In 48 Prozent der bei der Befragung von Haus & Grund erfassten Verträge wurden die Miete seit dem Vertragsschluss nicht erhöht. 27 Prozent der befragten Vermieter gaben an, erst bei einem Mieterwechsel die Miete zu erhöhen.

Im bundesweiten Schnitt wurde seit 7,7 Jahren bei privaten Eigentümern keine Mieterhöhung ausgesprochen, ergab die Befragung. Bei einem Viertel der Verträge gab es erst nach zehn Jahren eine Mietanhebung.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die privaten Vermieter keine Rendite-Haie sind, vor denen Mieter geschützt werden müssten“, sagte Haus-&-Grund-Präsident Rolf Kornemann.

In der Analyse wurden von den Großstädten allerdings nur München und Düsseldorf erfasst. In der bayerischen Landeshauptstadt, wo die Wohnkosten bundesweit Spitzenwerte erreichen, wurde von den befragten privaten Vermietern im Schnitt 5,9 Jahre lang keine Mieterhöhung ausgesprochen. In 42 Prozent der erfassten Mietverhältnisse gab es während der Vertragslaufzeit keine Mieterhöhung.

Die seit zwei Jahren andauernde Diskussion um die Mietpreisbremse hat zu höheren Mieten geführt
Die seit zwei Jahren andauernde Diskussion um die Mietpreisbremse hat zu höheren Mieten geführt
Quelle: Infografik Die Welt

Die Miethöhe je Quadratmeter lag über alle Verträge ein Prozent unterhalb der örtlichen Vergleichsmiete. In Düsseldorf gab es in der Hälfte der erfassten Mietverhältnisse während der Vertragslaufzeit keine Mieterhöhung. Die Miethöhe bei privaten Eigentümern liegt in Düsseldorf im Schnitt 6,5 Prozent unterhalb des Mietspiegelniveaus.

Miete liegt im Schnitt unter dem Mietspiegel

„Dies zeigt, dass die privaten Vermieter sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind und gewissenhaft damit umgehen“, sagt Kornemann. Ihnen gehe es um eine langfristige Bindung der Mieter und ein gutes Verhältnis zu ihnen. Manche Bilder über den Wohnungsmarkt seien verzerrt, sagt Kornemann. Negative Erfahrungen einzelner Mieter würden oft verallgemeinert.

Zum gesamten Bild gehört aber auch, dass knapp jeder zweite private Vermieter in den deutschen Städten in den vergangenen zwei Jahren die Miete erhöht hat. Mieter in Metropolen wie München und Düsseldorf seien besonders betroffen, teilte der Verband mit.

Dennoch dürften private Vermieter die Mieten weniger stark erhöhen als Wohnungsgesellschaften und Konzerne: Im bundesweiten Schnitt sind die Nettokaltmieten im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt um 1,5 Prozent gestiegen.

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Bei den 3000 dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen organisierten Firmen sind die Wieder- und Neuvermietungsmieten von 2012 auf 2013 bundesweit allerdings um im Schnitt 3,5 Prozent gestiegen. Das deutet darauf hin, dass private Vermieter die Mieten eher unterdurchschnittlich stark erhöhen.

Die erstmals durchgeführte Befragung ergab zudem, dass die durchschnittliche Miethöhe aller bundesweit erfassten Verträge 0,3 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt.

Bei Mietverträgen in den letzten zwei Jahren wurden von privaten Hausbesitzern deutlich höhere Mieten verlangt
Bei Mietverträgen in den letzten zwei Jahren wurden von privaten Hausbesitzern deutlich höhere Mieten verlangt
Quelle: Infografik Die Welt

Die Abweichung ist umso stärker, je länger das Mietverhältnis besteht. Liegen die Mieten im bundesweiten Durchschnitt während der ersten zwei Jahre eines Mietverhältnisses knapp acht Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete, liegen sie nach fünf bis zehn Jahren bereits 1,5 Prozent darunter. Bei Mietverhältnissen, die bereits zwischen 20 und 30 Jahre bestehen, hinkt die Miete acht Prozent hinter dem Niveau der örtlichen Mietspiegel her.

Obwohl die privaten Eigentümer mit ihren Mieten im Schnitt insgesamt unter dem Niveau der Mietpreisspiegel liegen, lehnt der Verband die jetzt staatlich verordnete Mietpreisbremse ab. Ab Juni dürfen die Mieten bei neuen Verträgen das in den amtlichen Mietspiegeln festgeschriebene Niveau in bestimmten Regionen nicht mehr als zehn Prozent übersteigen.

Angekündigte Mietpreisbremse führt zu Anhebungen

Das sind die bundesweit von privaten Hauseigentümern durchschnittlich verlangten Monatsmieten
Das sind die bundesweit von privaten Hauseigentümern durchschnittlich verlangten Monatsmieten
Quelle: Infografik Die Welt

Haus & Grund hatte die privaten Vermieter auch nach ihrem Modernisierungsverhalten gefragt. Die Antworten zeigen, dass jährlich zwischen zwei und vier Prozent der Wohnungen modernisiert werden. Bundesweit werden im Schnitt gegenwärtig nur etwa ein Prozent aller Wohnungen jährlich modernisiert.

Private Hausbesitzer modernisieren häufiger

Die häufigsten Modernisierungsvorhaben werden entweder als Komplettmodernisierung durchgeführt oder betrafen mit der Heizung, den Fenstern oder dem Dach Gebäudeteile, die die energetische Beschaffenheit des Gebäudes verbessern. „Regional konnten wir sogar noch höhere Quoten ermitteln. So lag die Modernisierungsquote in Lübeck bei 5,3 Prozent“, stellte Kornemann heraus.

Wenig Hoffnung machte der Verbandspräsident den Eigentümern hinsichtlich einer ursprünglich geplanten steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung. Dieses Thema sei in dieser Legislaturperiode vom Tisch.

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Der Eigentümerverband, der bundesweit 900.000 Mitglieder hat, hatte die Befragung im vierten Quartal 2014 mit Unterstützung des unabhängigen Beratungsunternehmens Empirica in acht Regionen durchgeführt. Berlin gehörte allerdings nicht dazu.

In die Auswertungen sind Angaben zu 6500 Wohnungen von 2100 privaten Vermietern in München, Düsseldorf, Lübeck, Tübingen, Gelsenkirchen, Magdeburg, Kassel und Osnabrück eingegangen. Die privaten Eigentümer verfügen in Deutschland nach Angaben des Mikrozensus über 33,3 Millionen Wohnungen und bieten 66 Prozent aller Mietwohnungen an.

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