WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Geschichte
  3. Aztekenreich: Wo der Kaiser der Azteken sein Leben aushauchte

Geschichte Aztekenreich

Der Palast wurde für die Konquistadoren zur tödlichen Falle

In Mexiko-Stadt haben Archäologen die Reste des Palastes entdeckt, in dem Hernán Cortés 1519/1529 wohnte und wo er seine kaiserlichen Geiseln gefangen hielt. Später errichtete der Eroberer des Aztekenreiches hier seine erste Residenz.
A view shows part of vestiges of a pre-Hispanic palace and the residence of conqueror Hernan Cortes, which was found by archaeologists of Mexico's National Institute of Anthropology and History (INAH), in Mexico City, Mexico in this undated picture obtained by Reuters on July 13, 2020 . INAH/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES A view shows part of vestiges of a pre-Hispanic palace and the residence of conqueror Hernan Cortes, which was found by archaeologists of Mexico's National Institute of Anthropology and History (INAH), in Mexico City, Mexico in this undated picture obtained by Reuters on July 13, 2020 . INAH/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Spolie mit aztekischem Relief in einer Wand des spanischen Palastes
Quelle: INAH via REUTERS

Offenbar hatte Hernán Cortés (1485–1547) auch eine melancholische Ader. Nachdem er zusammen mit seinen indigenen Verbündeten im Sommer 1521 mit der Hauptstadt Tenochtitlán das Imperium der Azteken in Mittelamerika erobert hatte, richtete er sich in der zerstörten Kapitale wohnlich ein.

Allerdings tat er das nicht auf dem Areal des von ihm gefangen genommenen (und möglicherweise getöteten) Tlatoani (Kaisers) Moctezuma II., sondern er tat dies in den Ruinen einen Herrensitzes, den er nach seinem ersten Einmarsch 1519 fluchtartig hatte verlassen müssen.

A view shows part of vestiges of a pre-Hispanic palace and the residence of conqueror Hernan Cortes, which was found by archaeologists of Mexico's National Institute of Anthropology and History (INAH), in Mexico City, Mexico in this undated picture obtained by Reuters on July 13, 2020 . INAH/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Der Fußboden gehört zum Palast des Kaisers Axayácatl
Quelle: INAH via REUTERS

Die Fundamente dieses Palastes haben Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte (INAH) von Mexiko jetzt identifiziert. Es handelt sich um die Residenz des Aztekenherrschers Axayácatl, der von 1469 bis 1482 regierte und dem aufstrebenden Imperium weite Gebiete im Osten hinzufügte. Aus den Trümmern dieses Schlosses ließ sich Cortés nach seinem endgültigen Sieg eine Residenz errichten, in der er den Angaben zufolge mehrere Jahre lang lebte und die auch als erster Verwaltungssitz des neu gegründeten Vizekönigreiches Neuspanien fungierte.

Seit zwei Jahrzehnten graben Archäologen unter dem Hauptgebäude des Pfandhauses Nacional Monte de Piedad im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt, wo sich einst die wichtigsten Gebäude Tenochtitláns erstreckten. 2017 und 2018 stießen die Forscher auf einen Raum, dessen Boden mit Basaltgestein ausgelegt war und der als luxuriöser Innenhof des Palastes von Axayácatl gedeutet wurde.

A view shows part of vestiges of a pre-Hispanic palace and the residence of conqueror Hernan Cortes, which was found by archaeologists of Mexico's National Institute of Anthropology and History (INAH), in Mexico City, Mexico in this undated picture obtained by Reuters on July 13, 2020 . INAH/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Über den Resten des Azteken-Palastes erhob sich die Residenz von Hernán Cortés
Quelle: INAH via REUTERS

In den Wänden angrenzender Räume wurden Spolien aus vorspanischer Zeit entdeckt, darunter das Relief einer gefiederten Schlange, die den Gott Quetzalcóatl symbolisierte. Auch ein Kopfschmuck aus Federn dürfte aus den Trümmern des aztekischen Vorgängerbaus stammen, in dem sich Cortés und seine Leute einrichteten. Quellen berichten, dass die siegreichen Spanier die überlebenden Azteken zwangen, ihre Häuser zu zerstören und aus den Bruchstücken die ersten Bauwerke der neuen Hauptstadt Mexiko-Stadt zu errichten.

Lesen Sie auch

Als Cortés mit gut 1000 Spaniern und einigen Tausend indianischen Verbündeten 1519 zum ersten Mal in die Stadt einzog, hatte ihnen Moctezuma II. den Palast seines Vaters Axayácatl als Wohnort zugewiesen. Nachdem es den Konquistadoren gelungen war, sich der Person des Kaisers durch eine Finte zu bemächtigen, lebten der Kaiser, einige Familienmitglieder sowie weitere hochrangige Geiseln in dem Komplex. Als die Azteken im Juni 1520 daran gingen, gegen die sich immer selbstherrlicher benehmenden Fremden mit Waffengewalt vorzugehen, wurde der Kaiser getötet, auf Befehl von Cortés sagen die einen, durch wütende Krieger der Azteken behaupten andere.

Kurz darauf wurde die Lage für die Spanier unhaltbar. Die nächtliche Flucht aus dem belagerten Palast vom 30. Juni auf den 1. Juli wurde zur „Noche Triste“, zur „Traurigen Nacht“. Zwar gelang es den Europäern, über die Dämme, die die Insel im See von Mexiko mit dem Festland verbanden, durchzubrechen. Aber zwei Drittel verloren ihr Leben, auch die Beute musste aufgegeben werden.

Archaeologists from Mexico's National Institute of Anthropology and History (INAH) work on slabs of basalt, belonging to vestiges of a pre-Hispanic palace and the residence of conqueror Hernan Cortes in Mexico City, Mexico in this undated picture obtained by Reuters on July 13, 2020. INAH/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Archäologen bei der Arbeit unter dem Pfandhaus Nacional Monte de Piedad in Mexiko-Stadt
Quelle: INAH via REUTERS

Erst der zweite Vorstoß nach Tenochtitlán hatte 1521 Erfolg. Zusammen mit 20.000 indigenen Verbündeten gelang den Spanier die Eroberung. „Die Stadt war ein Ort der Verwüstung. Leichen und Leichenteile verstopften die Wege und der Verwesungsgestank war so fürchterlich, dass Cortés schlecht davon wurde“, beschreibt der Berliner Historiker Stefan Rinke den Untergang der Metropole, die mit 150.000 bis 200.000 Bewohnern zu den größten ihrer Zeit zählte.

Die Residenz auf dem Gelände von Axayácatls Palast, die sich Cortés anschließend errichten ließ, war wohl nur als Provisorium gedacht. Während er daran ging, den spanischen Herrschaftsbereich in Mittelamerika durch weitere Feldzüge zu erweitern, begann Cortés 1523 mit dem Bau seines neuen Statthaltersitzes. Der entstand – ganz als Symbol des Triumphs – auf den Ruinen von Moctezumas Residenz und wurde wiederholt erweitert und umgebaut.

Anzeige

Nach Cortés’ Tod verkaufte sein Sohn den Bau an die spanische Krone. Man hat 62 Vizekönige gezählt, die seit 1562 darin geherrscht haben. Heute beherbergt der Palacio Nacional den Amtssitz des Staatspräsidenten sowie Einrichtungen von Regierung und Parlament.

Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema