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Zweiter Weltkrieg Pearl Harbor

Amerikas Lager gegen die „Gelbe Gefahr“

Nach Japans Überfall auf Pearl Harbor 1941 wurden mehr als 100.000 Japaner und japanischstämmige Amerikaner in den USA interniert. Selbst in Alaska existierte ein Lager, wie Archäologen zeigen.

Es ist nicht einmal vier Jahre her, dass im Stadtrat von Los Angeles eine Anordnung aufgehoben wurde, die formal seit dem 19. Februar 1942 in Kraft war. In dieser „Exekutive Order 9066“ hatte der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt große Teile der amerikanischen Pazifikküste zum Sperrgebiet erklärt. Das bedeutete, dass alle Bewohner mit japanischem Pass oder Amerikaner mit japanischen Vorfahren in Lagern der War Relocation Authority interniert wurden.

Dass die „Order 9066“ auch in Alaska exekutiert wurde, musste Alice Hikido Tanaka als Neunjährige erfahren. Ihre Eltern betrieben in Juneau ein Café. Bereits wenige Tage nach Ausbruch des Pazifikkrieges im Dezember 1941 hatte das FBI das Haus der Familie gestürmt und den Vater Shonosuke Tanaka festgenommen und abgeführt. Wenige Wochen später wurden auch die übrigen Familienmitglieder in ein Internierungslager gebracht.

In Alaska waren 249 Personen von der „Order 9066“ betroffen – 104 ausländische Staatsbürger, überwiegend Japaner, und 145 weitere Personen, darunter einige Ureinwohner, die durch Heirat japanische Namen angenommen hatten. Hikido Tanaka und ihre Schwester Mary Tanaka Abo gehören zu den wenigen Überlebenden, die jetzt zu einer Gedenkfeier auf dem US-Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson bei Anchorage zusammenkamen. Auf einem Gelände der Basis, das heute teilweise von einem Parkplatz bedeckt ist, verbrachte ihr Vater die erste Zeit seiner Gefangenschaft. Im Auftrag der amerikanischen Streitkräfte untersuchen Archäologen jetzt den Ort des damaligen Lagers, das lange in Vergessenheit geraten war.

„Mir war als Kind überhaupt nicht bewusst, dass es zwischen den USA und Japan irgendwelche Probleme gab“, erinnert sich Hikido Tanaka. „Das Ganze war für mich eine gewaltige Überraschung.“ Die amerikanische Regierung und weite Teile der Öffentlichkeit sahen das anders. Nachdem japanische Trägerflugzeuge am 7. Dezember 1941 die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor überfallen hatten, wurde eine Invasion an der Westküste befürchtet, bei der japanischstämmige US-Bürger als Fünfte Kolonne fungieren könnten.

Japan fliegt den Angriff auf Pearl Harbor

Am 7. Dezember 1941 tauchen 360 japanische Kampfbomber am hawaiianischen Horizont auf und greifen die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor an. Doch der gelungene Überfall erweist sich als Pyrrhussieg.

Quelle: STUDIO_HH

Als „Tag der Schande“ hatte Präsident Roosevelt den japanischen Angriff ohne Kriegserklärung genannt, entsprechend aufgewühlt war die Stimmung im Land, ein regelrechter Verfolgungswahn ergriff Amerika. Insgesamt traf es mehr als 110.000 Menschen. Allein in Los Angeles lebten 37.000, von denen zwei Drittel die amerikanische Staatsbürgerschaft besaßen. Sie wurden von der neugegründeten War Relocation Authority in zehn Lagern eingewiesen, selbst wenn ihre Loyalität keinem Zweifel unterlag.

Der Umstand, dass Deutschen und Italienern dieses Schicksal erspart blieb, verweist auf einen weiteren Grund der Internierung: ein Rassismus, der sich gegen die „gelbe Gefahr“ als solche richtete und schon bei der Gründung des Völkerbundes 1919 die Japaner vor den Kopf gestoßen hatte.

Alice Hikido und Mary Tanaka wurden zusammen mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern in das Lager Minidoka im US-Staat Idaho gebracht. Dorthin gelangte 1944 schließlich auch ihr Vater. Erst nach Kriegsende durfte die Familie nach Alaska zurückkehren. Ihr Café war inzwischen aufgegeben worden. Mit Unterstützung der Nachbarn konnten die Tanakas es aber wieder eröffnen.

Eine alte Karte und zwei Fotos

Wo Shonosuke Tanaka seine ersten Monate der Internierung verbrachte, konnten Archäologen jetzt feststellen. „Auch wenn bekannt war, dass es dieses Lager gegeben hat – es ist in allen Listen der Lager zur Zeit des Krieges aufgeführt – gab es hierzu keine Informationen“, sagt der Archäologe Morgan Blanchard. Man wusste nur, dass sich die relativ kleine Anlage auf dem Gebiet der Basis Elmendorf-Richardson befunden haben musste.

Mithilfe einer alten Karte und den beiden einzigen überlieferten Fotos konnten Blanchard und seine Kollegen ihre Suche eingrenzen. In dem vermuteten Bereich fanden sie dann auch einige Spuren wie Reste eines Stacheldrahtes und Munitionsrückstände. Die bisherigen Erkenntnisse wurden auf der Gedenkfeier am 19. Februar erstmals präsentiert. Die Untersuchungen sollen bis Jahresende fortgesetzt werden.

Bereits 1988 war jedem überlebenden Insassen der Internierungslager eine Entschädigung von 20.000 Dollar zugesprochen worden. Der damalige US-Präsident George W. Bush ließ eine förmliche Entschuldigung folgen.

mit AP

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