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Gene und Lebensstil bestimmen Geschlechtsreife

Trend zur früheren Geschlechtsreife: Das Alter der ersten Regelblutung ist in Nordeuropa deutlich gesunken. Trend zur früheren Geschlechtsreife: Das Alter der ersten Regelblutung ist in Nordeuropa deutlich gesunken.
Trend zur früheren Geschlechtsreife: Das Alter der ersten Regelblutung ist in Nordeuropa deutlich gesunken.
Quelle: pa
Forscher gehen davon aus, dass zur Hälfte die Gene und zur Hälfte der Lebensstil bestimmen, wann die Geschlechtsreife einsetzt.

Der Zeitpunkt der ersten Regelblutung bei Mädchen wird zumindest zum Teil von den gleichen Genen bestimmt, die auch für die Kontrolle des Körpergewichts zuständig sind. Das zeigt eine großangelegte Studie, in der ein internationales Forscherteam aus 175 Wissenschaftlern die Daten von über 87.000 Frauen ausgewertet hat.

Die Forscher identifizierten dabei 30 Gene und Erbgutabschnitte sowie 10 weitere potenzielle genetische Faktoren, die an der Steuerung der Geschlechtsreifung beteiligt sind. Vollständig aufgeklärt ist der genetische Zeitplan für das Einsetzen der Pubertät damit aber noch lange nicht: Die Wissenschaftler schätzen, dass die 30 Gene zusammen nicht mehr als sechs Prozent der beobachteten Variation erklären können.

Insgesamt gehen Forscher davon aus, dass zur Hälfte die Gene und zur Hälfte die Umwelt beziehungsweise der Lebensstil bestimmen, wann die Geschlechtsreife einsetzt, wie das Team um Anna Murray von der University of Exeter im Fachblatt „Nature Genetics“ berichtet (doi: 10.1038/ng.714).

Der Zeitpunkt der ersten Regelblutung - auch Menarche genannt - ist äußerst verschieden: Die Periode kann bereits bei Mädchen einsetzen, die nicht einmal neun Jahre alt sind, während sie bei anderen erst im Alter von 17 oder 18 Jahren auftritt.

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Diese extreme Variation hängt zum einen von genetischen Faktoren ab - Wissenschaftler schätzen deren Beitrag auf etwa 50 Prozent - und zum anderen von verschiedenen Umwelteinflüssen. Der wichtigste dabei ist die Ernährung: Ein Mangel an Nährstoffen und Untergewicht verschieben die Menarche eher nach hinten, während ein Überangebot an Nahrung und damit einhergehendes Übergewicht eine frühes Einsetzen der Regelblutung zu fördern scheint.

Das Bindeglied zwischen Ernährung und Menarche scheint in den Genen zu liegen, wie nun die Ergebnisse der Forscher zeigen. Sie hatten dazu 32 frühere Studien erneut ausgewertet, um Gene zu identifizieren, die mit dem Zeitpunkt der ersten Regelblutung in Verbindung gebracht werden können.

Das Ergebnis waren 30 Gene, die erstmals klar mit der Menarche assoziiert wurden, sowie 10 weitere Kandidaten, bei denen ein Zusammenhang zwar wahrscheinlich ist, jedoch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.

Neben Genen, die hormonelle oder Zellzyklus-Prozesse regeln, waren darunter auch überraschend viele Varianten, die am Fettstoffwechsel beteiligt sind oder mit der Entstehung von Übergewicht in Verbindung gebracht werden. Es könnte also sein, dass manche Frauen eine gewisse Veranlagung sowohl für Übergewicht als auch für das frühe Einsetzen der Pubertät haben, fassen die Forscher zusammen.

Bisher waren lediglich zwei Erbgutabschnitte bekannt, die an der Steuerung beteiligt sind. Zusammen können diese beiden Gene jedoch lediglich 0,6 Prozent der Variation im Alter erklären. Die jetzt identifizierten 30 Gene erhöhen den Anteil zwar um den Faktor 10, machen aber immer noch nicht viel mehr als 12 Prozent des genetischen Beitrags zum Menarchezeitpunkt aus.

Es müsse also eine Reihe weiterer Erbgutabschnitte geben, die mit dem komplexen Geschehen während der Geschlechtsreife in Verbindung stehen, lautet das Fazit der Forscher. Sie zu kennen, sei vor allem deswegen interessant, weil ein frühes Einsetzen der Pubertät später das Risiko für diverse Krankheiten zu erhöhen scheint – darunter Brustkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.

dapd/oc

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