Die Sache sei ihm eines Abends auf dem Sofa eingefallen, sagt Wolfgang Bühmann. Er dachte an seine beiden Söhne, die in der Pubertät sind, und ihre Gesundheit. Bühmann, das muss man dazu wissen, ist Urologe, er hat eine Praxis auf Sylt, außerdem ist er Sprecher des Berufsverbandes der Urologen.
Die Idee, für die der Verband seitdem wirbt, lautet: Heranwachsende Jungen brauchen eine eigene Sprechstunde beim Arzt. Die Idee hat einen ernsten Hintergrund, man kann sie im Männergesundheitsbericht nachlesen.
Es gibt zwei Ausgaben dieses Berichts, eine Stiftung hat sie herausgegeben, in der sich unter anderem Ärzte und Kassenvertreter engagieren. Die erste Ausgabe des Berichts befasst sich vor allem mit körperlichen Erkrankungen, die zweite mit seelischen Störungen.
Männer drücken sich vor der Krebsvorsorge
Die meisten Männer kümmern sich weder um ihren Körper, noch um ihre Seele richtig, so kann man die Lage zusammenfassen. Bühmann nennt eine Zahl: Nur 14 Prozent der Männer in Deutschland gehen zur Krebsvorsorge.
Seit Jahrzehnten habe sich an dieser Zahl nichts geändert, trotz aller Kampagnen, wie es sie gerade im Monat November wieder gibt. Männer lassen sich Schnauzbärte wachsen, um andere Männer dazu zu bringen, mal ihre Prostata untersuchen zu lassen. „Männer haben nicht selten Angst vorm Urologen“, sagt Bühmann.
Er nennt noch eine Zahl zum Vergleich: 45 Prozent der Frauen nehmen die Krebsvorsorge in Anspruch.
Auch Verhütung und Drogen könnten ein Thema sein
Die meisten Mädchen gehen in der Pubertät zum ersten Mal zum Gynäkologen. Sie fangen an, sich damit zu befassen, was mit ihrem Körper geschieht, mit Sex und Verhütung. Sie lernen, sich um ihre Gesundheit zu kümmern und auch, die Angst vor Untersuchungen auch der intimen Bereiche ihres Körpers zu überwinden.
Eine Jungensprechstunde beim Urologen könnte eine ähnliche Funktion erfüllen, glaubt Bühmann. Sein Berufsverband schätzt, dass zehn bis 15 Prozent aller Urologen eine solche Sprechstunde einrichten werden.
Mögliche Themen sind dabei nicht nur Sex und Verhütung, sondern auch Alkohol, Drogen und seelische Sorgen.
Geld sei damit übrigens nicht zu machen, sagt er. Es handele sich schließlich nur um eine Sprechstunde, und mit Sprechen verdienen Ärzte im Kassensystem nicht viel.