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Gesundheit Erste-Hilfe-Tipps

Sonnenstich oder Hitzschlag – So schützen Sie sich vor Hitzeschäden

Wie wir uns gegen die Sahara-Hitze wappnen können

Kein Wölkchen am Himmel, die Temperaturen klettern auf bis zu 40 Grad. Besonders für ältere Menschen und kleine Kinder sind die derzeitigen Klimabedingungen gefährlich. Experten erklären, wie man sich am besten darauf vorbereitet.

Quelle: WELT / Sabrina Behrens

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Bei Wärme versucht der Körper sein Bestes: Schwitzen, Gehirnleistung und Kreislauf fahren runter. Doch bei zu viel Zeit in der Sonne riskiert man diverse Hitzeschäden. Wie erkennt man die Unterschiede? Erste-Hilfe-Tipps zur Hitzewelle.

Endlich Sommer in Deutschland! Schwimmen gehen, in der Sonne brutzeln, Radtouren oder in der Mittagspause eine Runde spazieren gehen – die meisten Menschen treibt es bei jeder Gelegenheit nach draußen. Doch dabei begehen viele den Kardinalfehler, vor dem der Kasseler Allgemeinmediziner Uwe Popert warnt: „Sie bleiben zu lange in der Sonne und überschätzen sich dabei.“

Die Folge vieler Hitzeleidender in diesen Tagen: Kreislaufprobleme, Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung. Aber wann liegt ein Sonnenstich vor, wann eine Hitzeerschöpfung oder gar ein Hitzekrampf? Und was kann man vorbeugend tun, um möglichst gesund durch die heißen Tage zu kommen? Eine Übersicht der wichtigsten Hitzeschäden samt Erste-Hilfe-Maßnahmen.

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Schwitzen: Der Irrglaube von der nackten Haut

Der erste Impuls bei Hitze ist, möglichst viel Haut freizulegen. Doch das hilft dem Körper nicht, denn die richtige Kleidung kann zum Hitzeschutz sogar beitragen. Synthetische Textilien wie Sportkleidung leiten den Schweiß optimal zur Verdunstung weiter. Schlecht sind dagegen halb synthetische Stoffe oder aufsaugende Materialien wie Wolle. Wer denkt, oben ohne wäre klug, der irrt. Die Schweißrate steigt, weil die Schweißtropfen auf der blanken Haut zu schnell verdampfen, statt uns wirklich kühlen zu können. Besser wäre tatsächlich ein schweißnasses T-Shirt, weil es wie ein kühlendes Handtuch wirkt (beim Weg ins Büro empfiehlt sich Wechselkleidung).

Bei Hitze versucht der Körper, die Temperatur durch eine verstärkte Schweißproduktion zu senken. Dadurch verliert man neben Flüssigkeit auch wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente. Um für noch mehr Abkühlung zu sorgen, weiten sich außerdem die Blutgefäße der Haut, wodurch der Blutdruck sinkt und der Kreislauf geschwächt wird. Bei großer Hitze kann dieser Mechanismus dafür sorgen, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Folge sind Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen. Besonders Menschen mit Kreislaufproblemen leiden sehr. Bei schwachen Venen können außerdem Stützstrümpfe helfen.

Sonnenstich: Wenn die Sonne auf den Kopf knallt

Nach einigen Stunden in der Sonne wird einem plötzlich übel, schwindelig, man muss sich übergeben oder klagt über Kopfschmerzen. Auch Bewusstseinsstörungen können eine Folge sein, denn die intensive Sonneneinstrahlung auf den Kopf beeinträchtigt die Hirnleistung, allerdings zeitverzögert. Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kinder, deren dünnere Schädelknochen durch die oft wenigen Haaren schlechter geschützt sind. Einen überwärmten Kopf erkennen Eltern durch Fühlen mit der Handrückseite, aber auch Weinen oder Essensverweigerung können Anzeichen dafür sein. Auch Erwachsene mit wenig Haaren sind besonders anfällig für einen Sonnenstich, besonders Männer mit Glatze. Da ähnliche Beschwerden auftreten wie bei Erkrankungen wie Gehirnhautentzündung oder Borreliose, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Quelle: Infografik WELT

Hitzekrampf: Zu viel Schweiß, zu wenig Elektrolyte

Wer bei Hitze viel schwitzt, aber gleichzeitig zu wenig Elektrolyte aufnimmt, riskiert durch den Salzverlust einen Hitzekrampf. Normalerweise reguliert sich der Körper selbst und nimmt über Nahrungsmittel und Getränke idealerweise genügend Mineralstoffe zu sich. Was zu viel ist, wird über die Nieren wieder ausgeschieden. Schwitzt man jedoch viel, trinkt zu wenig oder isst zu wenig salzhaltiges Essen, riskiert man einen Elektrolytmangel. Schon ein kleines Ungleichgewicht zeigt sich durch Funktionsstörungen wie Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, im schlimmeren Fall durch Herzrasen, es kann zu Ohnmacht und Muskelkrämpfen führen. Ein Hitzekrampf tritt auf, wenn die Krämpfe in der belasteten Muskulatur wiederholt und schmerzhaft auftreten. Als Gegenmaßnahme empfehlen sich stark gewürzte Suppen oder Elektrolytgetränke.

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Zur Prävention nehmen Sie leicht verdauliche und fettarme Nahrung zu sich (Salate, Gemüse, Obst). Essen Sie über den Tag verteilt mehrmals kleine Portionen für eine entspanntere Verdauung. Generell sollten über den Tag verteilt etwa zweieinhalb bis drei Liter getrunken werden. Ideale Durstlöscher sind Mineralwasser, abgekühlte Kräuter- und Früchtetees oder verdünnte Obst- und Gemüsesäfte. Vorsicht vor eiskalten Getränken: Sie können Magenbeschwerden verursachen. Zudem muss der Körper mehr arbeiten, um die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu erwärmen. Auf Alkohol sollte besser verzichtet werden, da er die Gefäße weitet, was das Herz noch mehr belastet.

Hitzeerschöpfung: Kreislaufversagen durch Mangel

Wer schwitzt, zu wenig trinkt und sich unter Umständen zu viel bewegt, der riskiert eine Hitzeerschöpfung. Die Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen bis hin zu Ohnmacht. Betroffene haben eine gerötete Haut, die anschließend jedoch blass aussieht und feucht wird. Der Puls rast, der Blutdruck ist niedrig, die Atmung ist schnell und eher flach. Als Folge einer Hitzeerschöpfung kann ein Hitzekollaps entstehen, im extremen Fall auch ein Hitzschlag. Vorbeugend sollte man den Schatten oder eine kühle Umgebung aufsuchen. Bei Kreislaufbeschwerden sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden, bei Ohnmacht muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung erfolgen und der Notarzt alarmiert werden.

Hitzekollaps: Wenn die Durchblutung gestört ist

Durch einen zu hohen Flüssigkeitsverlust treten Kreislaufprobleme auf. Je nach Körpergewicht und Flüssigkeitszufuhr verändert sich die Flüssigkeitsverteilung der Haut: Es kommt zu Störungen der Hautdurchblutung, da weniger venöser Rückstrom zum Herzen erfolgt – bis hin zur Bewusstlosigkeit. Bei sehr hohen Flüssigkeits- und Salzverlusten kommen auch Muskelkrämpfe bei einem Hitzekollaps hinzu. Regelmäßige Erfrischungen helfen, wie die Hände unter kaltes Wasser halten oder eine kühle Dusche zu nehmen, um die Körperkerntemperatur zu regulieren. Auch kühle Umschläge um die Beine, Handgelenke oder den Nacken helfen dabei.

Hitzschlag: Wenn die Hitze lebensgefährlich wird

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Bei einem Hitzschlag liegt der gefährlichste aller Hitzeschäden und ein medizinischer Notfall vor. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Kombination aus einem akuten Flüssigkeitsmangel und einer Überhitzung durch eine zu intensive Sonnenstrahlung. Versagt die körpereigene Temperaturregulation und steigt auf über 40 Grad, so kollabiert das Herz-Kreislauf-System. Auch ein Hirnödem kann auftreten, bis hin zum Hirntod (in etwa 30 Prozent der Fälle). Betroffene haben ein gerötetes, trockenes und heißes Gesicht sowie einen meist schwachen Puls. Weitere Symptome sind Übelkeit, Bewusstseinstrübungen, Krämpfe oder starke Kopfschmerzen bis hin zum Kreislaufkollaps. Bleibende Organschäden können eine weitere Folge sein.

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Als große Risikofaktoren gelten auch entwässernde Medikamente.
Die häufigsten hitzebedingten Todesfälle werden kleinen Kindern und alten Menschen zugeordnet. Bei den mittleren Altersgruppen zählen intensive körperliche Bewegung und mangelnde Flüssigkeitszufuhr zu den Hauptrisiken.

Erste-Hilfe-Maßnahme: Bei Bewusstlosigkeit und Verwirrtheit immer medizinische Hilfe anfordern. Noch bevor der Notarzt eintrifft, sollten Anwesende die Betroffenen sofort an einen kühlen Ort bringen, sie flach mit erhöhten Beinen hinlegen und möglichst gut kühlen. Die Patienten sollten Flüssigkeit zu sich nehmen, wenn sie ansprechbar sind und sich nicht erbrechen.

Hitzetod im Auto: Besonders für Kinder und Hunde

Leider passiert es jeden Sommer wieder, obwohl permanent davor gewarnt wird: Autos entwickeln sich binnen kurzer Zeit zu einer tödlichen Gefahr für Kinder oder Haustiere. Denn schon nach wenigen Minuten verwandeln die hohen Außentemperaturen den Innenraum in eine Art Backofen. Die Folgen sind Sauerstoffmangel, Übelkeit und Kreislaufprobleme bis hin zum Kreislaufversagen – im schlimmsten Fall droht der qualvolle Tod. Ein geöffnetes Schiebedach oder ein spaltbreit geöffnetes Fenster reichen nicht aus, um für Abkühlung zu sorgen, auch dann nicht, wenn das Auto im Schatten steht. Und auch bei bewölktem oder schwülem Wetter ohne direkte Sonneneinstrahlung steigt die Temperatur im Inneren rasch auf 50 Grad und mehr an.

Eine Studie der Stanford-Universität in Kalifornien untersuchte 2005, bei welchen Außentemperaturen Kinder in Autos dem Hitzetod erlagen. Am häufigsten traf es die Kinder bei lediglich 21 Grad, denn unabhängig von der Lufttemperatur ist das Kritische die Sonneneinstrahlung. Viele Eltern denken aber, nur bei Hitze sei es gefährlich – ein Trugschluss, warnten die Wissenschaftler damals. Pro Stunde heize sich ein Auto um ungefähr vier Grad auf.

Erste-Hilfe-Tipps vom Allgemeinmediziner

„Unabhängig von der Art des Hitzeschadens und der Ursache ist es fast immer richtig, sofort aus der Sonne und aus der Hitze und in den Schatten zu gehen“, rät Uwe Popert, der auch Sektionssprecher des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist. „Anschließend ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsgabe zu achten und bei starken Flüssigkeitsverlusten Lebensmittel mit Zucker und Salz zu konsumieren.“

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„Außerdem gilt im Sommer immer die Faustregel: Bei Bewusstlosigkeit oder Verwirrtheit und bei Körpertemperaturen von um die 40 Grad immer medizinische Hilfe anfordern. Hilfreich ist es immer, jederzeit ein Handy griffbereit zu haben.“

„Vorbeugend sollte man grundsätzlich eine übermäßige Hitze- und Sonnenexposition vermeiden. Wenn, dann sollte man auf leichte, luftige Bekleidung achten sowie einen Hut oder andere Kopfbedeckungen tragen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – bei extremer Hitze mit Salz – ist wichtig für die allgemeine Vorbeugung gegen Hitzeschäden. Bei Erschöpfung kann wie in den südlichen Ländern eine Siesta am Nachmittag helfen oder eine Verlagerung der Aktivitäten in die Morgen- und Abendstunden. Tagsüber sollte man kühle Räume mit möglichst hohen Decken aufsuchen (Altbau, Lehmwände, öffentliche Gebäude). Auch eine gute Lüftung mithilfe von Klimaanlagen und Ventilatoren hilft.

Das Interview wurde telefonisch geführt.

Welcher Dresscode gilt am Arbeitsplatz bei 40 Grad?

Kurze Hosen, Flip-Flops, Spaghettiträger oder Hawaiihemd? Wie übersteht man die Hitze im Büro, ohne seine Würde zu verlieren? Steht auch der Arbeitgeber in der Pflicht, für ein angenehmes Klima zu sorgen? Der Rechtsanwalt Thomas Reske gibt Tipps.

Quelle: WELT

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