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Wie Hemmungen und Blockaden überwunden werden

„Hätt ich doch nur...“ – dieser Gedanke dürfte jedem geläufig sein, der sich zu etwas nicht durchringen konnte. Kleine Schritte, das Notieren von positiven Dingen im Leben oder auch nur eine gezielte Atemtechnik können helfen, vertane Chancen gar nicht erst entstehen zu lassen „Hätt ich doch nur...“ – dieser Gedanke dürfte jedem geläufig sein, der sich zu etwas nicht durchringen konnte. Kleine Schritte, das Notieren von positiven Dingen im Leben oder auch nur eine gezielte Atemtechnik können helfen, vertane Chancen gar nicht erst entstehen zu lassen
„Hätt ich doch nur...“ – dieser Gedanke dürfte jedem geläufig sein, der sich zu etwas nicht durchringen konnte. Kleine Schritte, das Notieren von positiven Dingen im Leben oder auc...h nur eine gezielte Atemtechnik können helfen, vertane Chancen gar nicht erst entstehen zu lassen
Quelle: picture-alliance / beyond/Chris
Eine Sportart ausprobieren, das attraktive Gegenüber ansprechen – wie oft trauen wir uns nicht, über den Schatten zu springen? Vertane Chancen spuken hinterher lange im Kopf herum. Das geht anders.

Sei es der attraktive Mann neulich an der Brötchentheke oder die gut aussehende Frau aus dem Büro gegenüber: Es gibt immer wieder Situationen, in denen man gern jemanden ansprechen würde, sich aber nicht traut. Aus Angst, zurückgewiesen zu werden. Oder die Sportart, die einen schon lange reizt, für die sich aber irgendwie nie die Gelegenheit findet, sie auszuprobieren. Weil es auch hier immer wieder einen vermeintlich guten Grund gibt, der dagegen spricht: zu teuer, zu riskant, zu zeitaufwendig.

Solche und ähnliche Hemmungen haben viele Menschen. Dadurch blockieren sie sich immer wieder in mehr oder weniger entscheidenden Momenten des Lebens und trauern dann vertanen Chancen und verpassten Gelegenheiten nach. Wer das überwinden will, sollte seinen Hemmungen und Blockaden auf den Grund gehen – und sein Denken und Handeln verändern. Nur so kann es gelingen, auf Dauer zufriedener zu sein.

„Hemmungen wirken entfaltungsverhindernd“, sagt der Motivationstrainer und Buchautor Nikolaus B. Enkelmann. Wer Minderwertigkeitskomplexe habe, sollte hinterfragen, worauf diese beruhen.

Ängste und Hemmungen – ein Teufelskreis

„Blockaden haben Gründe“, ergänzt der Diplompsychologe Lutz Hertel. „Irgendwann ist etwas passiert, dass der Mensch nicht mehr frei ist.“ Meist stecke dahinter die Angst zu versagen, Fehler zu machen, sich zu blamieren und daraufhin ausgegrenzt zu werden. „Man wäre viel freier, wenn man nicht befürchten müsste, dass andere über einen reden oder sich abwenden“, erklärt Hertel, der Vorsitzender des Deutschen Wellness-Verbandes ist. Ein Teufelskreis: Wer solche Ängste hat, wird immer gehemmter und riskiert irgendwann gar nichts mehr.

Die Angst, aus dem Rahmen zu fallen, sei zwar für das Zusammenleben in einer sozialen Gruppe sinnvoll, sagt Julia Scharnhorst vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Aber das könne sich auch ins Negative kehren und dazu führen, dass sich jemand – sozusagen in vorauseilendem Gehorsam – nichts mehr traut.

Neben mangelndem Selbstvertrauen macht sie aber noch weitere Gründe für Hemmungen aus: Die Angst vor ungewissen Ergebnissen hindere viele Menschen daran, etwas zu verändern. Zum Beispiel, indem sie eine unglückliche Beziehung beenden oder einen nervtötenden Job kündigen. „Häufig wird eine Erfolgsgarantie erwartet, aber die gibt es nicht.“

Zu hohe Erwartungen an sich selbst

Auch „frühe Erfahrungen, die man gar nicht mehr reflektiert“, langjährige Gewohnheiten, die nicht infrage gestellt werden, oder zu hohe Erwartungen an sich selbst könnten blockieren. Letzteres beobachte sie vor allem bei Frauen immer wieder, die oft zu perfektionistisch seien und aus Angst vor dem Scheitern eine Sache gar nicht erst versuchten, sagt die Psychologin. Sie rät, sich die Frage zu stellen: Was hemmt mich? Dazu gehört auch zu schauen, woher die Blockaden rühren, also welche Ängste dahinterstecken.

Ein klassisches psychologisches Verfahren, Hemmungen abzubauen, ist laut Hertel die kognitive Verhaltenstherapie. Dabei gehe es darum, unbewusste Gedanken, Überzeugungen oder Glaubenssätze über sich selbst und das Leben „aufzudecken, zu erkennen und zu korrigieren“. Mithilfe eines Therapeuten findet und erlernt der Klient neue, eigene Glaubenssätze und andere Verhaltensweisen. Das kann in Belastungssituationen etwa eine gezielte Atemtechnik sein, um sich zu beruhigen und zu entspannen. „Angst führt zu einer enormen Erregung und Anspannung“, erläutert Hertel. Und Ängste gilt es ja, in den Griff zu bekommen, um Blockaden zu lösen.

Vermehrt das Positive beachten

Motivationstrainer Enkelmann plädiert dafür, grundsätzlich vermehrt das Positive zu beachten, um Hemmungen zu überwinden. „Wir müssen lernen, den Zufall auszuschalten. Denn alles, was wir beachten, verstärkt sich“, sagt er. Das gelte auch für Negatives wie Krankheiten oder Fehler. Doch der Mensch brauche Erfolgserlebnisse, um sich entfalten zu können und über sich hinauszuwachsen.

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Um den negativen Gedanken zu entkommen, rät er zu einem Glückstagebuch. „Darin notieren wir jeden Abend drei Dinge, über die wir uns heute gefreut haben“, erklärt er. „Auch an Tagen, an denen alles schiefgegangen ist, gibt es die drei Dinge.“ Wer das 365 Mal gemacht hat, werde Veränderungen feststellen: „Nach einem Jahr sieht der Kopf ganz anders aus.“ Der Geist werde von positiven Informationen gelenkt und geleitet. Das allein reiche allerdings nicht: Man müsse herausfinden, was man wirklich will, und dann auch entsprechend handeln. „Jeder Mensch kann sein Leben in die Hand nehmen und verändern“, betont der Coach.

Auch Psychologin Scharnhorst hält das Notieren von positiven Erlebnissen für sinnvoll. Sie rät, zum einen, schon länger zurückliegende Erfolge aufzuschreiben und zum anderen, jeden Abend auch Kleinigkeiten festzuhalten: zum Beispiel den lange aufgeschobenen Anruf, zu dem man sich endlich durchgerungen hat.

Nicht blind drauflosziehen

Wenn es daran geht, endlich Neues wirklich auszuprobieren, empfiehlt sie eine Salamitaktik: „Nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern nur so viel, dass es sich noch angenehm anfühlt, und da, wo Erfolgserlebnisse möglich sind.“

Bei der neuen Sportart heißt das zum Beispiel, zunächst eine Schnupperstunde zu absolvieren, bevor man sich lange bindet, bei einer geplanten beruflichen Veränderung, erst Probe zu arbeiten. Und wenn eine Sache gut geklappt hat, dann wage man sich auch an das nächste Projekt.

Allerdings sollte niemand blind drauflosziehen, sondern sich einen Strategieplan erstellen. Dazu gehören laut Scharnhorst die Fragen: Warum mache ich das? Was sind die Vor-, was die Nachteile? Welche Hindernisse könnten auf mich zukommen? Wer sich beispielsweise vorgenommen hat, regelmäßig joggen zu gehen, sollte einen Plan B für Regenwetter entwickeln. Das kann heißen, schwimmen zu gehen oder eine wetterfeste Ausrüstung parat zu haben und Strecken ohne Matsch zu kennen. Auch soziale Unterstützung sei wichtig: Wer anderen von seinem Plan erzähle, verpflichte sich damit sich selbst gegenüber, ihn auch einzuhalten.

dpa

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