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Psychologie Engel und Dämonen

Wie Forscher das Erscheinen von Geistern erklären

Auf dem meistbespukten englischen Schloss Hampton Court bei London ist nach Überzeugung des Sicherheitspersonal erstmals ein Geist von einer Überwachungskamera ertappt worden. Die Aufnahme entstand am im Dezember 2003 und zeigt angeblich eine geisterhafte Erscheinung Auf dem meistbespukten englischen Schloss Hampton Court bei London ist nach Überzeugung des Sicherheitspersonal erstmals ein Geist von einer Überwachungskamera ertappt worden. Die Aufnahme entstand am im Dezember 2003 und zeigt angeblich eine geisterhafte Erscheinung
Auf dem meistbespukten englischen Schloss Hampton Court bei London ist nach Überzeugung des Sicherheitspersonal erstmals ein Geist von einer Überwachungskamera ertappt worden. Die ...Aufnahme entstand am im Dezember 2003 und zeigt angeblich eine geisterhafte Erscheinung
Quelle: PA
Berichte von übernatürlichen Präsenzen gab es zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Nun haben Forscher eine Erklärung für das Phänomen gefunden. Dabei half ihnen ein Streichelroboter.

Reinhold Messner hatte das Erlebnis am 29. Juni 1970. Er stieg gerade mit seinem Bruder Günther vom Gipfel des Nanga Parbat ab. Es sollte der Todestag von Günther Messner werden. Doch Reinhold Messner berichtet noch von einem anderen unangenehmen Ereignis an diesem Tag.

Es passiert, als Günther noch lebte, als die Brüder unter erschwerten Bedingungen in den eisigen Höhen abstiegen. Da sei plötzlich noch jemand gewesen. Reinhold Messner erinnert sich, dass er, völlig durchgefroren, erschöpft und unter Sauerstoffmangel leidend, das Ungewöhnliche spürte. „Plötzlich war ein dritter Bergsteiger bei uns“, beschreibt Messner. „Ein wenig rechts von mir, ein paar Schritte hinter mir, allerdings außerhalb meines Blickfelds.“

Der dritte Mann sei da gewesen, unsichtbar, aber anwesend, deutlich zu spüren, berichtet Messner. Ein Geist? Eine Halluzination? Hatten die Erschöpfung und der Sauerstoffmangel die Wahrnehmung des Extrembergsteigers so verändert, dass er einen Menschen spürte, der gar nicht da war?

Wissenschaftler versuchen dem Phänomen der „Geistererscheinungen“ seit Jahren auf die Schliche zu kommen. Denn Messners Erlebnis ist zwar ungewöhnlich – aber nicht einmalig. Bergsteiger, Abenteurer und Teilnehmer von Extremexpeditionen beschreiben immer wieder solche Illusionen.

Geister im Gehirn

Nur Maria kennt das Geheimnis der Geisterinsel

Auf der italienischen Insel Bisentina spukt es. Es ist die Rede von Geistern, Monstern und Dämonen. Aber nur eine Frau kennt das wahre Geheimnis dieser geheimnisumwobenen Insel.

Quelle: Zoomin.TV

Auch bei bestimmten neurologischen Störungen wie Epilepsie oder psychischen Erkrankungen berichten Menschen von solchen Empfindungen. Oft spüren sie eine Anwesenheit, eine Art Engel oder Dämon, der aber unsichtbar ist. Sowohl kranke als auch gesunde Personen können diese Erlebnisse haben – allerdings treten sie bei ihnen in unterschiedlichen Zusammenhängen auf.

Wissenschaftler um Olaf Blanke vom Labor für kognitive Neurowissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne schreiben nun im Fachjournal „Current Biology“: „Häufig werden diese Erlebnisse in der Literatur mit göttlichen Wesen, Okkultismus und Fiktionen in Verbindung gebracht.“

Nun ist es den Wissenschaftlern gelungen, solche Geister heraufzubeschwören. Nicht auf einem 8000 Meter hohen Berg, sondern im Labor. Sie nutzten in ihrem Experiment auch keine Magie, sondern eine Art Roboter. So konnten sie endlich eine Erklärung für die mysteriösen Empfindungen liefern.

Geisterseher leiden häufig an Epilepsie

Die Forscher analysierten zunächst die Gehirne von zwölf Patienten, die an einer neurologischen Störung litten, in den meisten Fällen war es Epilepsie. Sie alle hatten bereits zuvor von „Geisterempfindungen“ berichtet. Zudem luden die Wissenschaftler zwölf gesunde Probanden zu ihren Tests ein. Alle Freiwilligen wurden zunächst eingehend neurologisch untersucht und mussten einige Tests absolvieren, um die Funktion ihrer Gehirne zu prüfen.

Drei Regionen der Großhirnrinde interessierten die Forscher besonders. Es waren die Areale, die für die eigene Körperwahrnehmung wichtig sind: der insulare Cortex, der parietal-frontale Cortex und der temporo-parietale Cortex.

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Diese Hirnregionen sind immer dann aktiv, wenn die Position des Körpers oder eines Körperteils im Raum bestimmt wird, bei Bewegungen und beim Bewusstwerden des eigenen Selbst. Im Gehirn der Probanden mit Epilepsie konnten die Forscher Schäden in diesen Hirnregionen feststellen.

Streichelroboter verwirrt das Gehirn

Dann schickten sie ihre Probanden ins Experiment. Sie wussten aus einer einzelnen Fallbeschreibung bereits, dass die elektrische Stimulation des temporo-parietalen Cortex eine Geisterillusion auslösen kann. Das ließ die Wissenschaftler darauf rückschließen, dass eine Störung bei der Verarbeitung von sensorischen und motorischen Reizen eine Ursache für das Phänomen sein könnte. Allerdings konnte dieser Befund nicht an weiteren Probanden oder Patienten bestätigt werden.

Im Experiment verbanden die Wissenschaftler ihren Probanden die Augen und ließen sie Bewegungen mit ihren Händen vor ihrem Körper durchführen. Immer wenn die Teilnehmer ihre Hand beispielsweise von links nach rechts bewegten, strich gleichzeitig eine Roboterhand dem Probanden mit der gleichen Bewegungsrichtung über den Rücken, von links nach rechts.

Dadurch wurde eine räumliche Diskrepanz in der Wahrnehmung erzeugt – die das Gehirn aber wegen der Gleichzeitigkeit der Bewegung von eigener Hand und echter Hand sofort ausgleichen konnte.

Präsenz eines übernatürlichen Wesens gespürt

Als nächstes sorgten die Wissenschaftler für eine zeitliche Verzögerung zwischen der Bewegung der Hand und der streichelnden Roboterhand. Das war offenbar zu viel für das Gehirn der Probanden. Denn unter diesen Bedingungen spürten sie plötzlich eine Geisterillusion.

Wichtig im Experiment war, dass die Probanden keine Ahnung hatten, was überhaupt getestet werden sollte. Drei Minuten nach dem Ende des Experimentes wurden sie von den Wissenschaftlern befragt, was sie empfunden hatten. Instinktiv berichteten mehrere Teilnehmer, sie hätten das Gefühl einer „Präsenz“ gehabt, manche gaben sogar an, sie hätten „Geister“ gespürt.

„Manche Probanden fühlten diese Illusion sogar so stark, dass sie uns baten, das Experiment abzubrechen“, sagt Wissenschaftler Giulio Rognini, der die Studie leitete. Es war zu viel für die Teilnehmer, zu unangenehm.

Empfindungen psychisch gestörter Personen nachgeahmt

Das Geister-Hotel von Sydney

Der Wirt ist sich sicher: In seinem Hotel spukt es. Immer wieder fallen teure Weinflaschen wie von Geisterhand um. Um den Spuk zu beweisen, hat der Mann eine Kamera installiert - mit interessanten Aufnahmen.

Quelle: Zoomin.TV

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Bei den Epilepsie-Patienten werden solche Empfindungen auch ohne den Streichelroboter vermutlich deshalb ausgelöst, weil die Hirnregionen, die für die Körperwahrnehmung zuständig sind, nicht richtig funktionieren.

So wenig begeistert die Testpersonen auch waren, die Wissenschaftler werten ihre Ergebnisse als vollen Erfolg. „Das ist das erste Mal, dass wir eine Geisterempfindung im Labor hervorrufen konnten.

Unser Experiment zeigt, dass solche Illusionen unter ganz normalen Bedingungen hervorgerufen werden können, ganz alleine dadurch, dass man die sensorischen und motorischen Signale stört“, erklärt Olaf Blanke. „Das Robotersystem konnte die Empfindungen von Patienten mit psychischen Störungen und gesunden Menschen in Extremsituationen nachahmen.“

Geister zu sehen zeugt schlicht von verschobener Wahrnehmung

Das Robotersystem ahme die Empfindungen mancher Patienten nach, die an psychischen Störungen leiden oder die von gesunden Menschen, die sich in extremen Situationen befinden. „Das bestätigt, dass die Empfindungen durch eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers im Gehirn ausgelöst werden“, so Blanke.

Die Geisterillusionen sollen aber nicht nur eine nette Spielerei im Labor sein oder die Menschen davon überzeugen, dass die Phänomene etwas völlig natürliches sind. Sie sollen vielmehr auch helfen, bestimmte Symptome, an denen beispielsweise Menschen mit Schizophrenie leiden, besser zu verstehen.

Giulio Rognini erklärt: „Unser Gehirn hat verschiedene Repräsentationen unseres Körpers im Raum. Unter normalen Umständen ist es fähig, daraus eine gemeinsame Selbstwahrnehmung der Personen zu erstellen.

Wenn das System aber wegen einer Krankheit oder wie in unserem Fall wegen eines Roboters gestört wird oder nicht mehr richtig funktioniert, dann wird das ‚ich‘ als eine andere Person, eine ‚Erscheinung‘ wahrgenommen.“

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