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Kultur Streamingtipps

„Sam, ein Sachse“, „Poker Face“, „Immer für dich da“ – die Serien fürs Wochenende

Malick Bauer ist Sam Meffire Malick Bauer ist Sam Meffire
Malick Bauer ist Sam Meffire
Quelle: Stephan Burchardt/The Walt Disney Company
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Die Geschichte des ersten schwarzen Polizisten in Sachsen. Eine Detektivin mit einem fatalen Gespür für Lügen. Eine amerikanische Botschafterin auf Abwegen. Die Abenteuer einer woken Familie in einer Doppelhaushälfte. Diese Serien sollten Sie sehen am langen Wochenende. Und eine besser nicht.

Bei der Vielzahl an Neuerscheinungen und Fortsetzungen auf Netflix, Amazon und Co. verliert man leicht den Überblick. Was lohnt sich? Was kann man auch bleiben lassen? Hier finden Sie unsere Empfehlungen fürs Wochenende. Samt einem aktuellen Klassiker und ein Geheimtipp.

Muss man sehen

„Sam, ein Sachse“ (Disney+)

Trailer für "Sam, ein Sachse"

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Dass Sam ein Sachse ist, müsste nicht weiter betont werden, wenn nicht eben jener Sam mit seinem Konterfei 1992 bundesweit Werbeplakate geschmückt hätte, auf denen in dicken Lettern „Ein Sachse“ stand. Ein Sachse dunkler Hautfarbe – damit bescheinigte die von Scholz & Friends in Szene gesetzte Imagekampagne der „Sächsischen Zeitung“ sich und dem Rest der Welt eine Offenheit und Toleranz, die es nur auf dem Plakatpapier gab. Dass die sächsische Realität damals finster aussah, beweisen die rechtsextremen Übergriffe und rassistischen Pogrome (etwa 1991 in Hoyerswerda), die in den Nachwendejahren an der Tagesordnung waren.

Sam, Sohn einer Deutschen und eines Kameruners, wird gleich in der Auftaktfolge der siebenteiligen Disney-Serie gejagt, verhöhnt, verprügelt. Er macht Sport, Sport und noch mehr Sport. Später geht er zur Polizei – um sich zur Wehr zu setzen. Wird Ostdeutschlands erster Schwarzer bei der Polizei, vor der Wende bei der Bereitschaft der Volkspolizei, danach bei der sächsischen Polizei.

Sam wird zum Vorzeigepolizist, mit dem die Politik sich schmückt. Wenige Jahre später quittiert er den Dienst, es folgt der Absturz ins Kriminelle. Denn die Suche nach seinen Wurzeln, seinem Vater – sie prägt Sam durch alle sieben Folgen dieser ersten für den deutschsprachigen Markt produzierten Disney-Serie.

„Sam, ein Sachse“ wirft ein Schlaglicht auf eine Community, die in den gängigen Erzählungen der Wendezeit bislang kaum beleuchtet wurde: die der Afrodeutschen aus der ehemaligen DDR. Hinter allem steht die wahre, ergreifende Lebensgeschichte des Samuel Meffire. Er wird in der Serie brillant verkörpert von Malick Bauer, dessen Stimme nur, wenn er brüllt oder laut agiert, ganz leicht Hamburger statt Dresdner Akzent durchklingen lässt.

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Auch der Nebenrollen-Cast überzeugt. Sehenswert sind – im Trainingslager der DDR-Bereitschaftspolizei – Major Schreier (gespielt von Thorsten Merten) und der ehemalige sächsische Innenminister Heinz Eggert (Martin Brambach). Über Sams deutsche weiß-privilegierte Freundin Yvonne (Svenja Jung) und ihre dunkle Mitbewohnerin Sabine (Paula Essam) erfährt man, wie sich Deutsche mit und ohne sichtbaren Migrationshintergrund über das aufklären, was man noch nicht Identitätspolitik nannte.

Tyron Ricketts, der „Sam, ein Sachse“ mit seiner Firma Panthertainment coproduziert hat und in einer Nebenrolle (als Clubbesitzer Alex) mitspielt, sprach neulich in einem Interview davon, dass die Serie auch ein Versuch sei, afrodeutsches Leben jenseits der Klischees zu erzählen. Wenn überhaupt, kommen die weißen Mehrheitsdeutschen manchmal possierlich rüber in ihrem unbedachten Alltagsrassismus. Jenseits der Zeitgeschichte entfaltet „Sam, ein Sachse“ immer wieder Thrill und Tempo, ordentlich Black Power und über allem das persönliche Drama eines etwas anderen Deutschen, der seinen Vater sucht. Marc Reichwein

Muss man wieder sehen

„Poker Face“ (Wow)

Trailer für "Poker Face"

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Dass früher alles besser war, ist selbstredend Quatsch. Einfach ist eigentlich auch nie irgendwas gewesen, aber ein bisschen simpler, ein bisschen simpler vielleicht schon. Der Detektiv zum Beispiel – Columbo in seinem zerknitterten Trench, Rockford, dem ein Anruf genügte, oder den beiden, die die Straßen von San Francisco sicher machten – kam einmal die Woche und nach einer knappen Stunde war gut: Fall gelöst, kein Grund zum Bingen, die Möglichkeit gab es sowieso nicht. Waren das nicht schöne Zeiten? Nur für den Fall, dass Sie sich dran erinnern?

Falls nicht, gibt es die Siebziger jetzt zum Ausprobieren. In „Poker Face“ macht Regisseur Rian Johnson, was er mit durchschlagendem Erfolg schon in „Knives Out“ und „Glass Onion“ gemacht hat: Er reinszeniert ein altes Erfolgsmodell im Boho-Style, und nach Agatha Christie sind jetzt die Crime-Serien der Siebziger dran.

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„Poker Face“ pfeift auf das nunmehr zwanzig Jahre alte Arch TV und kehrt zum Episodenfernsehen zurück, und Natasha Lyonne (aus „Orange is the New Black“) gibt einen weiblichen Columbo mit Rockford-Mobil. Ihre unverwechselbare Eigenschaft: Sie hat ein absolutes Gehör für Lügen, was die meisten „Poker Face“-Dialoge zu einem ziemlichen Drahtseilakt macht.

Denn „Poker Face“ erzählt keine Whodunits, sondern Howcatchems, das heißt: der Täter steht (wie weiland bei „Columbo“) schon fest, man sieht der Lügendetektorin beim Falllösen zu. Dass sie nach Episode eins außerdem auf der Flucht vor einem finsteren Casino-Betreiber ist, motiviert das Roadmovie (die Roadserie?), die „Poker Face“ außerdem ist. „Poker Face“ sei die „beste neue Detektivserie von 1973“, urteilte die „New York Times“. Damit die Jugend nicht fremdelt, hat Rian Johnson allerdings verdächtig viele Handyszenen untergebracht. Wieland Freund

Kann man lassen

„Immer für dich da“ (Netflix)

Trailer für "Immer für dich da"

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Es gibt bei jedem Fernsehabend eine kritische Zeit. Nämlich die, wenn das Essen fertig und noch immer keine Serie gefunden ist. Dann braucht es eine schnelle Lösung. Hier lauert, getrieben vom niedrigen Blutzucker, die Gefahr des Serien-Notnagels.

Man schaut sie, weil es jetzt auch egal ist, man eh zu großen Hunger hat und Hauptsache irgendwas läuft. Im besten Fall bleibt es bei der einen Folge. Im Schlechtesten sieht man sich leicht entsetzt dabei zu, wie man das Abspielen der nächsten Folge nicht verhindert, weil der Cliffhanger einen dann doch gekriegt hat.

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So passiert mit der Serie „Immer für dich da“, von der es auf Netflix jetzt neue Folgen von Staffel Zwei gibt. Die Besetzung schien vielversprechend: Die beiden Hauptfiguren werden von den Serienstars Katherine Heigl („Grey’s Anatomy“) und Sarah Chalke („Scrubs“) gespielt. Es geht um eine Frauenfreundschaft zwischen der schüchternen, etwas tollpatschigen, aber kreativen Kate und ihrer besten Freundin, der extrovertierten, begehrten Fernsehmoderatorin Tully.

Die Serie springt zwischen ihrer Teenagerzeit, den beiden als jungen Erwachsenen und schließlich als Erwachsenen mit Haus und Kind hin und her. Eine charakterliche Entwicklung ist dabei jedoch nicht zu entdecken. Die Wendungen sind erwartbar und die Dialoge oft unangenehm kitschig.

In einer der neuen Folgen stehen Kate und Tully zusammen auf der Veranda, betrachten ein Feuerwerk und versprechen sich – zwei Frauen in ihren Vierzigern –, immer füreinander da zu sein. In der nächsten Szene sieht man dann einen Autounfall, mit Tully und Kates Tochter. Doch diesmal nicht Netflix, auch nicht mit diesem Cliffhanger. Das Leben ist zu kurz. Lena Karger

Szene der Woche

„Diplomatische Beziehungen“ (Netflix)

Winfield House, ein stattliches Anwesen im Londoner Regent’s Park, ist die Dienstwohnung des US-Botschafters im Vereinigten Königreich. Sie liegt im größten Privatpark der Metropole nach dem des Buckingham Palace. Auf 49.000 m² lassen sich einige verbotene Spiele spielen.

Zum Beispiel kann die Frau Botschafterin, während drinnen der amerikanische Präsident mit dem englischen Premierminister diniert, weil am Persischen Golf mal wieder die Luft brennt, ihren Mann nach Strich und Faden verprügeln. Mit Maulschellen und Tritten in den Bauch und vielen Schlägen beim Wälzen am Boden schlägt Keri Russell alias Katherine Wyler ihren Gatten.

Sie will sich ja sowieso von ihm scheiden lassen. Was jetzt schwierig wird, weil sie womöglich als US-Vizepräsidentin in der laufenden Wahlperiode eingewechselt werden soll, um den ältlichen Amtsinhaber etwas jünger ausschauen zu lassen. Da kommt ein Trennungskrieg nicht so gut.

Ähnlichkeiten mit der lame duck Kamala Harris und Joe Biden sind natürlich nur rein zufällig. So jedenfalls hat unter den Augen der leicht indignierten, aber natürlich britisch diskreten Sicherheitsbeamten die neue, stylishe Netflix-Politserie „Diplomatische Beziehungen“ („The Diplomat“) mit diesem unentschiedenen ausgehenden Fight schnell einen ersten Höhepunkt erreicht.

Obwohl es hier dauernd und in rasantestem Schnellsprech vorangeht – die Welt muss eben fast täglich gerettet werden. Das sollte die taffe Regierungsmitarbeiterin Katherine eigentlich in Kabul tun, aber jetzt muss sie sich erst mal repräsentierend in England auf dem internationalen Parkett bewähren. Ihr Stabschef und die CIA-Führerin tun alles, um sie vor den schlimmsten Fettnäpfchen zu bewahren, oder um sie im Kleid und in der Kutsche für das „Vogue“-Shooting weiblich wählbarer zu machen.

Das wird zum sehr vergnüglichen Dauer-Flirt mit dem Desaster. Doch Kerri Russell und Rufus Sewel (der Nazi aus „The Man in the High Castle“) wischen sich einfach nur Erde und Grashalme ab, sie schüttelt die Haare zurecht und weiter geht es in diplomatischer Mission. Manuel Brug

Geheimtipp

Doppelhaushälfte (ZDF)

Die Doppelhaushälfte im deutschen Fernsehen stand ja lange für die Piefigkeit der bundesrepublikanischen Achtziger. Rasenkantensteine teilten Gärten wie Demarkationslinien. Zwei Häuser, zwei Welten, zwischen den Häusern Kalter Krieg. Der Golf 1 in Manilagrün (wir gaben der Farbe andere Namen) stand vor der Tür, die Schrankwand „Botticelli“ samt Fernseher im Wohnzimmer an der Wand.

Die Wiecherts wohnten da. Also im Fernsehen. „Die Wiecherts von nebenan“ so hieß eine Serie, die von 1986 an in vier Staffeln und 50 Folgen von allem erzählte, was war und wurde im Westen vor und während und nach dem Fall der Mauer. Wer das heute bringt, gesteht alles. Und lernt, so er von der Gnade der späten Geburt gesegnet ist, wo die Boomer mental herkommen, die seine Eltern und Großeltern sind.

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Vielleicht geht ihm das später auch so, wenn er seine Kinder und Enkel vor „Doppelhaushälfte“ setzt. Sie werden allerdings nicht alles gestehen, was sie nie begangen haben, sie werden herzlich gelacht haben. „Doppelhaushälfte“ sind die Wiecherts reloadet. Auf den neuesten Debattenstand gebracht.

Kurz: Berliner Patchwork (Frau Mari, Iranerin, Mann Theo mit afrikanischen Wurzeln, Tochter vom biodeutschen Mira-Ex) flieht Mitte und landet im Elektroauto in besagter Immobilie irgendwo im brandenburgischen Speckgürtel um die Hauptstadt.

Die eine Hälfte des Doppels ist schick und weiß, die andere DDR-farben. Da wohnt der Andi (Milan Peschel) mit Sohn Rocco, der den Durchblick hat, obwohl es nicht so aussieht, und mit Frau Tracy (Minh-Khai Phan-Thi), die perfekt Plattenbauberlinerisch unterrichten könnte, wenn es das gäbe, und derart selbst angebautes Kraut raucht, dass man vom Zuschauen rote Augen kriegt.

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Klingt jetzt auf dem Papier wie mit dem woken Zirkel in irgendeine Writer’s-Room-Wand geritztes dramaturgisches Trockenbau-Unternehmen. Ist aber das weiseste, lustigste, böseste deutsche Format, das zumindest das ZDF in den vergangenen Jahren hinbekommen. „Doppelhaushälfte“ nimmt alle Debattenklischee, nimmt sich und die in ihm wohnen, derart schonungslos auf den Arm, dass man am Ende eigentlich befürchtete, dass es sich von den herrlich anzuschauenden Anstrengungen nicht mehr erholen würde.

Hat es sich aber anscheinend. Am 9. Mai geht es weiter mit Mari und Tracy, Andi und Rocco und mit „Schatzi, Mausi, Baby“ – dem Titelsong, den man nicht mehr loswird, so herrlich dämlich, wie er ist. Elmar Krekeler

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