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Kultur "Der Kriminalist"

Der rätselhafte Tod des Schauspielers Frank Giering

Der 38-jährige Schauspieler Frank Giering ist ersten Ermittlungen zufolge ohne Fremdeinwirkung gestorben. Doch die Todesursache ist noch unklar.

Gerade drehte der 38-jährige eine neue Staffel der TV-Serie "Der Kriminalist" in Berlin. Darin spielt er den Kommissar Henry Weber. Und dann der Schock: Wie Morgenpost Online aus Polizeikreisen erfuhr, soll Giering gestern Abend plötzlich umgefallen und sofort tot gewesen sein.

Die Zeitung „BZ“ berichtet allerdings, Rettungskräfte hätten den Schauspieler in seiner Wohnung im Berliner Stadtteil Charlottenburg noch bewusstlos gefunden. Giering habe aus dem Mund geblutet. Einem Notarzt sei es dann gelungen, den Schauspieler zu reanimieren, doch wenige Minuten später soll er gestorben sein.

Es gibt den Polizeiangaben zufolge keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung. Es seien auch keine Schnitt-, Stichverletzungen oder Würgemale festgestellt worden, heißt es. Eine Obduktion soll nun nähere Aufschlüsse zum Tod des 38-Jährigen erbringen. Seine Eltern haben nach Angaben seiner Agentur darum gebeten, die Privatsphäre zu respektieren. Es sei aber kein Freitod gewesen.

„Wir sind tief bewegt über den viel zu frühen Tod dieses jungen, talentierten Schauspielers“, sagte eine Sprecherin der Odeon Film, deren Tochterfirma Monaco Film mit Giering „Der Kriminalist“ drehte. „Mit Frank Giering verlieren wir einen sehr geschätzten Kollegen, der uns die vergangenen vier Jahre begleitet und bereichert hat. Unser Mitgefühl gilt in dieser schweren Zeit besonders Frank Gierings Familie.“

Noch bis in den Juni hinein hatte der gebürtige Magdeburger Giering laut Odeon Film für die ZDF-Serie eine weitere Staffel gedreht. Nur sechs der geplanten acht Episoden wurden fertig.

Durchbruch als Killer

Giering wurde vor 13 Jahren als fieser Killer in dem Spielfilm „Funny Games“ von Michael Haneke bekannt. Auftritte in „Absolute Giganten“, „Baader“, „Hierankl“, „Die Rosenzüchterin“ und „Störtebeker“ folgten. Einer seiner letzten Filme war das WDR-Sozialdrama „Keine Angst“, in dem Giering einen Kinderschänder spielte.

Giering studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Seine ersten Engagements hatte er am Staatstheater Cottbus. In der Saison 1994/95 stand er in einer Inszenierung von „Das geheime Tagebuch des Adrian Mole“ auf der Bühne. Der österreichische Regisseur Haneke entdeckte ihn schließlich für den Film.

In Interviews trat Giering laut „sueddeutsche.de“ meist sehr bescheiden auf. Er habe von all den Problemen mit sich erzählt, mit denen er in nicht allzu ferner Vergangenheit zu kämpfen gehabt hätte. Zum Beispiel auch sein Gewicht. Dem „Spiegel“ sagte er im Februar: „Ich habe 20 Kilo abgenommen – zum Glück. Ich hatte schon immer Komplexe wegen meines Gewichts. Bei einer Größe von 1,70 Meter wog ich 78 Kilo.“

Der Anblick habe ihn schwer deprimiert. „Hinzu kam, dass ich mich verliebt habe.“ Aber: „Als die Beziehung zu Ende war, hatte ich Liebeskummer. Das hat das Abnehmen beschleunigt.“ Zwei längere Beziehungen habe er in seinem Leben gehabt. „Zweimal wurde ich in meinem Leben von Frauen angesprochen, daraus wurden jeweils Beziehungen. Ich kann eben einfach nicht Nein sagen“, sagte er lachend. „Nein, im Ernst: Ich warte noch auf die Richtige. Ich hoffe, sie war noch nicht dabei.“

Schach als Sport

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Der Sport war nicht sein Ding: „Der einzige Sport, den ich mache, ist Schachspielen. Das liegt hauptsächlich an traumatischen Erlebnissen in der Schule. Wenn ich mich an der Turnstange hochziehen sollte, hing ich traurige zehn Zentimeter über dem Boden, und das auch nur, weil ich höher nicht springen konnte.“

Auch moderne Technik war ihm suspekt: „Ich würde einen Laptop gerade einmal aufklappen können. Und das auch nur, weil ich das im Fernsehen gesehen habe. Twitter, Blackberry, iPhone – das ist mir alles fremd. Ich habe auch keinen Führerschein, ich bin ein Fossil oder ein hartnäckiges DDR-Überbleibsel. Oder ich wurde 1956 eingefroren und erst 1971 wieder aufgetaut. Vielleicht bin ich deshalb so altmodisch und zurückgezogen.“

Giering lebte lange zu Hause bei den Eltern. „Mein Kinderzimmer war der starke Kontrast zu den Fünf-Sterne-Hotels, in denen ich während Dreharbeiten untergebracht war. Wenn ich nach Wochen wieder in die Wohnung meiner Eltern zurückkehrte, wurde mir erst bewusst, dass ich nun den Traum lebe, den ich in diesem Zuhause immer hatte: Schauspieler zu werden. Aber das war nur ein Nebeneffekt. Ich war schlichtweg zu faul, um auszuziehen.“

Das Hotel Mama verließ er vor neun Jahren. „Meine Agentur hat mir die Besichtigung für eine Wohnung in Charlottenburg organisiert, die erste in meinem Leben. Ich habe direkt zugesagt. Seither wohne ich da.“

dpa/str

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