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Ben Beckers Vergnügungstour durch die Abgründe menschlicher Gefühle

Ben Beckers Vergnügungstour durch die Abgründe menschlicher Gefühle Ben Beckers Vergnügungstour durch die Abgründe menschlicher Gefühle
Ben Beckers Vergnügungstour durch die Abgründe menschlicher Gefühle
Quelle: DAPD/pg/sm
Schauspieler gibt im Hamburger St. Pauli Theater die Deutschlandpremiere von "Den See"

Hamburg (dapd-nrd). Blaues Dämmerlicht schimmert über der Bühne des St. Pauli Theaters. Ben Becker erscheint als Letzter. Er setzt sich auf einen Barhocker, bekreuzigt sich und zündet eine Zigarette an. "Alles geht in Rauch auf - Du auch" singt er mit seiner abgrundtiefen Stimme. Der erste Song, die "Ode an Bruno", widmet er einem verstorbenen Freund.

So beginnt der Schauspieler Ben Becker die Deutschland-Premiere von "Den See", einem Konzertabend. Es geht um Sehnsucht, den Frieden eines Selbstmörders, um schmerzende Narben, Verlorensein auf dem Meer, um Nähe und Verlust - eine ganz persönliche Vergnügungsreise in die Abgründe des Weltschmerzes.

Die meisten Lieder sind Eigenkompositionen Beckers und seiner musikalischen Begleiter, allen voran seines Freundes Yoyo Röhm. Der Song "Über den Brücken von Berlin" handle von seiner ersten großen Liebe, erzählt Becker. In vielen Liedern klingt der See durch, an dessen Ufern ein Teil des Repertoires entstand, wie er erzählt, und der dem Bühnenprogramm seinen "hoffentlich verstörenden" Titel gab.

Große Hits anderer Sänger macht sich Ben Becker mit seiner Interpretation zu Eigen. Mit ebenbürtig aufgerauhter Stimme, jedoch mit majestätischem Gestus singt er den Song "Hurt", den Johnny Cash bekannt machte. Halb rezitierend, halb singend gibt er "Die alte Schiffsuhr", ursprünglich ein Gedicht von Joachim Ringelnatz. Leonard Cohans "You know who I am" widmet er seiner Frau, den Rio-Reiser-Song "Übers Meer" seiner Tochter - "das ist nämlich unser gemeinsamer Lieblingssong, den kann sie auch schon auf dem Klavier spielen". Das Publikum raunt anerkennend.

Dramatische Gesten und ein Kuss für den Gitarristen

Mit Hingabe stürzt sich der Schauspieler in die Stimmungen seiner Songs. Fahrig, fast zitternd vor Erregung greift er sich an die Brust, wirft den Kopf zurück, faltet die Hände über dem Mikrophon. Im nächsten Song öffnet er die Arme, taumelt glückselig über die Bühne. Mitten im Song "Der Sturm", in dem Gitarrist Gary Schmalzl ein vom Publikum bejubeltes Solo hinlegt, stürzt Ben Becker auf ihn zu und küsst ihm auf den Mund.

Zwischen den Liedern gibt der Sänger Anekdoten zum Besten - etwa die Geschichte, wie er auf Papua Neuguinea nur knapp einer volkstümlichen Beschneidung entkommen sei. Beim Song "Nackt fotografieren" zückt er eine Polaroid-Kamera und blitzt einer jungen Frau in der ersten Reihe frech ins Gesicht. "Hab ich mir so ausgedacht, vor Wochen schon", teilt Becker vergnügt mit - kündigt dann aber doch an, das Gerät bei eBay zu versteigern, als die Idee nicht exakt den Nerv des Publikums trifft. Den nächsten Song, "Schwarze Frau", widmet er der Boxlegende Mohammed Ali.

So nimmt Ben Becker sein Publikum mit auf seine Rundfahrt durch die große, gewaltige Gefühlswelt. Der Schauspieler liebt dramatische Gesten - zuletzt erregte er Aufsehen mit seinem Bühnenstück "Die Bibel - eine gesprochene Synphonie", das er mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und seiner "Zero Tolerance Band" aufnahm. Auch mit Rezitationen des jungen Klaus Kinski huldigte Becker den Abgründen menschlicher Existenz.

Jubel und Applaus aus dem Publikum

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Sein Publikum im St. Pauli Theater folgt ihm auf seiner Reise gern. Immer wieder ernten Ben Becker und seine Musiker Jubel und Applaus, die Scherze und Anekdoten des Sängers nehmen die Zuhörer dankbar und heiter auf. Als zuletzt der "Ship Song" von Nick Cave verklungen ist und sich die Background-Sängerinnen Nadine Purrmann und Iris Romen neben Drummer Toby Dammit, Gary Schmalzl, Yoyo Röhm und Ben Becker verneigt haben, jubelt das Publikum, trampelt und verlangt eine Zugabe.

Zum Schluss kehren nur Röhm und Becker zurück. Von seinem Freund am Klavier begleitet, singt Ben Becker mit aller Inbrunst das Lied der Loreley. Erneut bricht der Applaus los, auf den Rängen und im Parkett stehen einige auf. Mit dem Hinweis, man werde sich nun hinter der Bühne ertränken, verabschiedet sich Ben Becker von seinem Publikum und zieht noch einmal an der glimmenden Zigarette. Zum Rauchen ist er doch kaum gekommen.

Weitere Aufführungen von "Den See" gibt es am 1. und 2. Mai, jeweils um 20 Uhr, im St. Pauli Theater in Hamburg.

dapd

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