Fast jeder zweite Bürger wirft Politikern ein gestörtes Verhältnis zur Alltagsrealität vor. 48 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, die meisten Politiker wüssten nicht, „was im wirklichen Leben los ist“. Dies ergibt der aktuelle Deutschlandtrend von Infratest Dimap im Auftrag für die ARD-„Tagesthemen“ und die „Welt“. Demnach widerspricht nur jeder Sechste (16 Prozent) der Aussage, die meisten Politiker wüssten nicht, „was im wirklichen Leben los ist“.
Ähnlich kritisch blicken die Befragten auf ihren eigenen Einfluss. So stimmt nur knapp jeder Vierte (24 Prozent) der These zu, die Bürger hätten „viele Möglichkeiten, auf die Politik Einfluss zu nehmen“. Knapp vier von zehn Befragten (39 Prozent) widersprechen der Aussage. Einen „größeren Einfluss der Wirtschaft auf politische Entscheidungen als Parlamente und Politiker“ konstatiert mehr als die Hälfte der Bürger (55 Prozent).
Trotz dieser durchaus negativen Bewertung sind 58 Prozent der Deutschen mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden; weniger oder gar nicht hingegen 41 Prozent. Die Zufriedenheit fällt im Westen Deutschlands (mit 62 Prozent) signifikant größer aus als im Osten. Dort sieht die Mehrheit (53 Prozent) die Demokratie kritisch.
Polizei hat größtes Ansehen in der Bevölkerung
Am meisten zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie sind die Anhänger der Grünen (81 Prozent). Geringsten Rückhalt bekommt sie bei den Anhängern von Linker (45 Prozent) und AfD (20 Prozent). Für jeweils rund drei von vier Anhängern der bundesrepublikanischen „Gründungsparteien“ funktioniert die Demokratie durchaus. So äußern sich jeweils 75 Prozent der Anhänger von SPD und FDP und 72 Prozent der Unionsparteien.
Die Polizei genießt unter den Institutionen das größte Ansehen in der Bevölkerung; 84 Prozent der Befragten offenbaren sehr großes oder großes Vertrauen in die Polizei – im Sommer waren es nur 77 Prozent.
Großen Rückhalt bekommen aus der Bevölkerung auch die Karlsruher Richter: Dem Bundesverfassungsgericht vertrauen 72 Prozent der Befragten. Weit geringere Werte erreichen Bundesregierung (48 Prozent), Bundestag (47 Prozent), Medien (38 Prozent) und die politischen Parteien (24 Prozent). Über die Parteien sagen 73 Prozent, sie hätten in sie weniger oder gar kein Vertrauen. Bei den Medien liegt dieser Wert bei 61 Prozent.
Forderung nach Integration im Deutschlandtrend
Ein recht einheitliches Meinungsbild herrscht bei den Deutschen mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen. Die Vermittlung von Deutschkenntnissen erachten 98 Prozent als wichtig oder sehr wichtig. Es folgen die Integration von Flüchtlingskindern in den Schulen (95 Prozent), die Vermittlung deutscher Grundwerte (74 Prozent), die angemessene Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten (89 Prozent) und die Integration in den Arbeitsmarkt (88 Prozent).
Interessant ist das Meinungsbild bei den AfD-Anhängern zu diesen Punkten: Die Vermittlung von Deutschkenntnissen und von deutschen Grundwerten halten die Sympathisanten der Rechtspartei in ähnlich hohem Maße für wichtig wie alle Befragten. Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt erachten aber nur 59 Prozent der AfD-Anhänger für wichtig. Dieser Wert liegt für die Gesamtbevölkerung bei 88 Prozent.
