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USA Wahlen 2012 Newt Gingrich

"Koranverbrennung Vorwand für Amerikafeindlichkeit"

Newt Gingrich Newt Gingrich
Newt Gingrich will der nächste amerikanische Präsident werden
Quelle: dapd
Newt Gingrich bewirbt sich in den USA um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Wolf Blitzer von CNN sprach mit dem Polit-Veteranen über Afghanistan.

Die letzten Vorwahlen in Michigan, Arizona und Wyoming gewann Mitt Romney. Doch Newt Gingrich bleibt sein härtester Konkurrent um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner – und derjenige, der bei der konservativen Basis der Beliebteste ist.

Wolf Blitzer: Sie haben Präsident Obama dafür kritisiert, dass er sich für die versehentlichen Koranverbrennungen in Afghanistan entschuldigt hat. Ihnen ist vermutlich bekannt, dass Präsident Bush im Prinzip 2008 genau das Gleiche tat, als er sich bei den Irakern entschuldigte …

Newt Gingrich: Ich war damals kein Bewerber um das Präsidentenamt. Aber was ich dazu sagen kann, ist Folgendes: Im Jahr 2009 verbrannte die US-Armee auch Bibeln. Ich finde die Doppelmoral, mit der wir es hier zu tun haben, wirklich verwerflich. Jetzt müssen junge Amerikaner für einen ähnlichen Fall in Afghanistan mit ihrem Leben bezahlen.

Ich sehe nicht, weshalb der oberste Befehlshaber sich entschuldigen sollte, wenn junge Amerikaner sterben. Ich kann nichts Gutes daran finden, wenn diese Art von religiöser Bigotterie in Afghanistan zu Hassausbrüchen wie diesem führt. …

In Nigeria brennen Kirchen – entschuldigt sich jemand dafür? Auch in Ägypten werden Kirchen angezündet, gibt es hier Entschuldigungen? Das Gleiche passiert in Malaysia. In der vergangenen Woche verurteilten die Iraner einen jungen christlichen Pastor zum Tode. Bittet hier jemand um Verzeihung? Ich bin diese Einseitigkeit leid.

Blitzer: Nun ja …

Gingrich: Und genauso satt habe ich es, dass amerikanische Präsidenten meinen, einen Kniefall vor jeglichen islamischen Forderungen machen zu müssen. Glauben Sie etwa, es kümmert Assad, dass er selbst gerade Korane zerstört in Syrien? Oder hat es Gaddafi in Libyen gestört?

Sie setzen schwere Waffen ein, sie bombardieren Menschen und zerstören Moscheen – alles nur, um sich an der Macht zu halten. Gibt es deshalb irgendwelche Gewaltausbrüche? Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir es in Afghanistan mit einem billigen Vorwand zu tun haben, um Amerika-Feindlichkeit ausleben zu können.

Blitzer: Mir ist nun klar, wie Sie zu Obamas Entschuldigung stehen. Aber lassen Sie mich meine Frage noch einmal wiederholen: Würden Sie im Nachhinein sagen, Bushs Entschuldigung 2008 war auch ein Fehler?

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Gingrich: Ich bin der Ansicht, wir sollten alle religiösen Dokumente achten. Aber ich kann diese einseitige Haltung nicht verstehen, im Zuge derer wir uns ständig bei Muslimen entschuldigen und gleichzeitig dulden, dass das Christentum beleidigt wird.

Einer der Gründe, weshalb ich kandidiere, ist folgender: Ich habe genug von diesem elitären Verständnis in unserem Land, dass man mit dem Juden- und Christentum alles machen kann, was man will. Nur bei den Muslimen entschuldigt man sich ständig für dieses und jenes. Nie kann man sich einfach hinstellen und sagen: Das ist doch alles Quatsch!

Blitzer: Lassen Sie uns bei Afghanistan bleiben. Die USA geben noch immer wöchentlich zwei Millionen Dollar an Steuergeldern aus, damit die 90.000 verbleibenden Soldaten in Afghanistan Krankenhäuser, Brücken und Infrastruktur aufbauen. Jährlich beläuft sich das auf 100 Millionen Dollar. Ist dieses Geld gut investiert?

Gingrich: Nein.

Blitzer: Was würden Sie denn machen?

Gingrich: Ich sage das immer wieder. Wir sollten unsere Strategie im Nahen Osten komplett überdenken. Wir legen den Fokus auf Afghanistan, dabei ist das gar nicht die zentrale Front, an der wir kämpfen sollten.

Obama erweist sich als furchtbar wirkungslos in Bezug auf den Iran, der sich bekanntlich um den Bau atomarer Waffen bemüht.

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Die Pakistaner haben bewiesen, dass man ihnen nicht vertrauen kann. Es ist schon erstaunlich, dass sie Bin Laden mehr als sieben Jahre lang auf einem Anwesen in einer Militärstadt duldeten, wo die Armee-Universität nur wenige Kilometer entfernt lag. Und statt jene zu verfolgen, die Bin Laden versteckten, nehmen die Pakistaner nun die Leute ins Visier, die uns zu seinem Versteck führten.

Offenbar ist etwas total in Schieflage geraten mit unserer Herangehensweise, mit unserer Weigerung, ehrlich zu sein und durchzugreifen.

Blitzer: Noch mal gefragt: Was würden Sie also tun, wenn Sie Präsident wären?

Gingrich: Wenn Karsai sich weigert, sich für die Ermordung der jungen Amerikaner infolge der Koranverbrennungen zu entschuldigen, dann sollten wir unsere Haltung gegenüber seiner Regierung dringend überdenken. Und wenn die Pakistaner daran festhalten, diejenigen zu verfolgen, die proamerikanisch sind, dann sollten wir auch unsere Position zu ihnen einer Neubewertung unterziehen.

Ich bin gegen eine langfristige Verpflichtung – weder in Afghanistan noch in Pakistan. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen würde es sich doch anbieten, das Verhältnis zu Indien zu vertiefen. Außerdem sollten wir an neuen militärischen Strategien arbeiten, die keine amerikanischen Truppen in der Region voraussetzen.

Meiner Ansicht nach haben wir es gar nicht nötig, korrupte Regimes zu beschwichtigen und Leute zu besänftigen, die unsere jungen Amerikaner umbringen. Und das Ganze nur, damit wir in einer Region bleiben können, in der uns offenkundig niemand haben möchte.

Bei der Berichterstattung zur US-Präsidentschaftswahl 2012 kooperiert die "Welt" mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN.

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