WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Regionales
  3. Düsseldorf
  4. Gefängnisausbruch: Häftling flieht mit Besuchermarke aus JVA Bochum

Düsseldorf Gefängnisausbruch

Häftling flieht mit Besuchermarke aus JVA Bochum

Aus der JVA Bochum ist erneut ein Häftling ausgebrochen – er konnte mit einer Besuchermarke fliehen Aus der JVA Bochum ist erneut ein Häftling ausgebrochen – er konnte mit einer Besuchermarke fliehen
Aus der JVA Bochum ist erneut ein Häftling ausgebrochen – er konnte mit einer Besuchermarke fliehen
Quelle: dpa
Ein Häftling der JVA Bochum hat sich eine Besuchermarke besorgt und ist damit aus dem Gefängnis geflohen. Im Landtag spricht die CDU von einem „unglaublich peinlichen Vorgang“ im „Pannen-Knast“.

Der Häftling, der mit einer Besuchermarke aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bochum entkommen konnte, ist weiter auf der Flucht. Einen Tag nach der sogenannten Trick-Entweichung hatten Polizei und Justizministerium am Freitag keine neuen Erkenntnisse.

Eine Flucht mit Besuchermarke sei bislang einmalig in NRW, sagte der Sprecher des Landesjustizministeriums, Detlef Feige, der Nachrichtenagentur dpa. Er sagte, möglicherweise hätten zwei oder drei Besucher dem 25-jährigen Niederländer, der wegen Verdachts des Bandendiebstahls in Untersuchungshaft saß, bei der Flucht geholfen.

Besucher bekämen beim Eintritt an der Pforte eine Münze und müssten Ausweis und Handy hinterlegen. „Da hat ihm wohl einer seine Marke übergeben. Und dann konnte er damit raus“, sagte Feige.

U-Häftlinge tragen ihre eigene Straßenkleidung. Dass wieder in Bochum die Flucht gelang, wertete der Sprecher als „Zufall“. Die Mängel, die Experten für die JVA aufgelistet hatten, würden laufend abgearbeitet.

„Unglaublich peinlicher Vorgang“

Die CDU-Opposition im Landtag sprach von einem „unglaublich peinlichen Vorgang“. Sie beantragte, dass NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) in der nächsten Sitzung des Rechtsausschusses Rede und Antwort steht.

„Wie kann es sein, dass man mit solch einem banalen Trick durch die Vordertür der JVA herausspazieren kann?“, fragte der Vizevorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Biesenbach, in einer Mitteilung. Kutschaty müsse sich fragen lassen, ob er die Anstalten in NRW noch im Griff habe.

„Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren und in alle Richtungen“, sagte Feige. Schuldzuweisungen an die Anstaltsleitung in Bochum wären in jedem Fall voreilig. „Das hätte auch anderswo passieren können.“

Noch sei unklar, ob dem Mann die Besuchermarke zugesteckt wurde oder ob er sie entwendet habe. Immerhin sei er auch schon wegen Taschendiebstahls aufgefallen. Normalerweise werden beim Verlassen eines Gefängnisses an der Pforte die Ausweise geprüft.

JVA Bochum als „Pannen-Knast“ bekannt

Ob das in diesem Fall gemacht wurde oder ob ein ähnliches – möglicherweise sogar gefälschtes – Passbild dem Mann nach zwei Monaten Untersuchungshaft in die Freiheit verhalf, konnte noch nicht ermittelt werden. „Als Untersuchungshäftling trug er jedenfalls Privatkleidung, keine Anstaltskleidung“, erläuterte Feige. Das habe sein dreistes Vorgehen erleichtert.

Anzeige

Die JVA Bochum hatte schon 2012 als „Pannen-Knast“ Schlagzeilen gemacht, nachdem zwei Häftlinge aus der JVA Bochum geflohen waren – einer aus der Putzkolonne – und ein Dritter versucht hatte, zu türmen. Im Januar hat ein Schwerverbrecher, der zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt ist, einen Ausbruchversuch unternommen. Er sägte Gitterstäbe durch und flüchtete aus seiner Zelle. Beamte fanden ihn Stunden später auf einem Dachboden der JVA.

Wenige Tage später brach ein Mann aus, der in Polen wegen eines Tötungsdeliktes gesucht war. Er baute ein schlecht montiertes Oberlicht aus Panzerglas aus und flüchtete.

„Genaueste Aufklärung“

Kutschaty hatte daraufhin den damaligen Anstaltsleiter suspendiert und sich in einer Sondersitzung des Rechtsausschusses entschuldigt. Die Opposition sprach damals von einer „Flucht-Kultur“ in Bochum.

Die zuständige Staatsanwaltschaft werde den aktuellen Fall „genauestens aufklären“, kündigte Kutschaty an. Alle Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen seien nach der Masche vom Donnerstag gewarnt worden.

dpa/bar

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema