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So klärte die Bundespolizei den spektakulären Diebstahl von 40 halbautomatischen Langwaffen auf

Redakteur WELT/WELT AM SONNTAG Hamburg
Bundespolizei präsentiert sichergestellte Schusswaffen Bundespolizei präsentiert sichergestellte Schusswaffen
Die 40 sichergestellten Schusswaffen, die Mitte März gestohlen worden waren
Quelle: dpa/Markus Scholz
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Auf dem Weg nach Süddeutschland verschwanden Mitte März mehr als drei Dutzend Schusswaffen. Dann gerieten zwei Männer aus Belarus mit möglichen Kontakten zur russisch-eurasischen Organisierten Kriminalität ins Visier der Ermittler. Das Versteck mit dem Diebesgut hatten sie gut getarnt – mit Hundekot.

Die Kögel BK4 ist eine halbautomatische Lang-Schusswaffe, die der amerikanischen M16 fast aufs Haar gleicht. Dass die Waffe, deren Lauf eine Länge von fast 43 Zentimetern hat, nicht als Kriegswaffe eingestuft ist, liegt allein daran, dass ihre Konstruktion kein Dauerfeuer zulässt. Für jene, die eine Waffenbesitzkarten haben, ist die Kögel deshalb legal erhältlich.

Gleich 40 solcher Waffen, die in den Händen Unbefugter größtmöglichen Schaden anrichten können, je fünf Stück verpackt in einem Karton aus Pappe, waren Mitte März auf dem Weg nach Nürnberg. Ein dort ansässiger Waffenhändler hatte sie bestellt. Sie kamen auf dem Seeweg aus China, ihr Container wurde am Hamburger Burchardkai auf einen Güterwaggon geladen und Richtung Süden gefahren.

Bundespolizei präsentiert sichergestellte Schusswaffen
Polizeidirektor Helgo Martens, Einsatzleiter der Bundespolizei
Quelle: dpa/Markus Scholz

Dann aber verlor sich ihre Spur. Wie sich herausstellte, waren die 40 Waffen auf dem Trasportweg aus dem Container gestohlen worden. Als der Zug in Nürnberg eintraf, entdeckte ein Bahnmitarbeiter, dass der Container geöffnet worden sein musste. Die Plomben fehlten. Die zuständige Bundespolizei übernahm die Ermittlungen – die sich schnell ausweiteten, als bekannt wurde, was da gestohlen worden war.

„Wir gehen davon aus, dass die Waffen im Darknet verkauft werden sollten“, sagte Polizeidirektor Helgo Martens, der Chef Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Hamburg vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft Lüneburg. Mittlerweile sind die Waffen wieder sichergestellt. Die Sicherheitsbehörden sprechen von einem „großartigen Erfolg“.

Zwei Männer wurden festgenommen, ein 30-Jähriger und ein 49-Jähriger aus Belarus, die laut der zuständigen Staatsanwaltschaft in Deutschland nur geduldet waren. Der Fall, der noch nicht in allen Einzelheiten aufgeklärt, lässt einen überaus faden Beigeschmack zurück.

Da ist die Frage, warum die Waffen einfach so, ohne weitere Sicherheitsmaßnahmen, in einem Seecontainer durch Deutschland gefahren wurden. Ungeklärt ist ebenfalls noch, woher die beiden Tatverdächtigen von der Lieferung wussten. Und dann sind da die möglichen Verbindungen der beiden zur russisch-eurasischen Organisierten Kriminalität (OK). Wer war der Auftraggeber? Und was, wenn die halbautomatischen Waffen auf den illegalen Markt gelangt wären?

Container auf dem Bahnhof Maschen geöffnet

In den Tagen nachdem der Diebstahl bekannt geworden war, liefen bei der Bundespolizei die Drähte heiß. Schnell stellte sich heraus, dass die Waffen aus dem Container gestohlen worden sein mussten, als der Güterzug über drei Nächte, vom 16. bis zum 19. März, auf dem Rangierbahnhof Maschen stand.

Aufgrund der örtlichen Zuständigkeit übernahm die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Hamburg die Ermittlungen zusammen mit der Staatsanwaltschaft Lüneburg. Eine besondere Aufbauorganisation (BAO), eine größere Ermittlungseinheit, wurde gegründet. Der Name: „Depot“. Martens war der Einsatzleiter.

Innerhalb weniger Tage stellte sich der erste Erfolg ein: Am Waffencontainer konnten DNA-Spuren sichergestellt werden. Ein Fährtenhund nahm am Bahnhof Maschen Witterung auf. Eine Plombe wurde noch auf dem Bahnhofsgelände entdeckt, dazu Reste der Pappkartons. Die Ermittler gingen schnell davon aus, dass die Diebe die Waffen in einem Depot in einem nahen Waldstück versteckt hatten.

Versteck mit Hundekot versehen

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Das Gelände wurde in Sektionen eingeteilt, Luftbilder wurden ausgewertet. Zweimal liefen die Ermittler an dem besonders gut getarnten Waffendepot vorbei, dann fanden sie es, am 25. März, knapp eine Woche nach dem Diebstahl. „Die Diebe hatten den Ort des Verstecks mit sehr viel Hundekot versehen“, sagte Einsatzleiter Martens. „Es war sehr eklig, da langzugehen.“

Dann brauchten die Ermittler einen „langen Atem“, wie sich Martens erinnert. Die Mitglieder einer sogenannten Mobilen Fahndungseinheit (MFE) gruben sich im Wald ein. Dreizehn Tage mussten sie warten, dann näherten sich die beiden Verdächtigen dem Depot, überprüften es und wollten gerade in einen Chrysler steigen und wegfahren, als die Bundespolizisten sie festnahmen.

Die beiden Verdächtigen, die in Seevetal wohnen sollen, sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie werden sich wegen besonders schwerem Diebstahl verantworten müssen. Die 40 Waffen, die zusammen einen Wert von knapp 46.000 Euro haben, werden nach Abschluss der Ermittlungen an den Waffenhändler aus Nürnberg ausgehändigt, davon geht die Staatsanwaltschaft derzeit aus. Die Ermittlungen dauern an, hieß es am Freitag. Der Fall sei noch längst nicht abgeschlossen.

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