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Wenn ein kleiner Stempel die Einreise verhindert

Der deutsche Pass erlaubt den visumfreien Grenzübertritt in 188 Länder, zumindest theoretisch. Doch wer bestimmte Stempel im Reisedokument hat, dem droht die Zurückweisung – im schlimmsten Fall sogar Gefängnis.
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Deutsche Reisepässe. Wer ganz sicher gehen will, besorgt sich ein zweites Exemplar Deutsche Reisepässe. Wer ganz sicher gehen will, besorgt sich ein zweites Exemplar
Deutsche Reisepässe: Wer ganz sicher gehen will, besorgt sich ein zweites Exemplar
Quelle: pa/Bildagentur-online

Theoretisch öffnet ein deutscher Reisepass so gut wie alle Grenzen: In 188 Länder und Territorien rund um den Globus kommen Besitzer des bordeauxroten Dokuments derzeit ohne vorab beantragtes Visum rein, sieben Staaten (darunter USA und Kanada) verlangen eine elektronische Einreiseerlaubnis, die wesentlich einfacher zu bekommen ist als ein Visum.

Weltweit stehen nur Japaner besser da: Deren Pass erlaubt die visumsfreie Einreise in 189 Staaten. Singapurer kommen – wie die Bundesbürger – ebenfalls in 188 Länder, meldet die britische Beraterfirma Henley & Partners in ihrem aktuellen Passport Index, für den die Einreisevorschriften in 227 Staaten und spezielle Gebiete (wie Hongkong und Macau) verglichen wurden.

Doch in der Praxis lauern Fallen. In Form all der hübschen bunten Stempel, die man im Laufe der Jahre in seinem Reisepass wie Trophäen sammelt. Mit bestimmten Stempeln kann man an bestimmten Grenzen nämlich erhebliche Probleme bekommen, bis hin zur Einreiseverweigerung. Da nützt dann auch die schöne Statistik vom mächtigen deutschen Reisepass nichts mehr.

USA und andere Länder stören bestimmte Stempel

Beispiel USA: Eigentlich kommen deutsche Touristen seit 2008 im Rahmen des ESTA-Verfahrens visumsfrei in die Vereinigten Staaten. Website aufrufen, paar Fragen beantworten, 14 US-Dollar überweisen, fertig.

Doch wer einen Stempel aus dem Jahr 2011 oder danach aus dem Iran, Irak, Sudan, Jemen, aus Syrien, Libyen oder Somalia im Pass hat, hat Pech gehabt. Dann muss man bei der US-Botschaft oder im US-Konsulat persönlich für ein Visum vorstellig werden. Wer es ohne Visum versucht, wird am Immigration-Schalter zurückgewiesen und ins nächste Flugzeug zurück nach Deutschland verfrachtet.

Oberstes Gericht billigt Trumps Einreise-Restriktionen

Im Streit um seine Einreise-Restriktionen für Bürger mehrerer muslimischer Länder hat sich US-Präsident Donald Trump vor dem Obersten Gericht des Landes durchgesetzt. Die Entscheidung erging mit fünf gegen vier Stimmen.

Quelle: WELT

Das blüht auch Reisenden in bestimmten Staaten des Nahen Ostens: Prangt ein israelischer Stempel im Pass, verweigern zum Beispiel Libanon, Kuwait und Iran die Einreise. Lösung des Problems: Den israelischen Grenzbeamten bitten, den Stempel auf eine separate Einreisekarte zu setzen, die später entfernt wird. Die Israelis kennen das Prozedere bereits und machen das anstandslos.

Laut Auswärtigem Amt stört ein israelischer Stempel nicht, wenn man nach Ägypten, Jordanien, Oman oder in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen will.

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Besonders skurril: Selbst arabische Stempel können eine Einreise in manche muslimischen Länder blockieren – wer jordanische oder ägyptische Einreisestempel von einer der Grenzstationen zu Israel im Pass hat (etwa Taba oder Allenby-/King-Hussein-Brücke), dem wird die Einreise nach Saudi-Arabien und in den Iran verweigert.

Wer umgekehrt Israel besuchen will, aber einen arabischen, iranischen, indonesischen oder malaysischen Stempel im Dokument hat, muss sich auf eine intensive Durchleuchtung durch israelische Grenzer gefasst machen – was selbst eine Unterhosenuntersuchung nicht ausschließt, im ungünstigsten Fall die Zurückweisung.

Eine Lösung für Probleme mit dem Reisepass

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Auch in China droht die Stempel-Falle. Und zwar, wenn im Pass Hinweise auf Reisen in die Türkei zu finden sind. Dann bekommt man sein Touristenvisum nicht anstandslos, sondern muss mit einer Vorladung ins Konsulat rechnen – die Chinesen wollen sicherstellen, dass niemand einreist, der Verbindungen zu den aufmüpfigen Uiguren in Nordwestchina (Xinjiang) hat. Viele Exil-Uiguren, die für eine Unabhängigkeit kämpfen, haben in der Türkei Zuflucht gesucht.

Quelle: Infografik WELT

Und waren Sie schon mal in Armenien? Dann könnte ein Urlaub im Nachbarland Aserbaidschan schwierig werden. „Reisende, deren Pässe armenische Visa enthalten, müssen bei der Einreise nach Aserbaidschan mit längeren Wartezeiten und Befragungen rechnen. Es kann auch zu Einreiseverweigerungen kommen“, warnt das Auswärtige Amt.

Wer in der – nur von Armenien anerkannten – Republik Berg-Karabach war, die auf besetztem aserbaidschanischen Territorium liegt, sollte unbedingt auf eine Reise nach Aserbaidschan verzichten: Dort gelten Touren nach Berg-Karabach als Straftat, es droht sogar Gefängnis.

Doch es gibt eine Lösung, um der Stempel- und Visafalle zu entkommen: den Zweitpass. Den kann jeder beantragen, der ein „berechtigtes Interesse“ hat – und das liegt bereits vor, wenn man in ein Land reisen will, das einem die Einreise wegen eines kleinen bunten Stempels eines anderen Staates verweigert. Einziger Unterschied zum Erstpass: Der Zweitpass ist nicht zehn, sondern nur sechs Jahre gültig.

„SSSS“ auf der Bordkarte bringt viel Stress

Passagiere Richtung USA tun künftig gut daran, vor der Einreise genauer auf ihre Bordkarte zu gucken. Stehen darauf die vier Buchstaben „SSSS“, kann das richtig Stress bedeuten.

Quelle: N24

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