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Ein kühles Bad mitten in der Sahara

Wer an die Sahara denkt, stellt sich Sand, Trockenheit und Hitze vor. Was die wenigsten wissen: Im Nordosten des Tschad bieten gleich 16 Seen Erfrischung. Und das Land hält noch mehr Überraschungen bereit.
Reiseredakteurin
Tschad: Die über 20 Quadratkilometer große Seenlandschaft von Ounianga speist sich aus riesigen Grundwasserdepots Tschad: Die über 20 Quadratkilometer große Seenlandschaft von Ounianga speist sich aus riesigen Grundwasserdepots
Die über 20 Quadratkilometer große Seenlandschaft von Ounianga speist sich aus riesigen Grundwasserdepots
Quelle: Universal Images Group/Getty Images

Das Land Tschad

Der Tschad ist das am wenigsten erforschte Land in der Sahara, wobei die ersten Expeditionsberichte im 19. Jahrhundert überwiegend von deutschen Forschungsreisenden stammen. Deutschland unterhält neben Frankreich (bis 1960 Kolonialmacht) auch als einziges EU-Land eine Botschaft in der Hauptstadt N’Djamena – mithin beruht die Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes für den Tschad (betrifft die Grenzregionen) auf Vor-Ort-Informationen.

Dennoch sind für 2019 Reisen buchbar, die in den Nordosten des Tschads führen mit den Welterbestätten Ennedi-Massiv und Ounianga-Seen (Bedu Expeditionen). Diamir Erlebnisreisen bietet Touren in das Tibesti an, das höchste Gebirge der Sahara, sowie in den Zakouma-Nationalpark.

Der Tschad hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 1750 Kilometer und reicht von der Sahara über die Sahel-Zone bis in die Savanne hinein. Drei Vegetationszonen, die auch das Schutzgebiet Ouadi Rimé-Ouadi Achim im Zentrum des Landes bestimmen – mit rund 80.000 Quadratkilometer ist es fast so groß wie Österreich.

Der Tschad
Quelle: Infografik WELT

Die Seenlandschaft

Ein kühles Bad in der Sahara? Für die im Nordosten des Tschad lebenden Nomaden kein Problem. Gleich 16 Seen stehen zur Auswahl – große und kleine, flache und tiefe (bis zu 26 Meter), Süßwasserseen und salzhaltige Gewässer.

Nur eines ist allen gemeinsam: Die Wassertemperatur steigt kaum über 17 Grad Celsius. Wofür es mehrere Gründe gibt: So speist sich die über 20 Quadratkilometer erstreckende Seenlandschaft von Ounianga aus riesigen Grundwasserdepots, große Teile der Seen sind von schwimmenden Schilfwäldern bedeckt, „zudem sorgen Wind und Verdunstung für Abkühlung an der Oberfläche“ (Stefan Kröpelin, Universität zu Köln).

Der Wildhund

Das Tschadbecken ist Rückzugsraum des Afrikanischen Wildhundes. Er ähnelt äußerlich Hyänen, hat aber nicht wie diese ein streng hierarchisches, sondern ein demokratisches Sozialverhalten. Das behaupten Wissenschaftler im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“.

Demnach verständigen sich Wildhunde mit einer Art Niesen, wenn sie jagen wollen. Kommt vom Alphatier kein „Hatschi“, kann es von der Mehrheit überstimmt werden. Das Niesen sei wie ein „Wahlsystem“, so die Forscher.

Afrikanischer Wildhund (Lycaon pictus)
Quelle: Universal Images Group/Getty Images

Die Airline

Zwei Bombardier-Q400-Maschinen gehören zur Flotte der Tchadia Airlines, die am 1. Oktober 2018 an den Start ging. Damit hat der Tschad wieder eine nationale Fluggesellschaft (der Toumaï Air Tchad war 2012 aus Sicherheitsgründen die Lizenz entzogen worden).

Tchadia Airlines verbindet die fünf wichtigsten Städte des Landes miteinander: N’Djamena, Moundou, Abéché, Srah, Faya-Largeau; internationale Ziele sollen folgen. Bis dato bietet Ethiopian Airlines (sie ist an der Tchadia Airlines zu 49 Prozent beteiligt) täglich Flüge von Frankfurt via Addis Abeba in den Tschad an.

Die Regenmacher

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Vier Hühnerfedern, eine Kalebasse – das braucht ein Regenmacher vom Volk der Hadjerai, um die Regenzeit vorauszusagen. Regenmacher anderer Ethnien (es gibt 200 im Tschad) könnten auch Wolken herbeirufen, aus denen Regen falle, versicherte der Afrika-Kenner Al Imfeld 1995 in seinen Reiseerinnerungen.

Regenmacher
Quelle: Infografik WELT

Der Vulkan

Einige Thermalquellen bezeugen den vulkanischen Charakter des Emi Koussi im Tibesti. Beim letzten großen Ausbruch vor mehreren Zehntausend Jahren entstanden zwei Calderen (13 Kilometer Durchmesser) und tiefe Krater, in denen sich Natron ablagerte.

Dieses Minerals wegen besteigen Tubu-Nomaden regelmäßig den Emi Koussi, den mit 3415 Metern höchsten Berg der Sahara; Kamele begleiten sie dabei. Dank der Lasttiere ist der Aufstieg auch für Touristen gut machbar.

Dennoch reist jährlich gerade mal ein Dutzend Ausländer zum Emi Koussi. Denn nur die ersten 1000 Kilometer sind von N’Djamena aus befahrbar, dann geht es zu Fuß weiter, zehn Tage lang.

Vulkan im Tschad
Quelle: National Geographic/Getty Images

Das Zitat

„Tschad, Oase der Sahelzone“

Mit diesem Spruch auf den Trikots des FC Metz warb das afrikanische Land 2016 um französische Touristen – und damit um Bürger der ehemaligen Kolonialmacht. Doch nicht daran entzündete sich im Tschad Kritik, sondern an den zwölf Millionen Euro hohen Werbekosten. Der Vertrag ist inzwischen aufgelöst.

Der Steinbogen

Mit 122 Meter Höhe und 76 Meter Spannweite ist der Aloba Arch im Nordosten des Tschad der größte Torbogen der Sahara. Er gehört zum Ennedi-Massiv, bizarre Felsformationen, die sich über 40.000 Quadratkilometer erstrecken.

der Aloba Arch im Nordosten des Tschad
Quelle: De Agostini/Getty Images

Skurriles, Rekordverdächtiges, Typisches: Weitere Teile unserer Länderkunde-Serie finden Sie hier.

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